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Initiative "Joblinge"
Hilfe für den Start ins Berufsleben

Schlechter Schulabschluss, keine Ausbildung, kein Arbeitsplatz - so ergeht es vielen Jugendlichen. Die bundesweite Initiative "Joblinge" will das ändern. Vermittelt wird dabei nicht nur Know-how, sondern auch neues Selbstvertrauen. Ein Besuch am Standort Hamburg.

Von Axel Schröder | 18.07.2015
    Stellenangebote auf Zetteln stecken in einer Wandtafel mit der Überschrift "Ausbildungsangebote" am Donnerstag (12.04.2012) in Berlin im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit im Arbeitsamt Mitte in der Friedrichstraße.
    Viele Jugendlichen suchen seit Jahren in den Jobcentern eine Ausbildungsstelle, meist ohne Erfolg. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene )
    Zwölf junge Frauen und Männer sitzen im Halbrund vor Verena Lenzen. Sie leitet die Informationsveranstaltung der sogenannten "Joblinge" in Hamburg. Die Initiative soll die Chancen der jungen Erwachsenen auf einen Ausbildungsplatz verbessern. Auch die der 19-järhigen Elena:
    "Ich suche schon seit drei Jahren eine Ausbildung. Das hat fast nie geklappt. Deshalb hat das Jobcenter mich hierhergeschickt. Und das will jetzt halt versuchen!"
    Jede Menge Praktika hat Elena schon hinter sich. Nun soll das Coaching durch die "Joblinge" helfen, einen Ausbildungsplatz als Medizinische Fachangestellte zu bekommen. Vor sieben Jahren entwickelten die Boston Consulting Group und die Kuenheim-Stiftung des Autobauers BMW das Konzept der Initiative. Es geht um "Corporate Social Responsibility", um die soziale Verantwortung von Unternehmen - und darum, genügend qualifizierte Nachwuchskräfte für die deutsche Wirtschaft zu gewinnen, so Anja Meyfarth, die Standortleiterin der "Joblinge" in Hamburg:
    "Wir richten uns an Altbewerber. Das heißt, an Jugendliche, die keinen Schulabschluss, schlecht Hauptschule, schlecht Real haben. Die im Übergangssystem sind. Durchschnittlich 21 Jahre. Wir haben aber auch 23- und 24-Jährige im Programm, die das Ziel haben, definitiv eine Ausbildung zu bekommen."
    Individuell zugeschnittenes Coaching
    Geschickt werden geeignete Bewerber um das Coaching von den Jobcentern. Wie ernst es ihnen damit ist, müssen sie Anja Meyfarth und ihrem Team dann erst einmal zeigen. Denn das sechsmonatige, sehr individuell zugeschnittene Coaching fordert die jungen Erwachsenen. Wer davon ausgeht, nur ab und zu an den Workshops teilnehmen zu müssen, an Bewerbungstrainings, Einzelgesprächen, den begleitenden Praktika, hat keine Aussicht auf einen Platz im "Joblinge"-Programm. Um das herauszufinden, müssen die Anwärter auf das Coaching sich zum Beispiel zwei Tage in einem ehrenamtlichen Projekt engagieren.
    "Das ist ein ganz wichtiges Kernelement, wo mein Team dann auch die Jugendlichen sieht, begleitet, spricht. Und am Ende man auch sagt – wenn der Jugendliche hoffentlich kommt und nicht am zweiten Tag schon nicht mehr auftaucht – dann sagt: 'Sie sind dabei! Sie sind ein Jobling, Teil dieses Programms.' Und das ist der erste Erfolg, den unsere Teilnehmer seit längerer Zeit nicht mehr gehabt haben."
    Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit vermitteln
    Den jungen, bislang bei der Arbeitsplatzsuche erfolglosen Erwachsenen wollen Anja Meyfarth und ihr Team nicht nur Know-how, sondern auch neues Selbstvertrauen geben. Vor allem wird aber darauf geachtet, den jungen Leuten Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit beizubringen. Klappt das nicht, kommen die Teilnehmer immer wieder zu spät oder gar nicht, gibt es Einzelgespräche, auch Abmahnungen.
    "Und es kommt definitiv vor, dass sicherlich zwei, drei diese Chance hier nicht nutzen wollen oder können."
    Zwei, drei von jeweils 20 Kursteilnehmern. Die meisten der pro Jahr betreuten 80 "Joblinge" bleiben aber am Ball. Ihnen können während des halbjährigen Coachings Praktika vermittelt werden und sieben von zehn Absolventen des Coachings finden am Ende eine Lehrstelle. Zu ihnen gehört auch der 20-jährige Toni. Er wartet gerade auf ein Gespräch mit Anja Meyfarth. Breites Lächeln, in der Hand eine Klarsichthülle mit einem Arbeitsvertrag:
    "Also ich hatte echt gar keine Perspektive, so gut wie gar nichts. Ich habe einen neuen Job, eine Ausbildung gesucht und war da ziemlich perspektivlos, wusste nicht, wie ich anfangen soll mit den Bewerbungen und so was. Das war alles ziemlich schwierig für mich alleine. Und ich mache jetzt eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik. Das ist genau mein Ding. Und bin super-glücklich, dass ich jetzt den Vertrag in der Hand habe."