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Insel der Robbenmenschen

Kalymnos in der Ägäis gilt als die Insel der Schwammtaucher. Um die Naturschwämme im Meer zu ertauchen, riskierten die Menschen lange Zeit ihr Leben.

Von Jule Reiner |
    "Ich bin auf etwa 50 Meter Tiefe. Das Meer ist jetzt von einem freundlichen Blau. Es ist das Blau, in dem ich aufgewachsen bin. Alles ist bestens, ich bin ruhig. Ich steige weiter ab und muss beinahe lächeln bei dem Gedanken, dass diese Tiefe in der Unterwassermedizin lange Zeit als maximale Grenze angesehen wurde, die der Mensch erreichen kann, ohne zerquetscht zu werden oder unter der Wirkung des Wasserdrucks zu implodieren.

    Ich erlebe ein außerordentliches Glücksgefühl, sehr starke Empfindungen. Ungefähr 60 Meter trennen mich jetzt von der Oberfläche. Ich habe fast die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Die Meter fliegen vorüber, ich bin nur noch eins mit dem Meer. Ich weiß, dass ich ein Mensch bin, der atmen muss, aber ich spüre, dass ich es nicht mehr brauche."

    Umberto Pelizzari ist mehrfacher Rekordhalter in der Disziplin des Freitauchens oder auch Apnoetauchens. Ohne Sauerstoff lässt er sich an einem Seil mit dem Tauchschlitten in die Tiefe des Ozeans ziehen - bis zum Limit von 150 Metern. Sein Herzschlag verlangsamt sich, 1 Schlag alle 7 Sekunden, nur noch 9 Schläge in 1 Minute, die Lungenflügel sind zusammengedrückt auf die Größe eines Apfels: 2 Minuten, 3 Minuten ohne Atmung.

    Pelizzari berichtet von einem griechischen Taucher, der auf diese Weise schon 1913 in einer Tiefe von 80 Metern ausdauern konnte. Als vor der Insel Karpathos ein italienisches Kriegsschiff seinen Anker verloren hatte, trat jener Stathis Hatzis wie aus dem Nichts hervor und behauptete, er könne ihn bergen. Nach mehreren Tauchgängen von 45 bis 80 Metern fand er ihn tatsächlich. Hatzís gilt seither als Urvater des Apnoetauchens. Er war Schwammfischer von den Inseln der Dodekanes, die, so sagt man, die größten Herausforderer des Meeresgottes hervorgebracht haben. Besonders ein Inselname fällt dabei immer wieder: Kalymnos.

    Steil abfallend, schroff und gewaltig ragen die Kalkklippen von Kalymnos aus dem Meer. Unterm glockenblumenblauen Himmel scheinen die pastellfarbenen Häuser der Hafenstadt Pothia wie mit Wellenschlägen über die kahlen Hänge einer weiten Bucht geschwappt zu sein. Die Anlage dieser großen Stadt auf solch einer kleinen Insel hat etwas amphitheatralisches. Ihre Hafenmole ist so weit gespannt, dass das Meer wie ein glitzernder, ruhiger See darin eingefangen ist. Eine Bronzestatue des Neptuns empfängt die Reisenden mit der Aufschrift "Willkommen auf der Insel der Schwammtaucher".

    Entlang des Hafens reihen sich Cafés und Tavernen. Eine besonders hübsche ist mit Fotos von Schwammtauchern und vielen Accessoires aus Neptuns Reich dekoriert. "O Kafenés", Kaffeehaus, heißt sie schlicht. Einfache Dinge kommen auf den Tisch: Tomatensalat, Oliven, ein gegrillter Kalmar. Und die Bierflaschen mit einem kühlenden Neoprenwams. Beim Spaziergang entlang der Hafenbucht versteht man bald, wie anders Kalymnos ist: nahezu kosmopolitisch, mit klassizistischen Häusern, die vom Wohlstand vergangener Tage zeugen. Mit einem Spirituosengeschäft voll erlesener Weine und Brände. Eine Schiffswerft am einen Buchtrand, ein großes Hafenamt am anderen und davor eine winzige Touristeninformation - nur ein kleines Holzkiosk. Hier fällt einem das Buch einer jungen Autorin in die Hände. Faith Warn, sie kam "last minute" nach Kalymnos - und blieb jahrelang. "Bitter Sea" heißt das Buch, "Bitteres Meer", und ist den Schwammtauchern gewidmet. Auch der Fischer Stathis Hatzis war einer von ihnen gewesen.

    Umberto Pelizzari hat seinen legendären Tauchgang nachvollzogen.

    "Ich habe lange trainiert und bin am 12. September 1998 mit Hilfe eines Steins, der ungefähr sieben Kilo wog, auf 100 Meter abgestiegen: in Badehose, ohne Flossen, ohne Anzug. Es war eine extreme Erfahrung, denn ohne Anzug ist es in solchen Tiefen entsetzlich kalt. Auf meinem Abstieg wurde mir bewusst, dass es vieles gab, was mich mit dem griechischen Fischer verband: die große Leidenschaft für die Tiefe, die Stille des Meeres, die Liebe zu den weiten Räumen, zum 'Big Blue'. Der Mensch wurde im Laufe seiner Geschichte dazu gebracht, sich mit sich selbst, mit seiner Umwelt zu messen und siegreich daraus hervorzugehen. Oft waren diese Wagnisse von elementaren Bedürfnissen diktiert, aber es kam immer noch etwas anderes hinzu: der geheimnsivolle, faszinierende Drang, seine Grenzen zu überschreiten. Der Geist taucht dann in die tiefsten Abgründe des Ich hinunter, um sich selbst zu erkennen und zu würdigen."

    Vor der tiefblauen Bucht des Touristendörfchens Masouri ziehen heimkehrende Boote glitzernde Bahnen durchs spiegelglatte Wasser. Das "Big Blue" scheint in solchen Augenblicken keine Bitternis zu bergen. Auch beim Aufschlagen des Buches mit der Inselchronik zeigt ein Foto zunächst ein rührendes Idyll.

    Drei kleine Jungen mit Latzshorts und Stoffschuhen stehen auf der Mole in Pothia, und jeder hält mit gereckten Armen stolz einen Schwamm auf dem Kopf. Riesig wirken sie über ihren schmalen Körperchen. Der kleinste duckt sich verschämt unter der leichten Last. Der andere wirkt ernst wie einer, der etwas ausgefressen hat. Und in der Mitte grinst einer so siegesgewiss wie der Star der örtlichen Fußballmannschaft. "Stavros Valsamidis und Freunde, 1954".

    Es ist nicht weit zu ihm, denn nichts liegt weit auf Kalymnos. Über waghalsig in den Fels geschnittene Kurven geht es hoch über Pothia: vertraute griechische Dorfbilder kristallisieren sich unter der harten Sonne heraus, Oregano- und Salbeiduft schwebt über den Hängen. Eine grafische Insel, fast schattenlos, nur von Felsen modelliert, in denen jedes einsame Kirchlein wie eine Blüte aufscheint, die tiefe See darunter ein Paradies der Apnoetaucher.

    Im Küstendörfchen Vlichadia hat sich gerade eine wimmelnde Schulklasse über den Kieselstrand ergossen, kleine Kerle wie jene auf dem Foto. Nur sind sie heute dicklich wohlgenährt. Das Wasser in der Bucht schimmert in betörendem Türkis, davor steht Blütenweiß ein großer flacher Bau. Mit an Disneyland erinnernden Buchstaben steht breit über dem Eingang "Seaworld Museum". Und sein Betreuer ist niemand anderes als der lustige Kleine mit dem Schwamm auf dem Kopf.

    In Vitrinen, Becken und Hummerkäfigen ist eine der wohl skurrilsten Sammlungen der Ägäis aufbewahrt. Stavros Valsamidis führt stolz vor, was das Meer ihm im Laufe der Jahre mitgegeben hat. vor allem Porifera, zum Stamm der Tiere gehörend, jedoch ohne Gewebe und Organe. Rund 7500 Arten bringen die Schwämme hervor. Der freundliche Valsamidis mit dem sonnengegerbten Gesicht erklärt, wie sie als schwarze Klumpen im Meer geerntet werden. Mit harter Arbeit gereinigt, gepresst und in der Takelage zum Trocknen aufgereiht, landen sie bis heute in den beiden Schwammfabriken von Pothia. Und das, was man in den Souvenirläden als Badeschwamm kaufen kann, ist das gereinigte Skelett dieser Lungen des Meeres. Sie brauchen sauberes Wasser, filtern Bakterien, von denen sie sich ernähren. Stundenlang, sagt Valsamidis, könne man über Schwämme reden.

    1868 zählte die kalymnische Flotte nicht weniger als 300 Holzboote. Sie fuhren unter Segeln von Frühling bis Herbst aus - bis vor die libysche Küste, um das Meer abzuernten. In jenen Jahren geschah eine so große wie fatale Revolution in der Tradition der Schwammtaucherei. Die frühen Apnoisten tauchten nackt und ließen sich mit Hilfe eines Beschwerungssteins, der Skandalópetra, den Kopf voraus in Tiefen bis zu 30 Metern hinabgleiten - wie Delphine. Mühsam war die Ernte, gefahrvoll obendrein wegen der Haie. Ab 1865 aber fand der "Skáfandros" genannte Taucheranzug seinen Weg von viktorianischen Industrieschmieden in die Ägäis. Im Anzug mit den Eisenschuhen und der schweren Taucherglocke wurden die Männer zwar unbeweglicher, konnten jetzt aber mit Sauerstoff versorgt bis in 80 Meter vordringen. Das sollte ein Vielfaches an Ertrag einbringen. Eine Entwicklung, die Furchtbares barg: An der Museumswand ist ein zerschlissener Skáfandros ausgestellt, der in sich zusammengesackt ist wie ein toter Taucher.

    Übersetzen auf das nahezu kahle Inselchen Telendos, ein wuchtiger Berg vor der Hauptinsel: Fischerboote schaukeln als Wassertaxis hinüber, und man gerät in ein weiß-blaues Idyll aus Gassen, Tavernchen und geheimen Feriendomizilen. Telendos treibt wie ein verrücktes, aus der Welt geratenes Königreich im Blau. An seiner dem offenen Meer zugewandten Küste ragen hohe Klippen über einen schwarzsandigen Strand. Da wogt das Meer abgründig heran. Der Avythos oder Abyss, das alte griechische Wort für die bodenlose Tiefe, fällt einem ein. Die Kalymnioten galten in der ganzen Welt als tollkühne Taucher mit dem erstaunlichsten Lungenvolumen. "Wir haben neue Menschen geschaffen", erzählt einer von ihnen im Buch "Bitter Sea". "Vermutlich sind wir zu Robben geworden."

    Das Apnoetauchen ist eine einzigartige Möglichkeit, mit dem Meer zu verschmelzen, geräuschlos seinen Myriaden von Geschöpfen zu begegnen. An einer Korallenbank entlang absteigen und erleben, wie die Sonnenstrahlen durch die Äste sickern, die bunten Sträuße von Lederkorallen, Schwämmen, riesigen Hornkorallen bewundern. Der Musik des Meeres lauschen, mit tausenden Metern Wasser unter sich, die Muster betrachten, die das Sonnenlicht ins Blau zaubert und die dich immer weiter in die Tiefe hinunterlocken.

    Telendos ist gut für eine stille Lesezeit. Und plötzlich entstehen Bilder von diesem nur dem Meer übergebenen Eiland und seinen Robbenmenschen, die aus einer anderen Zeit heraufgekommen sind.

    Nach dem Osterfest liefen die Boote aus und kehrten nicht vor Ende Oktober zurück: Tunesien, Libyen, Ägypten, Syrien und Libanon, sie grasten das Meer an den mediterranen Küsten ab. Auf jenen Booten, wo der Taucheranzug benutzt wurde, gab es bessere Verpflegung. Die Besatzung eines solchen Schiffes konnte in einer Saison soviel ernten wie zuvor nur die ganze Flotte zusammen. Die Männer waren euphorisch und hart im nehmen. So mag man sich den Schock vorstellen, als es zum ersten Mal passierte. Der kraftvoll gebaute Jannis steigt von einem langen zweiten Tauchgang auf, man schraubt ihm den Helm ab, er steigt aus dem Skáfandro. Zufrieden mit seiner Ausbeute raucht er eine Zigarette. Die anderen nehmen einen eigenartigen Geruch in seinem ausgeblasenen Zigarettenrauch wahr, wissen ihn aber nicht zu deuten. Erst als Jannis anfängt zu taumeln, - es juckt ihn in Brust und Beinen, bald schreit er vor Schmerzen - da ahnen sie, dass etwas schief gegangen ist. Der Ärmste kann nicht aufhören, sein Bein zu schütteln. Bis es irgendwann paralysiert ist. Er kann es nicht mehr bewegen. Bald zeigen die Männer auf anderen Booten dieselben schrecklichen Symptome, und schlimmer noch, ein erster siecht vor sich hin und geht vor den Augen der Mannschaft elend zugrunde.

    Die Männer kennen zwar die Tauchgesetze der Dekompression, aber sie bringen sie nicht in Verbindung mit dem vielen Sauerstoff, den sie bei ihren langen und strapaziösen Tauchgängen einatmen. Wenn sie auftauchen, gleicht ihr Körper einer unter Hochdruck stehenden Sprudelflasche, das Blut voller Gasblasen aus Stickstoff, die sich in den Gelenken anlagern, die Schwindel und Lähmungen verursachen oder ihre Lungen zerreißen.

    "Ich spreche mit dem Meer, ich werde böse, ich verfluche es, und dann mache ich meinen Frieden mit ihm. Ich wüte gegen das Meer, aber dann mache ich mir bewusst, das ich ohne das Meer nicht leben könnte. Wenn du im Meer bist, dann bist du dir der ungeheuren Kraft der Natur bewusst, aber wenn du mitten im Ozean bist, mit 1.000 Meter Abgrund unter dir, mit den Sonnenstrahlen, die ihre Muster ins Wasser malen, in der totalen Harmonie, sagst du dir, dass niemand auf der Welt glücklicher sein kann als du. Du fühlst dich zugleich klein und riesig groß."

    Das schwere Rot des abendlichen Meereshimmels legt sich über die Mole von Pothia. Das Tavernchen O Kafenés ist zum wunderbaren Stammplatz geworden. Verlässlich kommt das Bier mit dem Neoprenwams und einem herzlichen Lachen des Wirts. Es gibt kleine, feurigrote Garnelen von der Nachbarinsel Symi. Tomatensalat wie immer und frisch gefangenen Kalmar. Kalymnische Lieder seien die traurigsten und die kraftvollsten, so heißt es. Sie besingen die Liebe zum Meer und beschwören es gleichzeitig, milde mit den ausgefahrenen Männern zu sein. Sie nennen es "bittere See" und besänftigen es mit einem "mein gutes kleines Meer". Es heißt aber auch: "Entweder Schwämme oder unsere Haut". Immer wenn die Männer ausfuhren, schmückten sich die Frauen, tanzten und winkten mit weißen Tüchern. Waren aber die Boote um die Hafenmole außer Sicht, banden sie augenblicklich schwarze Kopftücher um. Sie wussten, dass auch dieses Mal die Hälfte der Männer nicht zurückkehren würde. Seit es den Skáfandro gab, ging das so.

    Über all das könne man noch mehr im Volkskundemuseum erfahren, sagt der Wirt im "Kalymniko Spiti". Und auch dorthin ist es nicht weit.

    Fanermoméni Skylla im Kalymniko Spiti strahlt ebensolche Freundlichkeit aus wie Valsamidis oder die Weinhändler in Pothia, der Wirt des Kaffeehäuschens, die Mädchen im Touristenkiosk. Kalymnische Robbenmenschen haben eine besondere Herzenswärme. Auch dieses kleine Haus der Volkskunde ist damit ausgestattet. Ein Stillleben voller Lebenszeichen einer typischen Schwammtaucherfamilie. Von der Wiege bis zum Grab. Faneroméni schildert das Leben der ersten Nackttaucher und nähert sich nur unwillig dem Drama der anderen. "Eine Insel wie diese bietet nicht viele Möglichkeiten", flicht sie zuweilen ein und zuckt mit den Schultern. Deshalb nahmen die Kapitäne und Reeder auch keine Rücksicht auf die Männer im Skáfandro: "Schwämme oder ihre Haut". So wurde die Zigarette nach dem Tauchgang zum Prüfstein für ihr Wohl oder Wehe. War im ausgeblasenen Rauch jener tödlich andere Geruch, konnten die Ärmsten nur ihr Schicksal abwarten. In den 25 Jahren bis 1910 verzeichnet die Statistik der Dodekanes 10.000 tote Taucher und 20.000 Schwerbehinderte. Die meisten waren Kalymnioten. Erst nach einer Revolte der Frauen, die bis zum obersten Patriarchen nach Konstantinopel reisten, wurde der Skáfandros abgeschafft.

    "Das Meer ist das Meer. Die Tiefe kennt kein Pardon, nicht aus Grausamkeit oder Zynismus, sondern einfach, weil sie nicht anders kann. Ich lasse den Schlitten an der Stelle, an der wir gelandet sind, er und ich, und stoße mich mit Flossenschlägen nach oben. Ich packe das Seil so fest ich kann, ich umklammere es mit aller Kraft: Ich halte mein Leben in den Händen. Ich strebe dem Leben entgegen, dem Licht, der Luft - die ich seit zwei Minuten nicht mehr geatmet habe. Ich möchte schreien, so laut ich kann: 'Ich komme!'. Ich lege die letzten Meter zurück, die schwierigsten, die gefährlichsten. Ich muss ruhig bleiben. Ein euphorisches Gefühl erfasst mich. Ich möchte langsamer aufsteigen, vielleicht anhalten, aber die Schubkraft meines Anzugs lässt das nicht zu. Mit einem Schlag durchstoße ich die Wasseroberfläche. Ich bin in die gewohnte Dimension zurückgekommen, habe meine Erdennatur wieder angenommen. Und doch halte ich weiter den Atem an! Der erste Atemzug, wenn man wieder auftaucht, ist ein überwältigender Moment, von einer Bedeutung erfüllt, die nur ein Apnoist begreift. Danach werde ich Millionen Mal atmen, aber der erste Atemzug nach dem Auftauchen, der ist anders als alle anderen."

    Im nördlichen Inselteil ragen rötliche und goldfarbene Felsen fast senkrecht über dem schillernden Blau des Wassers auf, und es zieht die Sinne des Menschen nahezu in sich hinein. Hierher strömt seit einigen Jahren eine andere Gruppe von Herausforderern. Freeclimber aus der ganzen Welt kommen, um die phantastischen Vertikalen der Insel auszuloten. Was die einen zum Broterwerb am Seil in die Tiefe lockte, zieht die anderen nun zum Zeitvertreib in die Höhe, wo sie in den Felsdomen zwischen Himmel und Wasser hängend ähnlich delphinartige Körperlinien zeigen wie einst die von der Skandalópetra gezogenen Nackttaucher. Gewiss kehrt jeder von ihnen mit einen Badeschwamm im Gepäck in seine Großstadt zurück. Auch die Besitzer der Schwammläden in Pothia haben diese ureigene Freundlichkeit und schöne Würde, die aus einer anderen Tiefe heraufgekommen zu sein scheint. Vielleicht so wie es die modernen Apnoetaucher beschreiben, dass man zwischen Ekstase und Schrecken tief unten am Grund des Meeres seine Seele findet.

    "Ich tauche nicht, um etwas zu sehen, sondern um in mich selbst hineinzuschauen. In den Tiefen suche ich mich selbst. Das ist eine mystische Erfahrung, an der Grenze des Göttlichen."