Farid verkauft gekühlte Kokosmilch an einem kleinen Straßenstand in Jakarta, im zentralen Viertel Menteng. Er kommt damit gerade so über die Runden, sagt er, seine Frau arbeitet als Teilzeit-Lehrerin, sonst könnten sie die Kinder wohl nicht durchbringen. Farid ist strikt dagegen, dass die Subventionierung von Benzin, in Indonesien seit Jahren ein extrem teures Mittel, die Lebenshaltungskosten niedrig zu halten von Jokowi, dem kommenden Präsidenten beendet wird:
"Bei meinem niedrigen Einkommen wird es für mich schwierig, weil alle Dinge des täglichen Lebens dann teurer werden, wegen der steigenden Transportkosten. Für Leute mit mehr Geld ist das natürlich kein Problem."
Ein Fünftel des jährlichen Staatshaushaltes wird davon aufgefressen, dass der Liter Benzin an den Tankstellen Indonesiens mit 6.500 Rupien, umgerechnet gut 40 Euro-Cent 40 Prozent unter dem eigentlichen Marktpreis liegt.
Jokowi, der kommende Präsident, bisher von vielen geradezu verehrt, ist nun in der Realität angekommen. Er braucht das Geld, um seine Wahlversprechen realisieren zu können, mehr und kostenlose Bildung sowie ein kostenfreies Gesundheitssystem vor allem. Jayadi Hanan ist Politikwissenschaftler an der Universität Jakarta:
"Ökonomisch gesehen ist die Subventionierung von Benzin völlig falsch, am Ende auch nicht gut für die Menschen, weil das Geld an anderer Stelle fehlt. Aber wo es fehlt, und wofür es nun genutzt werden soll, dass muss Jokowi genau erklären, und er muss seinen Wählern zeigen, dass es sein Ziel bleibt, ihre Situation zu verbessern."
Jokowi steht für ein modernes, demokratisches Indonesien, das wirtschaftlich prosperiert, die Börse in Jakarta hat nach seiner Wahl deutlich zugelegt - Jokowi aber muss seine Position erst festigen. Im Parlament hat er keine Mehrheit, er muss Koalitionen bilden und daher Kompromisse eingehen. Und er muss zeigen, dass er das, was er ebenfalls allen versprochen hat, auch schafft: die Korruption zu bekämpfen. Jayadi Hanan:
"Er trägt zumindest keine politische Last mit sich herum, er ist nicht Teil der bisherigen Machtelite. Er hat bewiesen, als Bürgermeister von Solo und Gouverneur von Jakarta, dass er die Korruption wirklich bekämpft. Er kann die Versprechen erfüllen."
Joko Widodo selber, der kommende Präsident des 250 Millionen Einwohner Inselreiches Indonesien, sagt es so:
"Wir dürfen Freiräume, in denen Korruption gedeihen kann, nicht mehr zulassen. Wir werden durch e-budgeting beispielsweise alle Geldströme transparent machen, alles wird online nachvollziehbar sein, das reduziert die Möglichkeiten zur Manipulation."
Jokowis Präsidentschaft, das ist ein Versprechen auf die Zukunft, meint Politikexperte Jayadi Hanan, aber eben auch ein Experiment mit ungewissem Ausgang:
"Das ist jetzt unsere Wahl, mit einem Risiko, das die Öffentlichkeit eingegangen ist, die Öffentlichkeit muss Jokowi unter Druck setzen und bestrafen, wenn er nicht liefert, was er versprochen hat."
Draußen auf der Straße wird dieses Experiment kontrovers diskutiert. Jokowi hat die Wahl mit knapp sechs Prozentpunkten Vorsprung gewonnen, mit einer eher knappen Mehrheit also. Bari ist Kurierfahrer, ein Mann mit geringem Einkommen, er hat für Prabowo Subianto gestimmt, den Gegenkandidaten, den vermeintlich starken Mann, der das alte Indonesien der Generäle zu repräsentieren versprach:
"Mir ist wichtig, dass einige der guten Ideen Prabowos von Jokowi mit aufgenommen werden, beispielsweise das Versprechen, Arbeitsplätze vor allem für Indonesier zu schaffen und die Unternehmen zu nationalisieren. Mir ist es eigentlich nicht so wichtig, wer Präsident ist."
Tio von Kalimantan, die freiwillige Wahlkämpferin dagegen verspricht sich alles von Jokowi, dem 53-Jährigen, jugendlich wirkenden Fan harter Rockmusik, dem netten Mann von nebenan:
"Die Korruption muss besser bekämpft werden, die Anti-Korruptionsbehörde muss gestärkt werden, wir brauchen mehr Bildung für unsere Kinder, für alle, auf Borneo brauchen wir Zugang zu allen Grundbedürfnissen, natürlich auch zur Krankenversorgung."
Hohe Erwartungen, vielleicht zu hohe Ansprüche, die auf dem immer lächelnden Jokowi, dem ehemaligen Möbelhändler, in den kommenden Monaten lasten werden.