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Informatik als Pflichtfach an Bayerns Schulen

Am Mittwoch begann an Münchens Technischer Universität die INFOS 2003. Alle zwei Jahre von der Gesellschaft für Informatik veranstaltet, wurde die diesjährige Tagung in die bayrische Landeshauptstadt verlegt - nicht ohne guten Grund. Ab kommendem Schuljahr wird es für alle Gymnasien in Bayern ab der 6. Klasse Informatik als Pflichtfach geben. Damit ist Bayern das erste Bundesland, das dieses Wahlfach in die Allgemeinausbildung übernommen hat. Die Tagung soll nun die methodischen Fragen des Informatikunterrichts untersuchen, sowie die Möglichkeiten der besseren Lehreraus- und -fortbildung.

    Autorin: Susanne Lettenbauer

    Lange hat es gedauert, ehe sich in Bayern die Befürworter von "Informatik als Schulfach" durchsetzen konnten. Seit ab 1983 die bayrischen Schulen mit den damals neuesten Commodore-PCs ausgestattet worden waren, so Ministerialdirigent Peter Müller, gingen die Diskussionen im Ministerium hin und her. Erst nachdem die jetzige Ministerin Monika Hohlmeier gegen alle Widerstände die Informatik nun an die Schulen gebracht hat und mit Hilfe von 24 Millionen Euro aus der bayrischen Hightech-Offensive die Zahl der PC-Arbeitsplätze auf 210.000 gestiegen ist, wird nicht mehr darüber diskutiert, ob man denn informatisches Grundwissen an die Schüler bringen sollte, sondern wie:

    Es gibt zwei Extrempunkte, in die dieses Fach nicht abgleiten darf: Es darf auf der einen Seite kein PC-Handling-Kurs werden, es darf aber auch keine theorielastige Informatikvorlesung in die Schule vorgezogen werden, sondern es muss den Mittelweg ergeben, strukturelles Informatikhintergrundwissen , das von der aktuellen Bedientechnik unabhängig ist an Gegenständen den Schülern nahe zu bringen, die sie aus ihrem täglichen Leben kennen. Insofern wird dieser Skepsis nur zu begegnen sein durch die konkrete Gestaltung des Unterrichts und wie man das macht, das ist die eigentlich große Frage.

    Erstes Erprobungsfeld für die im Fortbildungszentrum Dellingen auf Informatik um- oder weitergeschulten Pädagogen waren seit vier Jahren die 18 Versuchsschulen Bayernweit, vor allem die Europäischen Gymnasien Bereich 3. Ebenso wie in Biologie, Physik oder Mathematik gibt es in Informatik Hausaufgaben, Noten und Klassenarbeiten, jeweils 2 Schüler teilen sich in der Schule einen PC. Computerspiele sind dagegen tabu, es geht allein um arithmetisches Grundwissen, das zur Not auch ohne PC gelernt werden könnte. Elke Frey hatte anfangs als studierte Mathe/Physik-Lehrerin Probleme, sich auf das neue Fach einzustellen, das sie in Höchstatt nahe Nürnberg lehrt:

    Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kinder sich auch auf den theoretischen Teil der Informatik sehr schön einlassen, dass ihnen dieses Fach sehr viel Spaß macht, dass insbesondere Kinder, die noch nicht so viel Vorwissen im Umgang mit IT-Systemen mitbringen, dass die am meisten davon profitieren, aufmerksam sind und auch bei den Rechenschaftsablagen besser abschneiden als diejenigen, die glauben, dass sie über Computer eigentlich schon alles wissen und damit gut umgehen können.

    Dass man in Bayern noch ganz am Anfang steht, was die Vermittlung von Informatik an 6-Klässler angeht, zeigen die wenigen Einsendungen, die für den Tagungswettbewerb um die besten Unterrichtsbeispiele zum Informatikunterricht eingegangen sind. Doch da in diesem Jahr der neue Lehrplan für die Gymnasien in Kraft tritt, also erst im nächsten Jahr die sechsten Klassen Informatik büffeln müssen, sieht Ministerialdirigent Müller die fehlenden Ideen gelassen. Er ist vor allem stolz darauf, dass Lehramtsstudenten künftig Informatik als zweites und nicht wie bisher nur als drittes Studienfach belegen können.

    Einige Schüler vom Carl-Orff-Gymnasium Unterschleißheim bei München, die in diesem Jahr in die 6. Klasse gekommen sind und ernüchtert waren, dass die Unterrichtsministerin nicht persönlich ihr Lieblingsprojekt vorgestellt hat, sehen ihrem neuen Unterrichtsfach gelassen entgegen:

    Ich finde das eigentlich ganz nett, aber ich würde das jetzt nicht so ausdehnen, das soll nur eine Grunderfahrung sein. Wenn man sich dafür interessiert, kann man das ja auch noch hier studieren. Man sollte aber schon so eine Grunderfahrung kriegen. Aber wenn man das jetzt durchsetzt muss man das schnell durchsetzen, weil wir dem neuen Lehrplan davon laufen und dann nichts mehr davon haben.