Iran
Inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi kündigt Autobiografie an

Die seit drei Jahren inhaftierte iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi hat die Veröffentlichung ihrer Autobiografie angekündigt. Sie habe das Buch bereits fertiggestellt, sagte die 52-Jährige in einem Interview mit der französischen Zeitschrift "Elle". Mohammadi plant demnach ein weiteres Buch, dass sich mit Frauen im Iran beschäftigt, die aus politischen Gründen inhaftiert sind.

    Portrait der Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi. Sie trägt das Haar offen und schaut direkt in die Kamera.
    Die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi (Archivbild). (AFP / -)
    Für das schriftlich geführte Interview nutzte die Aktivistin eine vorübergehende Freilassung. Mohammadi konnte Anfang Dezember das Gefängnis für drei Wochen aus medizinischen Gründen verlassen. Sie verbüßt ihre Strafe nach Angaben ihres Mannes im berüchtigten Evin-Gefängnis im Norden der iranischen Hauptstadt Teheran.

    Mohammadi: insgesamt 70 Mitgefangene aus allen Schichten und Altersgruppen im Frauentrakt

    Im Frauentrakt seien rund 70 Frauen "aus allen Schichten, Altersgruppen und politischen Richtungen" inhaftiert, darunter "Journalistinnen, Schriftstellerinnen, Intellektuelle, Menschen verschiedener verfolgter Religionen, Bahai, Kurdinnen, Frauenrechtlerinnen", sagte Mohammadi über ihre weiblichen Mitgefangenen in dem "Elle"-Interview, bei dem sie Fragen auf Persisch schriftlich und per Sprachnachricht beantwortete.
    In ihrem neuen Buch wolle sie unter anderem "über die Übergriffe und die sexuelle Belästigung" schreiben, die gegen weibliche Gefangene im Iran verübt würden, sagte sie weiter. "Ich hoffe, dass es bald erscheint."

    Erschwerte Haftbedingungen

    In dem Interview beschrieb die Aktivistin unter anderem die erschwerten Haftbedingungen, unter denen sie und weitere Frauen zu leiden hätten. Dabei gehöre die Einzelhaft "zu den am häufigsten eingesetzten Folterinstrumenten". "Sie ist ein Ort, an dem politische Gefangene und Häftlinge sterben. Ich habe persönlich Fälle von Folter und schwerer sexueller Gewalt an meinen Mitgefangenen dokumentiert", sagte Mohammadi. Sie teilte sich eine Zelle mit 13 weiteren Frauen.
    Angesichts der Haftbedingungen sei es für die politische Gefangenen eine Herausforderung, für den "Anschein von Normalität" zu kämpfen. "Denn es geht darum, unseren Peinigern zu zeigen, dass sie uns nicht erreichen und uns nicht brechen können", sagte Mohammadi. Mit Blick auf die Willkür der Behörden fügte sie hinzu, dass "jede Äußerung in der Zeitung zu neuen Anklagen führen kann".
    Mohammadi wurde in den vergangenen 25 Jahren wegen ihres Einsatzes gegen den Kopftuchzwang für Frauen und gegen die Todesstrafe wiederholt verurteilt und inhaftiert. Als sie im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, nahmen ihre beiden Kinder den Preis stellvertretend für sie in Empfang.
    Diese Nachricht wurde am 03.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.