"Dann werden die Insekten dazugesetzt. In diesem Fall ist es Kornkäfer…"
Für die winzigen schwarzen Käfer wird der Versuch tödlich enden. Und so soll es auch sein. Insektenvernichtung, das ist es, woran Inga Mewis forscht. Sie setzt die Tiere in ein Glas mit Weizenkörnern und schließt den Deckel. Für die Käfer fatal: die heiß begehrten Weizenkörner sind vermischt mit einem feinen bräunlichen Pulver: so genannter Diatomeenerde. Im Institut für Gartenbauwissenschaften der Berliner Humboldt-Universität arbeiten Wissenschaftler wie Inga Mewis daran, Schädlinge ohne Chemie, nur mit Hilfe solcher Diatomeenerde zu bekämpfen. Diatomeen, erklärt der Fachbereichsleiter Christian Ulrichs, sind fossile Algen:
"Diatomeen oder Kieselalgen sind Algen, die in jedem Meerwasser vorkommen. Und diese Diatomeen, wenn die absterben, sinken zu Boden, bilden riesige Sedimentablagerungen, und diese Ablagerungen wiederum nennt man dann Diatomeenerden. Die kommen also weltweit vor, können abgebaut werden, werden dann noch mal leicht modifiziert und haben eben eine insektizide Wirkung."
In Deutschland ist vor allem die Lüneburger Heide reich an Diatomeenerde. Schon im 19. Jahrhundert wurde sie hier abgebaut. Alfred Nobel tränkte das braune Pulver mit flüssigem Nitroglycerin und hatte damit das Dynamit erfunden. Die fossilen Algen finden aber auch bis heute Verwendung: in den Filtern von Bierbrauereien, als Pferdefutterzusatz oder in Kosmetika. Relativ neu ist allerdings der Einsatz von Diatomeenerde als Insektizid. Und lange war auch gar nicht klar, wodurch der feine Staub tödlich auf die Schädlinge wirkt:
"Wir haben festgestellt, dass diese sehr silikathaltigen Algenpartikel sich auf die Insektenhaut, auf die Cuticula, festsetzen, dort die Fette heraussaugen, damit die gesamte Insektenoberfläche porös wird, die Insekten dann vertrocknen als Folge dessen."
Das heißt, der Wirkmechanismus ist rein physikalisch, die Tiere trocknen aus und sterben – ganz ohne synthetische Insektizide. Diatomeenerde ist, so Ulrichs, nicht gesundheitsschädlich und könnte theoretisch in großem Umfang verwendet werden. Seit 1997 sind in Deutschland die ersten Diatomeen-Produkte in der Vorratshaltung im Einsatz, etwa im Bereich der Getreidelagerung. Die Wissenschaftler kämpfen allerdings noch mit einem großen Problem: Diatomeenerde wirkt so richtig nur in Regionen mit geringer Luftfeuchtigkeit, wie etwa in Teilen der Vereinigten Staaten oder in Australien, denn der feine Staub nimmt neben Fetten auch Wasser aus der Luft auf. Unter feuchten europäischen Bedingungen vermindert sich seine Wirksamkeit deutlich, und im Gartenbau ist er deshalb noch gar nicht im Einsatz. Christian Ulrichs und seine Kollegen versuchen deshalb, der Diatomeenerde Wasser abweisende Kieselsäuren beizufügen und arbeiten mit Hochdruck daran, sie so tauglich für den hiesigen Einsatz zu machen – auch im Gartenbau. Ulrichs hat auch schon eine Vorstellung davon, wie die Kunden den Staub eines Tages ausbringen sollen:
"Wir versuchen, das Ganze elektrostatisch auszubringen. Das heißt, ich würde unter Glas in einem Gartenbaubetrieb zwischen den einzelnen Reihen mit einem Gerät herumfahren, würde den Staub ausbringen, und der würde sich dann automatisch elektrostatisch praktisch an die Blätter ansaugen, so auch die Blattunterseiten erreichen und dort einen leichten Film hinterlassen, der dann die Insekten abtötet. Das kann durch einfaches Abwaschen entfernt werden. Beim Gießen etc. lässt sich das alles sehr leicht entfernen."
Und sogar Privatverbraucher sollen die Diatomeenerde eines Tages zu Hause verwenden:
"Das Produkt, an dem wir arbeiten, was wir hoffen zur Marktreife zu bringen, ist tatsächlich so: Das ist eine Sprühflasche. Wir sprühen die Geranien auf dem Balkon oder die Rosen ein. Wenn Milbenprobleme, Blattlausprobleme vorhanden sind. Es setzt sich ein feiner Film auf die Pflanzen, ein feiner Staubfilm. Die Tiere darunter vertrocknen alle, sterben ab, und nach zwei Tagen kann ich dann den Staub wieder abwaschen."
Inga Mewis hat das Glas mit den Käfern und den Weizenkörnern mittlerweile in eine Klimakammer gestellt. Ab jetzt beobachtet sie, wie die Tiere an dem braunen fossilen Algenstaub zu Grunde gehen:
"…und in dieser Klimakammer werden die Proben so für eine Woche, zwei Wochen gelassen. Ausgezählt wird die Mortalität nach drei Tagen, nach einer Woche. Die Kornkäfer können auch Eier ablegen, und dann zählt man nach fünf Wochen, ob doch noch neue Käfer aufgetaucht sind."
Für die winzigen schwarzen Käfer wird der Versuch tödlich enden. Und so soll es auch sein. Insektenvernichtung, das ist es, woran Inga Mewis forscht. Sie setzt die Tiere in ein Glas mit Weizenkörnern und schließt den Deckel. Für die Käfer fatal: die heiß begehrten Weizenkörner sind vermischt mit einem feinen bräunlichen Pulver: so genannter Diatomeenerde. Im Institut für Gartenbauwissenschaften der Berliner Humboldt-Universität arbeiten Wissenschaftler wie Inga Mewis daran, Schädlinge ohne Chemie, nur mit Hilfe solcher Diatomeenerde zu bekämpfen. Diatomeen, erklärt der Fachbereichsleiter Christian Ulrichs, sind fossile Algen:
"Diatomeen oder Kieselalgen sind Algen, die in jedem Meerwasser vorkommen. Und diese Diatomeen, wenn die absterben, sinken zu Boden, bilden riesige Sedimentablagerungen, und diese Ablagerungen wiederum nennt man dann Diatomeenerden. Die kommen also weltweit vor, können abgebaut werden, werden dann noch mal leicht modifiziert und haben eben eine insektizide Wirkung."
In Deutschland ist vor allem die Lüneburger Heide reich an Diatomeenerde. Schon im 19. Jahrhundert wurde sie hier abgebaut. Alfred Nobel tränkte das braune Pulver mit flüssigem Nitroglycerin und hatte damit das Dynamit erfunden. Die fossilen Algen finden aber auch bis heute Verwendung: in den Filtern von Bierbrauereien, als Pferdefutterzusatz oder in Kosmetika. Relativ neu ist allerdings der Einsatz von Diatomeenerde als Insektizid. Und lange war auch gar nicht klar, wodurch der feine Staub tödlich auf die Schädlinge wirkt:
"Wir haben festgestellt, dass diese sehr silikathaltigen Algenpartikel sich auf die Insektenhaut, auf die Cuticula, festsetzen, dort die Fette heraussaugen, damit die gesamte Insektenoberfläche porös wird, die Insekten dann vertrocknen als Folge dessen."
Das heißt, der Wirkmechanismus ist rein physikalisch, die Tiere trocknen aus und sterben – ganz ohne synthetische Insektizide. Diatomeenerde ist, so Ulrichs, nicht gesundheitsschädlich und könnte theoretisch in großem Umfang verwendet werden. Seit 1997 sind in Deutschland die ersten Diatomeen-Produkte in der Vorratshaltung im Einsatz, etwa im Bereich der Getreidelagerung. Die Wissenschaftler kämpfen allerdings noch mit einem großen Problem: Diatomeenerde wirkt so richtig nur in Regionen mit geringer Luftfeuchtigkeit, wie etwa in Teilen der Vereinigten Staaten oder in Australien, denn der feine Staub nimmt neben Fetten auch Wasser aus der Luft auf. Unter feuchten europäischen Bedingungen vermindert sich seine Wirksamkeit deutlich, und im Gartenbau ist er deshalb noch gar nicht im Einsatz. Christian Ulrichs und seine Kollegen versuchen deshalb, der Diatomeenerde Wasser abweisende Kieselsäuren beizufügen und arbeiten mit Hochdruck daran, sie so tauglich für den hiesigen Einsatz zu machen – auch im Gartenbau. Ulrichs hat auch schon eine Vorstellung davon, wie die Kunden den Staub eines Tages ausbringen sollen:
"Wir versuchen, das Ganze elektrostatisch auszubringen. Das heißt, ich würde unter Glas in einem Gartenbaubetrieb zwischen den einzelnen Reihen mit einem Gerät herumfahren, würde den Staub ausbringen, und der würde sich dann automatisch elektrostatisch praktisch an die Blätter ansaugen, so auch die Blattunterseiten erreichen und dort einen leichten Film hinterlassen, der dann die Insekten abtötet. Das kann durch einfaches Abwaschen entfernt werden. Beim Gießen etc. lässt sich das alles sehr leicht entfernen."
Und sogar Privatverbraucher sollen die Diatomeenerde eines Tages zu Hause verwenden:
"Das Produkt, an dem wir arbeiten, was wir hoffen zur Marktreife zu bringen, ist tatsächlich so: Das ist eine Sprühflasche. Wir sprühen die Geranien auf dem Balkon oder die Rosen ein. Wenn Milbenprobleme, Blattlausprobleme vorhanden sind. Es setzt sich ein feiner Film auf die Pflanzen, ein feiner Staubfilm. Die Tiere darunter vertrocknen alle, sterben ab, und nach zwei Tagen kann ich dann den Staub wieder abwaschen."
Inga Mewis hat das Glas mit den Käfern und den Weizenkörnern mittlerweile in eine Klimakammer gestellt. Ab jetzt beobachtet sie, wie die Tiere an dem braunen fossilen Algenstaub zu Grunde gehen:
"…und in dieser Klimakammer werden die Proben so für eine Woche, zwei Wochen gelassen. Ausgezählt wird die Mortalität nach drei Tagen, nach einer Woche. Die Kornkäfer können auch Eier ablegen, und dann zählt man nach fünf Wochen, ob doch noch neue Käfer aufgetaucht sind."