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Initiative schützt einheimische Wildtiere in Australien

Zu den Attraktionen Australiens gehört die Tierwelt: Beuteltiere und andere Exoten konnten sich dort halten, die nirgendwo sonst vorkommen. Seit 20 Jahren kümmert sich der Wildlife Information and Rescue Service, abgekürzt WIRES, um die Rettung der ursprünglichen Tierwelt auf dem fünften Kontinent.

Von Margarete Blümel |
    "Ich heiße Jan Mc Guirk und bin eine der freiwilligen Tierpflegerinnen von den WIRES. Wir von WIRES kümmern uns um die einheimischen Tiere Australiens, also zum Beispiel um Känguruhs und andere Beuteltiere. Ich habe auch Opossums hier in meiner Pflegestelle und außerdem immer wieder eine Vielzahl von Vögeln, für die ich Sorge trage. "

    Jan Mc Guirk hat die obligatorische Ausbildung für die freiwilligen Helfer schon seit langem hinter sich: Ein zweitägiger Kurs zum Umgang mit Schlangen, Echsen, Beuteltieren und Vögeln, sechs Monate mit einem erfahrenen WIRES - Helfer an ihrer Seite, dann die Lizenz, ohne die niemand im Bundesstaat New South Wales ein krankes Wildtier bei sich aufnehmen und pflegen darf.

    Dass WIRES sich ausschließlich um einheimische Tiere kümmert, hat gute Gründe. Durch die Einführung fremder Arten, die mit den einheimischen Tieren um deren Nahrung und deren Lebensraum konkurrieren, sind einige der indigenen Vogel- und Säugetierarten unmittelbar vom Aussterben bedroht. So sind zum Beispiel die aus England mitgebrachten Füchse und die Katzen als Fleischfresser ohne natürliche Feinde und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die einheimische Tierwelt dar. Auch die ehemals importierten Ziegen sind in vielen Gegenden ein Problem, zum einen als Nahrungskonkurrenten, zum anderen, da sie die Angewohnheit haben, in Wasserstellen zu urinieren.

    Jan Mc Guirk hat mit der Pflege der bei ihr untergebrachten einheimischen Tiere mehr als genug zu tun. Zur Zeit hat die freiwillige Helferin der WIRES sechs Känguruhs und drei Opossums in ihrem Gehege, kümmert sich um die zwölf Vögel in ihrer Voliere und um die im Augenblick in ihren Bauten dösenden vier Wombats.

    Wombats? Simon Harris, einer der Manager von WIRES, springt Jan zur Begriffsklärung bei:

    "Was das Aussehen angeht, erinnert mich ein Wombat sehr an einen Bären. Wombats kommen nur in Australien vor, gehören zu den Beuteltieren und sind Einzelgänger. Das macht die Pflege von kranken Wombats auch so schwer - sie müssen Bauten zu ihrem Rückzug haben und man muss sie separat von anderen Tieren halten. "
    Kranke Wombats, verletzte Känguruhs, Opossums, Vögel, Schlangen, Echsen - trotz der mehr als zweitausend Helfer, die mittlerweile im Dienst der Organisation stehen, sagt Simon Harris, kann WIRES der Flut der Arbeit kaum Herr werden:

    "Es gibt eine Menge von Gründen, warum die Tiere immer wieder unsere Hilfe brauchen. Zum Beispiel die Verstädterung mit der dazugehörigen Bebauung, die vielen Wildtieren den Lebensraum nimmt. Dann wieder werden etliche Känguruhs, Koalas oder auch Ameisenigel von Autos angefahren. Aber ein Gutteil der sicher zwölftausend Anrufe, die wir jeden Monat bekommen, geht auf Angriffe von Hunden oder Katzen zurück. Eidechsen, selbst Wallabies, die Kleinkänguruhs, fallen zum Beispiel Katzen zum Opfer. Deshalb gehört neben der Pflege der verletzten Tiere die Beratung von Tierhaltern zu unseren wichtigsten Aufgaben. "

    So werden Katzenhalter gebeten, ihre Tiere nachts im Hause zu halten oder sich eines der im Handel erhältlichen portablen Gehege anzuschaffen, damit die Katzen einen gewissen Freilauf haben, aber Vögeln und anderen Kleintieren nichts zuleide tun können.

    Doch selbst wenn dies umgesetzt wird, ändert es natürlich nichts daran, dass an anderer Stelle immer wieder Hilfe nötig wird. Mal gibt das noch im Bauch befindliche Junge eines totgefahrenen Wombats Lebenszeichen von sich. Dann wieder muss ein Kleinkänguruh, das aus dem Beutel gefallen ist, versorgt werden. Solche Patienten bleiben oft ein, zwei Jahre bei den freiwilligen Helfern. Bis sie wieder ausgewildert werden:

    "Wenn allerdings die Farmer eines dieser Känguruhs bald nach seiner Auswilderung erschießen, dann ist das natürlich ein schwerer Schlag für uns. Auf dem Land sehen wir uns diesem Problem immer wieder gegenüber - ein Känguruh, das wir zwei Jahre lang hochgepäppelt haben, wird freigelassen und ist dann eine Woche später tot. Erschossen. In den Augen der Farmer stellen viele der von uns betreuten Tiere Nahrungskonkurrenten dar. Sie fressen ihren Rindern das Gras weg und machen unter Umständen auch noch die Zäune kaputt. Da ist kein Dialog möglich. In solchen Gegenden sieht man unser Tun natürlich mit Argusaugen. "

    Trotz solcher Rückschläge - Jan McGuirk möchte ihre Arbeit für die WIRES nicht mehr missen. Auch wenn sie nun schon seit vier Jahren keinen Urlaub mehr gemacht hat. Bis auf das verlängerte Wochenende im vergangenen Jahr, in den Blue Mountains. Ein Kurzurlaub, der möglich war, weil die Besitzerin des Motels ihr gestattete, ihre drei Wombats mitzubringen. Seitdem gehört die Motelinhaberin auch zu den WIRES:

    "Am Ende haben Sie doch fast immer dieses Gefühl, dass Sie die Tiere durchgebracht haben. Ob sie nun verletzt waren oder als Waise zu Ihnen gekommen sind. Und dann kommt dieser Moment, in dem man das Tor öffnet und sie wieder dahin entlässt, wohin sie auch gehören. Das zu erleben, entschädigt mich für alles. "