Dass PFAS eine Gefahr für Mensch und Umwelt sind, ist bekannt. Die ältesten aus dieser Stoffgruppe heißen Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA). Beide Stoffe reichern sich im Körper an, schädigen Organe, erzeugen Krebs und greifen in das Hormonsystem ein. Damit sie nicht auf lange Zeit die Umwelt belasten, will die US-Umweltschutzbehörde EPA jetzt zum ersten Mal einen gesetzlichen Grenzwert für sie im Trinkwasser vorschlagen. Endlich, sagt Tom Bruton vom Green Science Policy Institute, einem Thinktank in Kalifornien.
"Bis jetzt gibt es keine bundesweiten Trinkwasserverordnungen für Perfluoroktansulfonsäure und Perfluoroktansäure. Es gibt eine unverbindliche Empfehlung der EPA, aber keine Verordnung, die bestimmt, dass Trinkwasser geprüft werden muss, um zu sehen, ob es mit PFAS verseucht ist."
"Bis jetzt gibt es keine bundesweiten Trinkwasserverordnungen für Perfluoroktansulfonsäure und Perfluoroktansäure. Es gibt eine unverbindliche Empfehlung der EPA, aber keine Verordnung, die bestimmt, dass Trinkwasser geprüft werden muss, um zu sehen, ob es mit PFAS verseucht ist."
"Menschen auf der ganzen Welt tragen diese gefährlichen Substanzen in sich"
Laut einer Studie der Umweltschutzorganisation Environmental Working Group lebt gut ein Drittel der US-Amerikaner mit PFAS-belastetem Trinkwasser. Bei 99 Prozent aller US-Bürger findet sich PFAS im Blut. Deshalb müsse die US-Umweltbehörde EPA endlich verbindliche Niedrigwerte festlegen, warnt Philippe Grandjean, Professor für Umweltgesundheit an der Harvard Universität in Boston.
"Das US-Zentrum für Krankheitskontrolle CDC hat 2018 ein Gutachten zu den PFAS vorgelegt, das die Trump-Regierung zunächst nicht veröffentlichen wollte, weil sie einen gesundheitspolitischen Skandal befürchtete. Es wurde dann doch veröffentlicht und zeigt, dass der Risikorahmen und die Wassergrenzwerte viel niedriger sein sollten als die Empfehlung der EPA vor zwei Jahren."
Vielleicht wird das Gutachten der CDC-Wissenschaftler jetzt doch ernstgenommen. Ihr Vorschlag: Den Grenzwert für PFAS im Trinkwasser von 70 Teilen pro Billion laut EPA-Empfehlung auf elf Teile pro Billion zu reduzieren. Nur so könne die Bevölkerung vor Cholesterinanstieg und Nieren- oder Hodenkrebs geschützt werden. Und Kinder vor einer verminderten Reaktion ihres Immunsystems auf Impfungen. Doch Philippe Grandjean befürchtet aktuell noch etwas ganz anderes:
"Das US-Zentrum für Krankheitskontrolle CDC hat 2018 ein Gutachten zu den PFAS vorgelegt, das die Trump-Regierung zunächst nicht veröffentlichen wollte, weil sie einen gesundheitspolitischen Skandal befürchtete. Es wurde dann doch veröffentlicht und zeigt, dass der Risikorahmen und die Wassergrenzwerte viel niedriger sein sollten als die Empfehlung der EPA vor zwei Jahren."
Vielleicht wird das Gutachten der CDC-Wissenschaftler jetzt doch ernstgenommen. Ihr Vorschlag: Den Grenzwert für PFAS im Trinkwasser von 70 Teilen pro Billion laut EPA-Empfehlung auf elf Teile pro Billion zu reduzieren. Nur so könne die Bevölkerung vor Cholesterinanstieg und Nieren- oder Hodenkrebs geschützt werden. Und Kinder vor einer verminderten Reaktion ihres Immunsystems auf Impfungen. Doch Philippe Grandjean befürchtet aktuell noch etwas ganz anderes:
"Menschen auf der ganzen Welt tragen diese gefährlichen Substanzen in sich. Ich vermute, dass viele gefährdete Menschen nach dem Ausbruch einer Epidemie wie dem Coronavirus kränker werden, als wenn sie nicht mit PFAS belastet wären, weil sie die notwendigen Abwehrstoffe nicht mehr so gut produzieren können. Das ist eine Hypothese, die noch nicht bewiesen ist, aber sie macht mir große Sorgen."
Florida ist am stärksten mit PFAS belastet
Während New Jersey und Kalifornien die Initiative ergreifen sowie PFAS im Trinkwasser bestimmte Grenzwerte erreichen, gehen viele US-Bundesstaaten einen anderen Weg. Florida zum Beispiel. Der Gliedstaat hat noch nicht einmal Standards eingeführt – obwohl Miami laut der Environmental Working Group eine der am meisten mit PFAS verseuchten Großstädte Amerikas ist.
Fragen muss sich auch die US-Behörde für Lebensmittel und Medikamentensicherheit (FDA) gefallen lassen. Seit sie bei einer Untersuchung keine großen Mengen von PFAS in Lebensmitteln feststellen konnte, hält sie einen Grenzwert für diese Chemikalien nicht mehr für erforderlich. Philippe Grandjean hält das für fahrlässig:
Fragen muss sich auch die US-Behörde für Lebensmittel und Medikamentensicherheit (FDA) gefallen lassen. Seit sie bei einer Untersuchung keine großen Mengen von PFAS in Lebensmitteln feststellen konnte, hält sie einen Grenzwert für diese Chemikalien nicht mehr für erforderlich. Philippe Grandjean hält das für fahrlässig:
"Schlamm von der Abwasserbehandlung wird oft als Dünger in der Landwirtschaft benutzt. Studien haben aber gezeigt, dass ein Teil des Schlamms mit PFAS verseucht ist – und nun finden wir die Stoffe auch in Kuhmilch. Einige landwirtschaftliche Betriebe mussten bereits schließen, weil sie ihre Milch nicht mehr verkaufen konnten."
Druck von allen Seiten
Die ohne hin unter Donald Trump zusammengestutzte US-Umweltbehörde EPA sitzt mittlerweile zwischen allen Stühlen. So hat das US-Repräsentantenhaus einen Plan vorgelegt, der die EPA dazu zwingen soll, Trinkwasserstandards für PFAS festzulegen – doch das lehnt die Trump-Regierung ab. Sie warnt, der US-Präsident würde ein solches Gesetz mit einem Veto blockieren. Mittlerweile verdrängt das Coronavirus die gefährlichen PFAS aus dem Bewusstsein der Politiker – in einer Zeit, in der Amerika solche Grenzwerte dringend bräuchte.