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Innovativ und zukunftsweisend

Zum Sommersemester 2003 hat die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ein studentisches Selbststudium-Zentrum namens "Skills-Lab" eingerichtet. Hier können angehende Mediziner mit modernster Technik ihre Kenntnisse in der Praxis erproben.

05.05.2003
    Ein Beitrag von Anke Petermann

    Ulrike Körner, Medizinstudentin im 9. Semester, deutet auf eine Gummipuppe auf einer Liege

    Das ist so eine Reanimationspuppe, ein notfallmedizinisches Modell, an dem man reanimieren, intubieren, Herzmassage machen kann. Man kann den auch an den Computer anschließen und dann sehen, ob er lebt oder tot ist, und wenn er tot ist, kann man ihn wiederbeleben und sieht über das Computerprogramm den Erfolg.


    Gemeinsam mit elf weiteren studentischen Hilfskräften hat Ulrike Körner das Selbststudium-Zentrum am Fachbereich Medizin initiiert und aufgebaut. Auf der anderen Seite des Raums beugt sich Silvia Hartmann über einen Kopfmodell und blickt mit einem Otoskop ins Ohr:

    Ich schau mir gerade einen Trommelfellbefund an, an diesem Modell. Man kann an dieser Leiste verschiedene Befunde einstellen und sich das dann im Ohr anschauen und wir haben dann eine Auflösung, da kann man schauen, ob man richtig lag oder ob man es nicht erkannt hat.

    Perforation, also Loch im Trommelfell, lautet hier die Diagnose, sie zu stellen war gar nicht so einfach, gibt Silvia Hartmann zu – ganz wie im richtigen Leben. Die Medizinstudentin möchte Hals-Nasen-Ohren-Ärztin werden und freut sich über die neue Möglichkeit zum Üben. Das Skills Lab ist täglich zwischen 10 und 18 Uhr fürs Selbststudium geöffnet, studentische Hilfskräfte weisen die Studierenden ein. Auf zwei Räume verteilen sich medizinische Geräte vom Ultraschall bis zum Mikroskop und Modelle von der Reanimationspuppe bis zu einzelnen Infusionsarmen, an denen man das Blutabnehmen und Spritzen üben kann. Etwa zwei Jahre Arbeit stecken im Skills Lab, aber den Organisatoren war es das Wert, so Marlen Wieczorek, Medizinstudentin im 10. Semester ...

    ...weil man im Studium wenig an Praktisches herangeführt wird und hauptsächlich theoretische Inhalte vermittelt bekommt. Und sobald man in die Famulatur oder ins PJ eintritt, bemerkt man, wie wenig praktische Fähigkeiten man hat, muss dann aber sofort an den Patienten gehen, und ist dann noch gehemmter ist im Grunde.

    Dieses Problem ist auch Reinhard Urban, dem Dekan des Fachbereichs bewusst. Er unterstützte deshalb das Projekt der Studierenden: der Fachbereich gibt die Anschubfinanzierung von 100.000 Euro und übernimmt die laufenden Kosten. "Wir können den Patienten nicht quälen", beschreibt Urban die Grenzen des praktischen Übens. Im Skills Lab können und sollen die Studierenden alles unbefangen ausprobieren:

    Das setzt natürlich voraus, dass ich irgendwann einen Anatomiekurs gemacht habe, aber dann ein Selbststudium, das ich weiter frühre, das dann nicht so sein soll, das man nur selbst und studiert Fehler macht , die sich verselbständigen. Dafür dann die Anleitung durch die Dozenten.

    Deren Angebote im Skills Lab sind sehr gefragt, die ersten Kurse sind schon ausgebucht . Katharina Prange hat noch einen Platz ergattert:

    Also ich habe mich für einen Gynäkologiekurs angemeldet. Da wird am Modell geübt , wie eine gynäkologische Untersuchung abläuft, und man kann sogar am Modell imitieren, wie eine Geburt abläuft und sich mal versuchen als Geburtshelfer sozusagen.