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Innoplanta: Feldzerstörungen sind Rechtsbrüche

Die Initiative "Gendreck-weg" hat erneut zu einer "freiwilligen Feldbefreiung" aufgerufen. Die Gentechnik-Gegner wollen Genpflanzen auf dem Acker herausreißen, symbolisch also - aus ihrer Sicht - das Übel an der Wurzel packen. Dazu hat heute in Berlin der Verein "Innoplanta" Stellung bezogen. Dieser ist ein Netzwerk von Unternehmen, Politikern und Saatzüchtern sowie wissenschaftlichen Einrichtungen, die den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft befürworten.

Von Philip Banse | 20.07.2007
    Die Befürworter der grünen Gentechnik machen sich keine Illusionen. Sie lehnen Gewalt ab, verhindern könne man diese Feldzerstörungen jedoch nicht, sagt Uwe Schrader, Vorsitzender von Innoplanta, einem Verein zur Förderung der grünen Gentechnik.

    "Wir möchten zu allererst Aufmerksamkeit erzeugen, weil wir den Eindruck haben, dass die Feldzerstörungen einfach so hingenommen werden als Kavaliersdelikte, das sind sie nicht, sie sind eindeutig Rechtsbruch, Akte der Selbstjustiz, Verletzung des Eigentumsrechts der Landwirte. Wir werden in fünf Kilometer Entfernung eine eigene Informationsveranstaltung machen, in der wir sachlich über die grüne Gentechnik informieren, aber gleichzeitig auch drauf hinweisen, dass Feldzerstörungen keine Mittel sind, um das Thema auszutragen."

    Davon werden sich die Mitglieder der Initiative "Gendreck weg" nicht bremsen lassen, sagt ihr Sprecher Sprecher Michael Grolm, Agraringenieur und Berufsimker:

    "Wir sprechen da nicht von Gewalt, sondern wir sprechen von Bewahrung, und zwar bewahren wir das, was drum herum steht und wo wir nicht möchten, dass das verseucht wird. Ich als Berufsimker habe massiv Probleme, meinen Kunden in Zukunft Honig anzubieten mit genmanipulierten Pollen, da wird mir mein ganzer Beruf zerstört. Das ist für mich die eigentliche Gewalt."

    In Deutschland werden derzeit je nach Schätzung zwischen 2000 und 2700 Hektar gentechnisch veränderter Pflanzen angebaut. Die Initiative "Gendreck weg" hat in den vergangenen drei Jahren nach eigenen Angaben knapp einen halben Hektar davon zerstört. Dafür wurden Mitglieder der Initiative zu Geldstrafen verurteilt. Uwe Schrader, Vorsitzender von Innoplanta, reicht das nicht:

    "Ich freue mich sehr über das Engagement, und das ist ein Lob an die Brandenburger Polizei, an das Innenministerium, auch an das Justizministerium, die auch im letzten Jahr schon die Täter verfolgt und verurteilt haben. Völliges Unverständnis haben wir natürlich zum Vorgehen von Dietmar Woitke, Brandenburgs Minister für ländliche Entwicklung, Umwelt- und Verbraucherschutz. Er ist bekanntermaßen ein Kritiker der Gentechnik, dennoch wundert und ärgert es uns, dass er zum Thema Feldzerstörung noch nichts gesagt hat. Und das stärkt den Gegnern den Rücken."

    Der genaue Schaden der Feldzerstörungen sei schwer zu berechnen:

    "Es sind sicherlich mehrere Millionen Euro direkter ökonomischer Schaden. Der ideelle Schaden ist jedoch für meine Begriffe noch viel höher einzuschätzen. Weil mittelständische Saatzüchter, Großunternehmen und Wissenschaftsinstitute ihre Feldversuche nicht mehr durchführen können, ins Ausland verlagern oder ganz einstellen müssen. Und dieser ideelle Schaden für den Wissenschaftsstandort Deutschland ist fatal. "

    Den materiellen Schaden der Feldzerstörungen müssten Bauern und Industrie tragen, sagt Christoph Herlinger, Justiziar des Bundesverbandes deutscher Pflanzenzüchter: Für die Folgen des Anbaus von Gen-Pflanzen gebe es keine Versicherung. Gerade dies werten Kritiker der Gentechnik als Beweis dafür, dass die Risiken der grünen Gentechnik nicht kalkulierbar seien. Dem entgegnet der Justiziar des Bundesverbandes deutscher Pflanzenzüchter:

    "Ich glaube nicht, dass das spezifisch an der Frage hängt: gentechnisch verändert oder nicht? Es ist eine allgemeine Herangehensweise der Versicherungswirtschaft in den letzten Jahren zunächst einmal sehr lange Zeiträume verstreichen zu lassen, um eine empirische Basis für die Berechnung der Prämien zu bekommen. Und hier wird emotionslos gesagt: Bei der Gentechnik sind wir noch nicht so weit, weil wir eben diesen großflächigen kommerziellen Anbau über diese Zeitspanne noch nicht haben. Das wird emotionslos gesehen, ist aber schlicht eine Vorgabe der Versicherungsarithmetik. "