Heute ist der Welttag des Buches. Der 23. April ist aber auch der Welttag des Bieres. Manchmal kommt mir der Gedanken, dass zu viele Menschen über Bücher und zu wenige Menschen über Biere reden.
"You will know my name is the Lord when I lay my vengeance upon thee."
Die aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste Sachbuch: diesmal mit Büchern von Altkanzlern und junggebliebenen Historikern, Ratgebern über alte Säcke, pornographischen Erfahrungsberichten vom Sex im Alter, erschöpfenden Auskünften über das Erschöpfungssyndrom sowie infantilen Schriften über Kinderkacke.
In diesem Monat bringen die zehn meistgelesenen Sachbücher der Deutschen 3611 Gramm auf die Waage: zusammen 2610 Seiten.
Platz 10) Elfriede Vavrik: Nacktbadestrand (edition a, 208 Seiten, 19.90 Euro)
Sicher das kurioseste Buch, seit ich diese Bestsellerliste bespreche: eine Mischung aus kruder, harter Pornografie in Prosa und der autobiografischen erotischen Erweckungsgeschichte einer 79-jährigen Frau, die 40 Jahre keinen Sex mehr hatte und dies nun kurz vor Torschluss nachholen möchte. Als Literatur sind diese Feuchtgebiete aus dem Jurassic Park ein schlichtes Grauen, als Dokument einer späten Selbstfindung nötigt mir dieses Buch allerdings gewissen Respekt ab.
9) Susanne Fröhlich: "Und ewig grüßt das Moppel-Ich" (Krüger Verlag, 255 S., 14,95 Euro)
Aber wieso denn eigentlich? Dieses Plädoyer gegen den Schlankheitswahn, eine auf Buchlänge gestreckte, quälend redundante Selbstrechtfertigung einer Autorin für ihr Gewicht, ist vor allem eins: viel zu dick. Für mich hingegen ist die neue Fröhlich die schönste Möglichkeit, rasch ein überflüssiges Pfund zu verlieren.
8) Kester Schlenz: "Alter Sack, was nun?" (Goldmann, 224 S., 16.95 Euro)
Der Autor fasst seine Erkenntnis zum Thema in den Satz:
"Am Ende gibt es ja nur zwei Wege: älter werden mit guter oder älter werden mit schlechter Laune."
Da hat Kester Schlenz sicher recht. Zwar sagt Schlenz lauter richtige Dinge – etwa dass mehr Filme für Ältere ins Kino kommen müssten, der Verkauf von Popcorn dort eine Erfindung des Teufels sei und man durchaus auch mit über 40 mal ins Theater gehen oder ein Buch lesen darf. Ich aber habe beschlossen, ohne dieses komplett unnötige Buch voll banaler Philosopheme und alberner Gemeinplätze älter zu werden. Denn das macht mir sehr gute Laune.
7) Richard David Precht: "Wer bin ich und wenn ja wie viele?" (Goldmann, 400 S., 14,95 Euro)
In einfacher Sprache und leicht fasslichen und einprägsamen Bildern vermittelt Richard David Precht einen Überblick über Philosophie und Hirnforschung, also über jenes Wissen, das wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts darüber haben, was uns zu Menschen macht.
6) Margot Kässmann: "In der Mitte des Lebens" (Herder, 160 S. 16,95 Euro)
In der Kirche schweigen müssen Frauen schon lange nicht mehr. Aber wenn sie das Wort ergreifen, sollte es etwas konziser geschehen als hier. Dieses schwurbelige Buch der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche übers Älterwerden kommt zwar vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber nie auf den Punkt.
5) Miriam Meckel: Brief an mein Leben (Rowohlt, 224 S. 18,95 Euro)
Ich mag Miriam Meckel, ich hasse dieses Buch. Es liest sich wie die Fleißarbeit einer Streberin, die nun auch noch aus ihren Depressionen Aufmerksamkeitskapital schlägt: ärgerlich aufgrund seiner verblüffend platten Schreibe und Faktenarmut, verleitet es durch seine schiere Existenz zu der Schlussfolgerung, dass nicht "Burnout" die Diagnose für das ist, worunter die Autorin leidet, sondern Logorrhoe.
4) Manfred Lütz: "Irre" (Gütersloher Verlagshaus, 208 S. 17. 95 Euro)
Ein wahrhaft informatives, ein in seiner Argumentation ebenso scharfsinniges wie schlagfertiges Plädoyer gegen die Ausgrenzung psychisch Kranker, geschrieben von einem sprachmächtigen Psychiatrischer und Theologen.
3) Eckhart von Hirschhausen: "Glück kommt selten allein" (Rowohlt, 384 S. 18.90 Euro)
Der Autor sucht sein Heil in der Zen-artigen Wiederholung von Weisheiten wie:
"Ärger, den man nicht gehabt hat, hat man nicht gehabt."
Analog möchte ich als Kritiker sagen: "Bücher, die man nicht gelesen hat, hat man nicht gelesen." Zu meinem Ärger habe ich "Glück kommt selten allein" allerdings gelesen.
2) Helmut Schmidt, Fritz Stern: Unser Jahrhundert (C.H. Beck, 288 S. 21.95 Euro)
Ab wann wird Reichtum obszön? Wer hat eigentlich mehr auf dem Kerbholz: Bush junior oder Bush senior? Und weshalb hätte unter den Bedingungen der Mediendemokratie heute ein Bismarck weniger Chancen als ein Franz Josef Strauss? Dieses Buch ist ein echter Lichtblick dieser Liste: zwei Menschen, ebenso gebildet wie gescheit, Altkanzler Helmut Schmidt und Historiker Fritz Stern, eine Art Waldorf und Statler des Geistes, sprechen, streiten und spekulieren über Sternstunden der Weltgeschichte.
Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste Sachbuch:
Michael Mittermeier: Achtung Baby! (Kiepenheuer & Witsch, 259 S. 14.95 Euro)
Viele Menschen finden diese Aneinanderreihung flauer Gags über die mitunter absonderlichen Stimmungsschwankungen und Heisshungerattacken Schwangerer sowie die Pipi-, Kacka- und Kotzgewohnheiten von Kleinkindern offenbar lustig. Mich hat dieses Buch nur zweimal zum Lachen gebracht: als ich hörte, was der Autor für einen Vorschuss dafür bekam, und als ich sah, dass es auf Platz eins der deutschen Bestsellerliste steht.
"You will know my name is the Lord when I lay my vengeance upon thee."
Die aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste Sachbuch: diesmal mit Büchern von Altkanzlern und junggebliebenen Historikern, Ratgebern über alte Säcke, pornographischen Erfahrungsberichten vom Sex im Alter, erschöpfenden Auskünften über das Erschöpfungssyndrom sowie infantilen Schriften über Kinderkacke.
In diesem Monat bringen die zehn meistgelesenen Sachbücher der Deutschen 3611 Gramm auf die Waage: zusammen 2610 Seiten.
Platz 10) Elfriede Vavrik: Nacktbadestrand (edition a, 208 Seiten, 19.90 Euro)
Sicher das kurioseste Buch, seit ich diese Bestsellerliste bespreche: eine Mischung aus kruder, harter Pornografie in Prosa und der autobiografischen erotischen Erweckungsgeschichte einer 79-jährigen Frau, die 40 Jahre keinen Sex mehr hatte und dies nun kurz vor Torschluss nachholen möchte. Als Literatur sind diese Feuchtgebiete aus dem Jurassic Park ein schlichtes Grauen, als Dokument einer späten Selbstfindung nötigt mir dieses Buch allerdings gewissen Respekt ab.
9) Susanne Fröhlich: "Und ewig grüßt das Moppel-Ich" (Krüger Verlag, 255 S., 14,95 Euro)
Aber wieso denn eigentlich? Dieses Plädoyer gegen den Schlankheitswahn, eine auf Buchlänge gestreckte, quälend redundante Selbstrechtfertigung einer Autorin für ihr Gewicht, ist vor allem eins: viel zu dick. Für mich hingegen ist die neue Fröhlich die schönste Möglichkeit, rasch ein überflüssiges Pfund zu verlieren.
8) Kester Schlenz: "Alter Sack, was nun?" (Goldmann, 224 S., 16.95 Euro)
Der Autor fasst seine Erkenntnis zum Thema in den Satz:
"Am Ende gibt es ja nur zwei Wege: älter werden mit guter oder älter werden mit schlechter Laune."
Da hat Kester Schlenz sicher recht. Zwar sagt Schlenz lauter richtige Dinge – etwa dass mehr Filme für Ältere ins Kino kommen müssten, der Verkauf von Popcorn dort eine Erfindung des Teufels sei und man durchaus auch mit über 40 mal ins Theater gehen oder ein Buch lesen darf. Ich aber habe beschlossen, ohne dieses komplett unnötige Buch voll banaler Philosopheme und alberner Gemeinplätze älter zu werden. Denn das macht mir sehr gute Laune.
7) Richard David Precht: "Wer bin ich und wenn ja wie viele?" (Goldmann, 400 S., 14,95 Euro)
In einfacher Sprache und leicht fasslichen und einprägsamen Bildern vermittelt Richard David Precht einen Überblick über Philosophie und Hirnforschung, also über jenes Wissen, das wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts darüber haben, was uns zu Menschen macht.
6) Margot Kässmann: "In der Mitte des Lebens" (Herder, 160 S. 16,95 Euro)
In der Kirche schweigen müssen Frauen schon lange nicht mehr. Aber wenn sie das Wort ergreifen, sollte es etwas konziser geschehen als hier. Dieses schwurbelige Buch der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche übers Älterwerden kommt zwar vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber nie auf den Punkt.
5) Miriam Meckel: Brief an mein Leben (Rowohlt, 224 S. 18,95 Euro)
Ich mag Miriam Meckel, ich hasse dieses Buch. Es liest sich wie die Fleißarbeit einer Streberin, die nun auch noch aus ihren Depressionen Aufmerksamkeitskapital schlägt: ärgerlich aufgrund seiner verblüffend platten Schreibe und Faktenarmut, verleitet es durch seine schiere Existenz zu der Schlussfolgerung, dass nicht "Burnout" die Diagnose für das ist, worunter die Autorin leidet, sondern Logorrhoe.
4) Manfred Lütz: "Irre" (Gütersloher Verlagshaus, 208 S. 17. 95 Euro)
Ein wahrhaft informatives, ein in seiner Argumentation ebenso scharfsinniges wie schlagfertiges Plädoyer gegen die Ausgrenzung psychisch Kranker, geschrieben von einem sprachmächtigen Psychiatrischer und Theologen.
3) Eckhart von Hirschhausen: "Glück kommt selten allein" (Rowohlt, 384 S. 18.90 Euro)
Der Autor sucht sein Heil in der Zen-artigen Wiederholung von Weisheiten wie:
"Ärger, den man nicht gehabt hat, hat man nicht gehabt."
Analog möchte ich als Kritiker sagen: "Bücher, die man nicht gelesen hat, hat man nicht gelesen." Zu meinem Ärger habe ich "Glück kommt selten allein" allerdings gelesen.
2) Helmut Schmidt, Fritz Stern: Unser Jahrhundert (C.H. Beck, 288 S. 21.95 Euro)
Ab wann wird Reichtum obszön? Wer hat eigentlich mehr auf dem Kerbholz: Bush junior oder Bush senior? Und weshalb hätte unter den Bedingungen der Mediendemokratie heute ein Bismarck weniger Chancen als ein Franz Josef Strauss? Dieses Buch ist ein echter Lichtblick dieser Liste: zwei Menschen, ebenso gebildet wie gescheit, Altkanzler Helmut Schmidt und Historiker Fritz Stern, eine Art Waldorf und Statler des Geistes, sprechen, streiten und spekulieren über Sternstunden der Weltgeschichte.
Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste Sachbuch:
Michael Mittermeier: Achtung Baby! (Kiepenheuer & Witsch, 259 S. 14.95 Euro)
Viele Menschen finden diese Aneinanderreihung flauer Gags über die mitunter absonderlichen Stimmungsschwankungen und Heisshungerattacken Schwangerer sowie die Pipi-, Kacka- und Kotzgewohnheiten von Kleinkindern offenbar lustig. Mich hat dieses Buch nur zweimal zum Lachen gebracht: als ich hörte, was der Autor für einen Vorschuss dafür bekam, und als ich sah, dass es auf Platz eins der deutschen Bestsellerliste steht.