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Inselstaat mit Ambitionen

10+ Ein Europa. – Die Mittelmeerinsel Malta ist der kleinste der EU-Neumitglieder. Die Mittelmeerinsel zwischen Italien und Libyen ist jedoch mehr als nur ein Ferienparadies. Sie ist auch Schwerpunkt der Meeresforschung. Das Operationszentrum für Physikalische Ozeanographie der Universität Malta ist Knotenpunkt eines mittelmeerweiten Netzwerks zur Überwachung der Meeresspiegel.

    "Es ist das erste System, das live Daten über den Meeresspiegel im ganzen Mittelmeerbereich zu Forschungs- und Prognosezwecken liefert", erklärt Aldo Drago, Chef des Operationszentrums für Physikalische Ozeanographie der Universität Malta. Das MedGLOSS-Netz besteht aus zahlreichen Stationen, die über das Mittelmeer und auch verteilt sind. In maltesischen Gewässern arbeiten die Bojen seit nunmehr zehn Jahren und ermitteln im 2-Minuten-Rhythmus alle notwendigen Parameter, um den Wasserstand zu bestimmen. Die Daten werden zunächst in kleinen Computern, die in die Stationen integriert sind, vorverarbeitet und dann im Operationszentrum ausgewertet und mit anderen Werten wie Luftdruck und Temperatur verknüpft. Damit wollen die Mittelmeeranrainer das Klima in ihrer Region und das Verhalten des Meeres nachvollziehen. "Uns interessiert, wie sich Temperatur- und Klimaschwankungen im nördlichen Atlantik auf unsere Region auswerten", erklärt Drago. Das geht natürlich ohne Computermodelle nicht, doch diese Modelle müssen an möglichst zuverlässigen und umfassenden Messdaten überprüft werden. Diese Daten liefert MedGLOSS.

    Am Operationszentrum für physikalische Ozeanographie beschäftigt man sich jedoch nicht nur mit den Wasserständen. Die Forscher dort sehen das Meer auch als Verkehrsträger für den maltesischen Archipel. "Können Sie sich zum Beispiel künstliche Inseln um Malta herum oder verkürzte Schiffsrouten, die den Straßenverkehr über Land minimieren, vorstellen", fragt Institutschef Drago. Da der kleine Staat solche Aufgaben nicht mehr allein lösen kann, suchen maltesische Forscher wie Aldo Drago den internationalen Kontakt. Der Ozeanograph versucht, sich in so viele Netzwerke wie möglich einzuschalten, denn der rohstoffarme Inselstaat sieht seine Zukunft in den Köpfen seiner Bewohner. Drago: "Wir müssen unsere Wirtschaft und speziell den maritimen Sektor zu einer wissensbasierten Ökonomie entwickeln. Das ist unsere Nische: mit innovativen Techniken ozeanographische Daten in Information zu verwandeln, ein Gebiet, auf dem Malta sehr viel gewinnen kann."

    [Quelle: Klaus Herbst]