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Initiative Tierwohl
Bauernverband verspricht Fortschritte beim Tierschutz

Wenn Tausende von Schweinen oder Hühnern in riesigen Ställen gehalten werden - ist das noch "tiergerechte Haltung"? Der Bauernverband hat auf Kritiker reagiert und die Initiative Tierwohl gestartet. Sie soll für mehr Tierschutz in deutschen Ställen sorgen.

Von Dieter Nürnberger | 13.01.2015
    Masthähnchen in einem Stall
    Masthähnchen in einem Stall (picture alliance / dpa)
    Heute vormittag fiel in Berlin ist auf jeden Fall der Startschuss für die Initiative Tierwohl, die im vergangenen Herbst ja auch von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) mit angeschoben wurde. Das Ganze soll nun für mehr Tierschutz in den Ställen sorgen, somit auch eine artgerechtere Haltung ermöglichen. Mit an Bord der Initiative sind die Landwirtschaft, der Handel und auch die Fleischwirtschaft. Und im Kern geht es darum, Tierschutzkriterien, die die Landwirte umsetzen, künftig zu honorieren. Alexander Hinrichs, designierter Geschäftsführer der Trägergesellschaft, über das konkrete Zusammenspiel der Akteure:
    "Das sind eben Kriterien zur Tiergesundheit, zu den Ställen, und auch zur Hygiene beispielsweise. Diese Kriterien werden von den Landwirten umgesetzt, werden durch neutrale Zertifizierungsstellen überprüft. Und für die Umsetzung dieser Kriterien zahlt der Lebensmitteleinzelhandel einen Tierwohl-Beitrag von vier Cent pro Kilogramm Frischfleisch in einen Fonds ein. Aus diesem Fonds erhalten die teilnehmenden Landwirte dann den Tierwohl-Zuschuss für die umgesetzten Maßnahmen."
    Naturschützer bleiben skeptisch
    Der Tierschutz in der industriellen Ernährungswirtschaft wird ja schon seit langem kontrovers diskutiert. Auch diesmal gibt es Kritik - die Kriterien würden etwa nicht weit genug gehen. So gibt es beispielsweise für die Schweinemast bestimmte Basiskriterien - etwa vorgeschriebenes Tageslicht in den Ställen - die erfüllt sein müssen. Und es gibt freiwillige Wahlkriterien, aus denen der mitmachende Landwirt dann auswählen kann, sie somit nicht alle erfüllen muss: Auslauf gehört hier beispielsweise dazu oder alternativ auch über den Standard hinausgehende Flächengrößen.
    Hubert Weiger jedenfalls, dem Vorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, geht dies nicht weit genug:
    "Es reichen einige marginale Verbesserungen - zum Beispiel der Verzicht auf das Schwanzkupieren im Bereich der Schweinehaltung, um dann sagen zu können, ja, mein Tier stammt aus einem Haltungssystem, welches sich dem Tierwohl verpflichtet hat. Aber ich habe somit keine Kontrollmöglichkeit, es gibt keine Transparenz für den Verbraucher. Es heißt, wir haben Produkte aus Tierwohl-Beständen, aber welche dies im Einzelnen sind, was die Bauern konkret gemacht haben, damit es tatsächlich dem Tier besser geht, das wird nicht deklariert."
    Supermärkte machen mit
    Bei der Initiative Tierwohl mitmachen wollen alle großen Handelsketten in Deutschland. Sie werden auch damit werben, aber in der Tat wird es so sein, dass eben nur ein bestimmter Teil des Angebots an Fleisch in einem jeweiligen Supermarkt auch wirklich diesen Kriterien der Initiative entspricht. Das Einzelprodukt wird nämlich nicht gekennzeichnet sein.
    Zuspruch kommt hingegen vom Deutschen Bauernverband, der jahrelang ja auch dafür gekämpft hat, dass die Mehrleistung von Landwirten in diesem Bereich entsprechend honoriert werden müsse. Johannes Röring ist Vorsitzender des DBV-Ausschusses Schweinefleisch:
    "Aber es ist so, dass man als Landwirt mehr damit verdient. Es lediglich - so habe ich persönlich nachgerechnet - der Ausgleich für den Mehraufwand. Wir wissen ja alle, was bei den Verbrauchern und in der Gesellschaft diskutiert wird, daher ist es wichtig, dass es in dieser Initiative zum ersten Mal gelungen ist, diesen Mehraufwand auch honoriert zu bekommen, unabhängig vom Marktpreis. Das ist ein sehr guter Ansatz."
    Unumstritten ist die Initiative also nicht, Kritik kommt beispielsweise auch vom Deutschen Tierschutzbund. Die Initiative Tierwohl spricht von einem Prozess, der nun angeschoben wird, und auch künftige Weiterentwicklungen - etwa beim Kriterienkatalog - nicht ausschließt.