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Innovatives Campus-Radio

In Deutschland gibt es rund 50 Campusradios, die Hörfunk aus der Hochschule machen. Und schon bald kommt eines dazu: aus Erlangen. Das neue Campusradio wird das Erste sein, das auf die neue Übertragungstechnik DRM setzt. Während Radio heute meistens über UKW-Frequenzen gehört wird, nutzt DRM die fast vergessene Kurzwelle. Das neue Format für Digitalradio soll dieses Jahr in Deutschland eingeführt werden.

    Diese Musik klingt leider etwas dumpf, aber sie hat einen langen Weg hinter sich: von Portugal nach Finnland. Gesendet über eine Kurzwellenfrequenz. Wegen der Qualität schalten immer weniger Hörer ihr Radio auf die Kurzwelle und bleiben bei UKW. Das soll sich künftig ändern. Und zwar mit Digital Radio Mondiale - kurz DRM. Dabei werden die Daten erst digital gepackt und dann über die Kurzwelle versendet.

    Neben dem besseren Klang hat DRM noch einen Vorteil: Mit dem Audiosignal können auch Texte und einzelne Bilder durch die Luft geschickt werden. Das Fraunhofer-Institut in Erlangen ist an der Entwicklung von DRM beteiligt. Daher die Idee für das neue Campusradio. Thomas Bauernschmitt, Projektleiter von bit eXpress:

    Das Campusradio ist sozusagen die Vervollständigung unseres Themengebiets DRM hier. Damit wollen wir in einem Bereich auch zeigen, dass wir nicht nur an der Entwicklung mitarbeiten, sondern auch sehen möchten, wie so ein System im richtigen Einsatz läuft.

    Das Studio von bit eXpress ist beim Fraunhofer-Institut untergebracht, wo auch das MP3-Format erfunden wurde. Neben dem Institut ist auch die Universität Erlangen-Nürnberg am DRM-Campusradio beteiligt.

    Das Projekt ist interdisziplinär angelegt, soll für alle Studenten der Universität sein. Und da eben speziell in zwei Bereichen: Zum Einen in der Content-Gestaltung, zum Anderen aber auch in der Entwicklung von Technik.

    Die technische Umsetzung eines digitalen Radios ist besonders interessant für Studierende der Elektrotechnik. So auch für Stefan Schreiner, der als studentische Hilfskraft für die Sendetechnik zuständig ist.

    Es ist eine sehr schöne Ergänzung auf jeden Fall zum Studium. Studium ist ja doch gerade an der Uni etwas theorielastig manchmal. Ich kann hier sehr viel experimentieren, ich kann hier sehr frei arbeiten. Ich komm hier mit Messgeräten und mit Ausrüstung in Kontakt, die ich an der Uni als normaler Student nie in die Finger kriegen würde.

    Bit eXpress wird nicht das erste Campusradio in Erlangen sein. Schon seit fünf Jahren sendet das Uniradio Unimax wöchentlich drei Stunden Programm über einen lokalen Sender. Die beiden Projekte wollen zusammen arbeiten. Dazu Julia Hamann von Unimax:

    Ich denke was wir stellen können ist natürlich der Inhalt, weil sich das DRM-Campusradio ja jetzt auf die Technik spezialisiert hat um da eine neue Technik durchzusetzen. Und das ist natürlich wichtig, weil die Leute dort jetzt nicht so die journalistische Erfahrung haben, dass wir praktisch Beiträge produzieren oder ganze Sendungen, die dann dort mit dem Verfahren gesendet werden.

    Aber auch bei bit eXpress sollen Studierende in Zukunft das Radiomachen lernen. Und nicht nur das. Durch die Möglichkeit, auch Texte und Bilder zu versenden ergeben sich neue journalistische Arbeitsfelder. Thomas Bauernschmitt:

    Wir sind im Moment dabei, ein Bündel zu schnüren und möchten dann mit einem attraktiven Vortragsprogramm an die Studenten rausgehen und versuchen, die hierfür zu begeistern.

    Bit eXpress sendet derzeit ein Testsignal für den Raum Erlangen-Nürnberg. Die erste Live-Sendung soll am 22. Mai zu empfangen sein. Allerdings nur von einer Handvoll Hörer. Denn: Für die digitale Kurzwelle werden neue Empfänger benötigt. Die ersten Geräte sollen im Laufe des Jahres auf den Markt kommen. Schon vorher können sich Studierende aus Erlangen ihre DRM-Radios selbst bauen. Es ist technisch möglich, dass bit eXpress auf lange Sicht in ganz Deutschland sendet. Dann wäre es sicher interessant, auch Inhalte von anderen Campusradios zu übernehmen.

    Was also Kooperationen anbelangt sind wir da für alles offen. Und ich werd auch versuchen im Laufe der Zeit auf immer mehr Campusradios zuzugehen.

    [Autor: Matthias Felling]