" Werder hat seit 1879 die Baumblüte ganz großartig gefeiert. Damals gab es ja eine Annonce in der Vossischen Zeitung in Berlin, und dann strömten die Berliner in Scharen hierher, und da gab es sicher öfter mal Gesetzesübertretungen durch Alkohol."
"Der Johannisbeerwein hat es in sich", schrieb seinerzeit der Dichter Klabund über dieses Fest, "alles jubelt, juchzt und schwankt wie auf der Havel die weißen Dschunken."
Grund für das von Johanna Beyer zitierte Fest waren Absatzschwierigkeiten für das Obst. Denn das war ursprünglich und bis circa 1870 ohne Konkurrenz auf dem nahen Berliner Markt. Im Obstbau-Museum ist diese Zeit dokumentiert, sind die Holzbottiche zu sehen, sogenannte Tinen, in denen die Früchte per Schiff nach Berlin transportiert wurden.
" Und Fontane hat die Tinen sogar in seinen Wanderung durch die Mark Brandenburg erwähnt. Und abgelöst wurden sie dann später durch Spankörbe. Und diese Obstzüchterfrauen und -männer fuhren hier am Abend los, gaben Signal, zu einer Zeit, als wir alle noch kein Telefon hatten mit dieser Kanone, dass der Dampfer da ist , und bevor er abfuhr, wurde wieder Signal geschossen. So, dass sie am anderen Morgen schon auf dem Werderschen Markt waren."
Der heißt übrigens noch heute so und ist jetzt Sitz des Außenministeriums. Doch, wie gesagt, die Werderaner wollten ihr Obstgeschäft beleben, und so kam der Obstbauer Wilhelm Wils 1879 auf die Idee mit dem Baumblütenfest. Und damit nicht nur Obst gekauft wurde, sondern auch genügend Wein konsumiert , wurden auch die Gärten für die Besucher aus Berlin geöffnet und Obst-Wein ausgeschenkt. Damit sie gleichzeitig trinken und weiter gehen konnten, steckten die Bauern die Flaschen in Netze, die ihre Frauen im Winter geknüpft oder gehäkelt hatten. So konnten die Flaschen mit dem Obstwein über die Schulter gehängt werden. Manch einer wurde gesehen, der hatte über jeder Schulter eine Flasche - mit den bereits beschriebenen Folgen
Die Geschichte des Obstanbaus spiegeln auch die Häuser der Altstadt auf der Insel wider. Die meisten von ihnen sind mustergültig saniert, unterstützt durch Fördermittel und dem hohen Anspruch des Denkmalschutzes gehorchend, zu dem Werder als Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historischer Stadtkerne verpflichtet ist. So eines der ältesten Gebäude am Markt , das Haus mit der Nummer 9. 1748 wurde es erbaut. Dieter Müller aus Berlin ist heute der Besitzer. Mit ihm begebe ich mich auf Spurensuche in den Keller ... .
" Dieser Keller erzählt, dass das hier ein Obstzüchterhaus war und die Leute hier ihre Vorräte gelagert haben. "
Freundlich-gelb sind die Wände, unterbrochen von altem und neuem Fachwerk.
" Man sieht zwar, was neu und was alt ist. Aber das macht den Charme aus. "
Vom Markt gehe ich über das Kopfsteinpflaster - das verordnete Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, der Stadt, nachdem er während eines Besuchs seiner Soldaten auf der Insel, im Schlamm stecken geblieben war - überquere die Mühlenstrasse und komme auf den Mühlenberg:
" Diese Mühle gehört mit zu unserer Postkartenansicht. Als sie 1973 abgebrannt ist, war die Stadt ohne ihr Wahrzeichen. Es brach uns allen das Herz. "
Nun steht sie wieder und reckt ihre Flügel dem Inselwind entgegen. Gleich nebenan Am Mühlenberg Nr. 10 leuchtet das anderthalbstöckige Haus von Petra Schmieder und ihrer Familie terrakottarot, im Kontrast dazu dunkelgrüne Fenster und Fensterläden. Schmal streckt es sich am Berg hin, scheint förmlich in den Berg hinein gebaut und strahlt auf den ersten Blick Gemütlichkeit aus:
" Ich selber habe in der Touristikbranche viele Städte bereist, bin kunstgeschichtlich interessiert und fand die Insel schon immer phantastisch, die kleinen Läden, das besondere Licht. Der besondere Standort an der Mühle, das hat uns von Anfang an gefallen. Trotz des Zustandes, es war Liebe auf den ersten Blick. Wir wollen hier bleiben, ein Stück Geschichte mitschreiben. "
Die Geschichte eines Hauses, die im 18. Jahrhundert begonnen hat, dessen Keller mit seinen "preußischen Kappen" schmalen, parallel verlaufenden Decken-Wölbungen typisch ist für das 19. Jahrhundert und häufig in Potsdam und Umgebung anzutreffen ist.
" Hier sind wir jetzt in unserem kleinen Gewölbekeller mit den niedrigen Decken. Ursprünglich war hier der Fußboden auch sandig, weil hier Obst gelagert wurde, Kartoffeln. Dadurch gab es keine Probleme mit dem Hochwasser, weil das Wasser durch den Sand gut wieder abgesickert ist. "
Die ersten Besitzer waren jedoch Fischer: Alte Gerätschaften, die bei der Sanierung gefunden wurden, haben das belegt.
Am Ende des länglichen Hauses steht im rechten Winkel die ehemalige Remise. Ich gehe durch sie durch, ein paar Stufen hoch und befinde mich in einem klitzekleinen, runden, von gelben Klinkern ummauerten Garten unter alten Lindenbäumen. Die Schmieders haben diese Ziegel aus der Umgebung nicht zufällig gewählt:
" Wir haben auch versucht, so zu bauen wie es früher typisch war, diesem Haus nicht den Charakter zu nehmen. Weil die Leute haben mit dem Materialien gebaut, die ihnen auch früher zur Verfügung standen. Sicher, der Alte Fritz hat den Marmor aus Italien importieren können. Der Fischer konnte das nicht. "
Meistens sind es die Details, die wie ein schlaglichtartig ein Stück Geschichte erhellen. So auch bei dem Haus von Familie Schmieder:
" Ich liebe unwahrscheinlich meine alte Schwelle, die wir ausgebuddelt haben, zur Haupteingangstür hin, weil das atmet alles Geschichte. Hier, wo wir zum Beispile stehen, hat früher Otto von Kamike die Mühle gemalt, das heißt, dieses Haus ist auch schon mehrfach zu sehen über Jahrzehnte. Emil und die Detektive wurde hier in der Urfassung gedreht, und das war auch ganz schön, dass dort auch gezeigt wird, dass sich das Haus auch im Wandel der Zeit etwas geändert hat und so gab es auch viele Anhaltspunkte auch diese Tür hier wieder einzusetzen, denn Emil und die Detektive, haben gezeigt, dass diese Tür dort war. Und das hat uns auch veranlasst, mal in die Tiefe zu graben, und da haben wir unsere Schwelle gefunden. Das sind so die kleinen Geschichten, die dieses Haus auch einfach liebenswert macht. "
Auch das Haus am Mühlenberg 10 steht übrigens an den beiden Wochenenden des Baumblütenfestes offen ...
Die Fischerei ist das älteste Gewerbe auf der Insel, wurde 1317 das erste Mal urkundlich erwähnt - und hat auch mit dem Obstbau zu tun. Aber zunächst die Anmerkung, dass es heute nur noch eine Fischerfamilie auf der Insel gibt, Vater und Sohn und Enkelsohn Mai.
" Fischer kann man nicht lernen. Man muss als Fischer geboren werden. "
... lautet die knappe Begründung von Sohn Tobias dafür, dass nur seine Familie noch dieser Zunft angehört. Denn Fischer zu sein, bedeutet auch, den spezifischen Naturgesetzen der Fischer zu gehorchen. Tobias Mai freut sich jeden Morgen ... :
" ... wenn die Sonne aufgeht. Nur mittags taugt das Wasser nüscht, da legt man sich am liebsten hin und sagt auf den Abend ist es wieder schön, wenn der erste Rohrspatz , die erste Taube gurrt, und dann im Sommer, wenn der erste Frosch quakt."
werden bei Mais zum Beispiel Aale, Zander, Lachsforellen aus der Havel, der Föhse, den umliegenden Seen werden bei den Mais in drei Räucheröfen über offenem Feuer goldgelb geräuchert. Gefeuert wird im Winter auch mit Obstgehölzen. Ein Grund, weshalb Fischer auch Ostbäume hatten. Der andere hat etwas zu tun mit den Reusen und der Kunststoff-Faser, die es erst seit Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts gibt. Bei den sommerlichen Wassertemperaturen konnten die Reusen aus Naturfasern nur zwei, drei Tage im Wasser gelassen werden, dann waren sie verfault.
" Und deswegen hatte sich jeder Fischer ein zweites Standbein, den Obstbau geschaffen. Nämlich in der Zeit, wenn die Erdbeeren reif waren, wurden die Reusen nach Hause geholt, und man hat dann die Beerenfrüchte nach Hause geholt, und wenn die Beeren vorbei waren, dann wurde auch das Wasser auch schon wieder kälter, und da konnte man wieder fischen gehen. "
Das Grundstück der Mais dokumentiert Stadtgeschichte aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert, es wurde angebaut, umgebaut - aber niemals abgerissen. Tor- Mai wurden sie auch genannt, weil sie hier wohnen, wo das Tor zur Insel war und die beiden Torhäuser - an der von Friedrich Wilhelm I. errichteten Inselbrücke.- Fischerei und Obstbau, haben wir gehört, gehörten zusammen. Doch es gibt noch ein drittes Gewerbe, das die Insel prägte, nach der Fischerei das zweitälteste ist, seit einigen Jahren wiederbelebt wurde und ein Naturdenkmal auf der Insel ist: der Weinanbau.
" Saale-Unstrut ist das nördlichste Weinanbaugebiet Europas. Wir gehören zum Gebiet Saale-Unstrut und sind somit die nördlichste weingesetzlich erfasste Lage für den Qualitätsweinanbau in Europa. Also, die nördlichste Lage, die eingetragen ist, das sind wir. "
... stellt Manfred Lindicke, promovierter Obstbauer und Weinbauer auf dem Wachtelberg von Werder klar. Der besteht aus märkischem Sand und sonst nichts, und ist 59 Meter hoch. Polarkreis des Weinanbaus wird er auch genannt. Seit 850 Jahren werden hier Trauben angebaut. Damit ist der Weinanbau genauso alt wie die Mark Brandenburg. 1680 war der Wachtelberg bereits mit über 20 Hektar Reben bestückt. Es waren die Zisterzienser, die den Wein aus Burgund nach Brandenburg gebracht haben. Sie haben in der Nähe um 1180 des Kloster Lehnin gegründet
" Und bekanntermaßen haben überall dort, wo die Mönche Klöster gegründet haben, auch Weinberge angelegt. Und so war es auch hier. Und als das Opidum Werder, also die kleine Insel Werder an das Kloster Lehnin verkauft worden ist, gab es noch keine Weinberge, aber dann 80 Jahre später, wird das erste Mal von Weinbergen berichtet, so dass wir also heute davon ausgehen, dass um 1350, 1360 mit dem Weinbau begonnen wurde, aber eindeutig zurück zu führen auf das Wirken der Mönche. "
Wer jetzt glaubt, spotten zu können über den Geschmack, die Qualität des Weines vom Wachtelberg, muss sich möglicherweise korrigieren
" Der Werdersche Wein war sehr beliebt an der Kurfürstlichen Tafel. Der Große Kurfürst hat sehr viel auf den Wein aus Potsdam und Werder gehalten, weil der Werdersche Wein auf den klaren Sandhügeln der Mark gewachsen ist und demzufolge wenig Säure hat. Sie haben also im Norden sehr milde Weine, das ist das Schöne an den Weinen. "
Und welchen Ruf hat der Wein vom Wachtelberg heute? Ein Ehepaar aus Berlin ist gerade angekommen ...
" Wir sind speziell hierher gefahren, wir hatten vor 14 Tagen den Werderaner Wein im Cecilienhof getrunken und meinem Mann hat der sehr gut gemundet, ich habe nur Wasser getrunken, weil ich fahren musste, und jetzt sind wir extra hierher gekommen, um den zu kaufen und dann auch zu Hause zu haben.
Das war eine große Überraschung, wir haben sonst immer die italienischen Weine getrunken, auch französische, aber, dass hier im Werderschen Bereich Wein angebaut wird, wusste ich noch nicht. Und deshalb war ich sehr überrascht und war ganz glücklich, als ich es gesehen habe, so direkt vor der Haustür. "
Angebaut werden die Sorten Müller-Thurgau, die Rotweine Regent und Dornfelder, und seit vergangenem Jahr Sauvignon-Blanc und Kernling. Für den Müller-Thurgau-Sekt gab es übrigens eine Silbermedaille der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft. Am letzten Wochenende im Julei wird mitten im Weinberg ein großes Winzerfest gefeiert. Im vergangenen Jahr waren zehn Winzer von der Mosel, aus Rheinhessen, aus dem Rheingau in Werder. Doch im Moment dreht sich in Werder noch alles um das Baumblütenfest ...
"Der Johannisbeerwein hat es in sich", schrieb seinerzeit der Dichter Klabund über dieses Fest, "alles jubelt, juchzt und schwankt wie auf der Havel die weißen Dschunken."
Grund für das von Johanna Beyer zitierte Fest waren Absatzschwierigkeiten für das Obst. Denn das war ursprünglich und bis circa 1870 ohne Konkurrenz auf dem nahen Berliner Markt. Im Obstbau-Museum ist diese Zeit dokumentiert, sind die Holzbottiche zu sehen, sogenannte Tinen, in denen die Früchte per Schiff nach Berlin transportiert wurden.
" Und Fontane hat die Tinen sogar in seinen Wanderung durch die Mark Brandenburg erwähnt. Und abgelöst wurden sie dann später durch Spankörbe. Und diese Obstzüchterfrauen und -männer fuhren hier am Abend los, gaben Signal, zu einer Zeit, als wir alle noch kein Telefon hatten mit dieser Kanone, dass der Dampfer da ist , und bevor er abfuhr, wurde wieder Signal geschossen. So, dass sie am anderen Morgen schon auf dem Werderschen Markt waren."
Der heißt übrigens noch heute so und ist jetzt Sitz des Außenministeriums. Doch, wie gesagt, die Werderaner wollten ihr Obstgeschäft beleben, und so kam der Obstbauer Wilhelm Wils 1879 auf die Idee mit dem Baumblütenfest. Und damit nicht nur Obst gekauft wurde, sondern auch genügend Wein konsumiert , wurden auch die Gärten für die Besucher aus Berlin geöffnet und Obst-Wein ausgeschenkt. Damit sie gleichzeitig trinken und weiter gehen konnten, steckten die Bauern die Flaschen in Netze, die ihre Frauen im Winter geknüpft oder gehäkelt hatten. So konnten die Flaschen mit dem Obstwein über die Schulter gehängt werden. Manch einer wurde gesehen, der hatte über jeder Schulter eine Flasche - mit den bereits beschriebenen Folgen
Die Geschichte des Obstanbaus spiegeln auch die Häuser der Altstadt auf der Insel wider. Die meisten von ihnen sind mustergültig saniert, unterstützt durch Fördermittel und dem hohen Anspruch des Denkmalschutzes gehorchend, zu dem Werder als Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historischer Stadtkerne verpflichtet ist. So eines der ältesten Gebäude am Markt , das Haus mit der Nummer 9. 1748 wurde es erbaut. Dieter Müller aus Berlin ist heute der Besitzer. Mit ihm begebe ich mich auf Spurensuche in den Keller ... .
" Dieser Keller erzählt, dass das hier ein Obstzüchterhaus war und die Leute hier ihre Vorräte gelagert haben. "
Freundlich-gelb sind die Wände, unterbrochen von altem und neuem Fachwerk.
" Man sieht zwar, was neu und was alt ist. Aber das macht den Charme aus. "
Vom Markt gehe ich über das Kopfsteinpflaster - das verordnete Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, der Stadt, nachdem er während eines Besuchs seiner Soldaten auf der Insel, im Schlamm stecken geblieben war - überquere die Mühlenstrasse und komme auf den Mühlenberg:
" Diese Mühle gehört mit zu unserer Postkartenansicht. Als sie 1973 abgebrannt ist, war die Stadt ohne ihr Wahrzeichen. Es brach uns allen das Herz. "
Nun steht sie wieder und reckt ihre Flügel dem Inselwind entgegen. Gleich nebenan Am Mühlenberg Nr. 10 leuchtet das anderthalbstöckige Haus von Petra Schmieder und ihrer Familie terrakottarot, im Kontrast dazu dunkelgrüne Fenster und Fensterläden. Schmal streckt es sich am Berg hin, scheint förmlich in den Berg hinein gebaut und strahlt auf den ersten Blick Gemütlichkeit aus:
" Ich selber habe in der Touristikbranche viele Städte bereist, bin kunstgeschichtlich interessiert und fand die Insel schon immer phantastisch, die kleinen Läden, das besondere Licht. Der besondere Standort an der Mühle, das hat uns von Anfang an gefallen. Trotz des Zustandes, es war Liebe auf den ersten Blick. Wir wollen hier bleiben, ein Stück Geschichte mitschreiben. "
Die Geschichte eines Hauses, die im 18. Jahrhundert begonnen hat, dessen Keller mit seinen "preußischen Kappen" schmalen, parallel verlaufenden Decken-Wölbungen typisch ist für das 19. Jahrhundert und häufig in Potsdam und Umgebung anzutreffen ist.
" Hier sind wir jetzt in unserem kleinen Gewölbekeller mit den niedrigen Decken. Ursprünglich war hier der Fußboden auch sandig, weil hier Obst gelagert wurde, Kartoffeln. Dadurch gab es keine Probleme mit dem Hochwasser, weil das Wasser durch den Sand gut wieder abgesickert ist. "
Die ersten Besitzer waren jedoch Fischer: Alte Gerätschaften, die bei der Sanierung gefunden wurden, haben das belegt.
Am Ende des länglichen Hauses steht im rechten Winkel die ehemalige Remise. Ich gehe durch sie durch, ein paar Stufen hoch und befinde mich in einem klitzekleinen, runden, von gelben Klinkern ummauerten Garten unter alten Lindenbäumen. Die Schmieders haben diese Ziegel aus der Umgebung nicht zufällig gewählt:
" Wir haben auch versucht, so zu bauen wie es früher typisch war, diesem Haus nicht den Charakter zu nehmen. Weil die Leute haben mit dem Materialien gebaut, die ihnen auch früher zur Verfügung standen. Sicher, der Alte Fritz hat den Marmor aus Italien importieren können. Der Fischer konnte das nicht. "
Meistens sind es die Details, die wie ein schlaglichtartig ein Stück Geschichte erhellen. So auch bei dem Haus von Familie Schmieder:
" Ich liebe unwahrscheinlich meine alte Schwelle, die wir ausgebuddelt haben, zur Haupteingangstür hin, weil das atmet alles Geschichte. Hier, wo wir zum Beispile stehen, hat früher Otto von Kamike die Mühle gemalt, das heißt, dieses Haus ist auch schon mehrfach zu sehen über Jahrzehnte. Emil und die Detektive wurde hier in der Urfassung gedreht, und das war auch ganz schön, dass dort auch gezeigt wird, dass sich das Haus auch im Wandel der Zeit etwas geändert hat und so gab es auch viele Anhaltspunkte auch diese Tür hier wieder einzusetzen, denn Emil und die Detektive, haben gezeigt, dass diese Tür dort war. Und das hat uns auch veranlasst, mal in die Tiefe zu graben, und da haben wir unsere Schwelle gefunden. Das sind so die kleinen Geschichten, die dieses Haus auch einfach liebenswert macht. "
Auch das Haus am Mühlenberg 10 steht übrigens an den beiden Wochenenden des Baumblütenfestes offen ...
Die Fischerei ist das älteste Gewerbe auf der Insel, wurde 1317 das erste Mal urkundlich erwähnt - und hat auch mit dem Obstbau zu tun. Aber zunächst die Anmerkung, dass es heute nur noch eine Fischerfamilie auf der Insel gibt, Vater und Sohn und Enkelsohn Mai.
" Fischer kann man nicht lernen. Man muss als Fischer geboren werden. "
... lautet die knappe Begründung von Sohn Tobias dafür, dass nur seine Familie noch dieser Zunft angehört. Denn Fischer zu sein, bedeutet auch, den spezifischen Naturgesetzen der Fischer zu gehorchen. Tobias Mai freut sich jeden Morgen ... :
" ... wenn die Sonne aufgeht. Nur mittags taugt das Wasser nüscht, da legt man sich am liebsten hin und sagt auf den Abend ist es wieder schön, wenn der erste Rohrspatz , die erste Taube gurrt, und dann im Sommer, wenn der erste Frosch quakt."
werden bei Mais zum Beispiel Aale, Zander, Lachsforellen aus der Havel, der Föhse, den umliegenden Seen werden bei den Mais in drei Räucheröfen über offenem Feuer goldgelb geräuchert. Gefeuert wird im Winter auch mit Obstgehölzen. Ein Grund, weshalb Fischer auch Ostbäume hatten. Der andere hat etwas zu tun mit den Reusen und der Kunststoff-Faser, die es erst seit Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts gibt. Bei den sommerlichen Wassertemperaturen konnten die Reusen aus Naturfasern nur zwei, drei Tage im Wasser gelassen werden, dann waren sie verfault.
" Und deswegen hatte sich jeder Fischer ein zweites Standbein, den Obstbau geschaffen. Nämlich in der Zeit, wenn die Erdbeeren reif waren, wurden die Reusen nach Hause geholt, und man hat dann die Beerenfrüchte nach Hause geholt, und wenn die Beeren vorbei waren, dann wurde auch das Wasser auch schon wieder kälter, und da konnte man wieder fischen gehen. "
Das Grundstück der Mais dokumentiert Stadtgeschichte aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert, es wurde angebaut, umgebaut - aber niemals abgerissen. Tor- Mai wurden sie auch genannt, weil sie hier wohnen, wo das Tor zur Insel war und die beiden Torhäuser - an der von Friedrich Wilhelm I. errichteten Inselbrücke.- Fischerei und Obstbau, haben wir gehört, gehörten zusammen. Doch es gibt noch ein drittes Gewerbe, das die Insel prägte, nach der Fischerei das zweitälteste ist, seit einigen Jahren wiederbelebt wurde und ein Naturdenkmal auf der Insel ist: der Weinanbau.
" Saale-Unstrut ist das nördlichste Weinanbaugebiet Europas. Wir gehören zum Gebiet Saale-Unstrut und sind somit die nördlichste weingesetzlich erfasste Lage für den Qualitätsweinanbau in Europa. Also, die nördlichste Lage, die eingetragen ist, das sind wir. "
... stellt Manfred Lindicke, promovierter Obstbauer und Weinbauer auf dem Wachtelberg von Werder klar. Der besteht aus märkischem Sand und sonst nichts, und ist 59 Meter hoch. Polarkreis des Weinanbaus wird er auch genannt. Seit 850 Jahren werden hier Trauben angebaut. Damit ist der Weinanbau genauso alt wie die Mark Brandenburg. 1680 war der Wachtelberg bereits mit über 20 Hektar Reben bestückt. Es waren die Zisterzienser, die den Wein aus Burgund nach Brandenburg gebracht haben. Sie haben in der Nähe um 1180 des Kloster Lehnin gegründet
" Und bekanntermaßen haben überall dort, wo die Mönche Klöster gegründet haben, auch Weinberge angelegt. Und so war es auch hier. Und als das Opidum Werder, also die kleine Insel Werder an das Kloster Lehnin verkauft worden ist, gab es noch keine Weinberge, aber dann 80 Jahre später, wird das erste Mal von Weinbergen berichtet, so dass wir also heute davon ausgehen, dass um 1350, 1360 mit dem Weinbau begonnen wurde, aber eindeutig zurück zu führen auf das Wirken der Mönche. "
Wer jetzt glaubt, spotten zu können über den Geschmack, die Qualität des Weines vom Wachtelberg, muss sich möglicherweise korrigieren
" Der Werdersche Wein war sehr beliebt an der Kurfürstlichen Tafel. Der Große Kurfürst hat sehr viel auf den Wein aus Potsdam und Werder gehalten, weil der Werdersche Wein auf den klaren Sandhügeln der Mark gewachsen ist und demzufolge wenig Säure hat. Sie haben also im Norden sehr milde Weine, das ist das Schöne an den Weinen. "
Und welchen Ruf hat der Wein vom Wachtelberg heute? Ein Ehepaar aus Berlin ist gerade angekommen ...
" Wir sind speziell hierher gefahren, wir hatten vor 14 Tagen den Werderaner Wein im Cecilienhof getrunken und meinem Mann hat der sehr gut gemundet, ich habe nur Wasser getrunken, weil ich fahren musste, und jetzt sind wir extra hierher gekommen, um den zu kaufen und dann auch zu Hause zu haben.
Das war eine große Überraschung, wir haben sonst immer die italienischen Weine getrunken, auch französische, aber, dass hier im Werderschen Bereich Wein angebaut wird, wusste ich noch nicht. Und deshalb war ich sehr überrascht und war ganz glücklich, als ich es gesehen habe, so direkt vor der Haustür. "
Angebaut werden die Sorten Müller-Thurgau, die Rotweine Regent und Dornfelder, und seit vergangenem Jahr Sauvignon-Blanc und Kernling. Für den Müller-Thurgau-Sekt gab es übrigens eine Silbermedaille der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft. Am letzten Wochenende im Julei wird mitten im Weinberg ein großes Winzerfest gefeiert. Im vergangenen Jahr waren zehn Winzer von der Mosel, aus Rheinhessen, aus dem Rheingau in Werder. Doch im Moment dreht sich in Werder noch alles um das Baumblütenfest ...