Mascha Drost: Ilya Kabakov ist ein Künstler, der vor allem mit seinen Installationen weltbekannt geworden ist. Diese Installationen leben neben ihrer Gegenständlichkeit aber auch immer von der Malerei Kabakovs. Als Maler und Illustrator hat er seine künstlerische Karriere begonnen, und zur Malerei ist der fast 80-jährige Künstler nun zurückgekehrt.
Das Sprengel Museum in Hannover zeigt eine Schau von mehr als 60 Bildern, die ab dem Jahr 2000 entstanden sind, und Christiane Vielhaber hat die Ausstellung gesehen. Wenn ich mir den Katalog ansehe, Frau Vielhaber, dann hat Kabakov nicht nur, was die Darstellungsart, also die Malerei, betrifft, auf die Vergangenheit zurückgegriffen, sondern zum Teil auch bei den Sujets.
Christiane Vielhaber: Wenn sie 80 werden und zurückblicken, dann fragen sie sich natürlich, was bleibt von meinem Werk und was bleibt von Installationen. Die werden ja nicht so schnell wieder aufgebaut. Die meisten laufen unter seinem Namen und gemeinsam mit seiner Frau Emilia. Und wenn es dabei Malerei gab, dann lief das unter Pseudonym. Er ist in verschiedene Rollen geschlüpft, weil er als akademisch ausgebildeter Maler und Kinderbuch-Illustrator alles konnte. Er sagt von sich auch wirklich, ich kann alle Stile - das sieht man auch in dieser Ausstellung. Und jetzt, ganz am Schluss seines Lebens, kommt für ihn so die dritte Phase und jetzt malt er eigentlich fürs Museum. Und das sind teilweise Riesenformate, teilweise fünf mal sieben Meter, und wenn die da so hängen, dann haben sie doch das Gefühl, sie sind wieder in einer Installation, weil diese Bilder räumlich sind und sie schaffen Räume.
Aber was Sie eben gesagt haben: Er greift zurück auf all das, was mit seiner Biografie, mit seiner Geschichte zusammenhängt. Er hat sich natürlich mit dem sozialistischen Realismus auseinandersetzen müssen, er hat auch in diesem Stil gemalt, er kann das. Das ist also die Nach-Stalin-Zeit, die Chruschtschow-Zeit. Es gibt aber auch eine Serie Bilder, die heißt "sie schauen", und dann wird er wirklich ganz, ganz persönlich. Dann sehen sie ihn als kleines Kind auf dem Schoß seiner Mutter und sie sehen seine Tanten im Hintergrund, und das ist ganz schön gemacht in Hannover. Sie haben eine Vitrine aufgestellt und dann sehen sie richtig das Foto, was da als Vorbild gedient hat. Das ist also nichts Ausgedachtes. Und auf der anderen Seite sehen sie, wie er versucht, seinen Stil zu finden. Er sagt, jetzt ist die dritte Phase, also jetzt zurückblicken, jetzt ins Museum kommen. Die erste Phase ist so ein bisschen suchen an der Akademie, bis man seinen Stil gefunden hat, und dann in die Öffentlichkeit kommen oder einen Stil haben und in einer Gruppe mit anderen zusammen malen oder irgendwas darstellen.
Drost: Die Bilder, die Sie am Anfang beschrieben haben, die waren ja doch sehr unterschiedlich. Kann man da trotzdem einen roten Faden erkennen?
Vielhaber: Der rote Faden ist der, dass es wie das Blättern in einem Buch der Erinnerung ist. Dann gibt es immer Gedankenfetzen, es gibt Bilder mit weißen Flecken, wo dann also gar nichts mehr da ist. Es gibt diese riesigen Bilder mit dunklen Flecken, und bei diesen ganz riesigen Bildern zum Schluss, da erkennen sie ihn und seine Frau - er hat in Japan von dem Tenno den Praemium Imperiale überreicht bekommen; das ist so eine Art Nobelpreis für bildende Kunst -, und dann sieht man so eine Geisha im Hintergrund und alles dreht sich und steht teilweise auf dem Kopf, aber ganz anders als bei Baselitz. Also da werden diese Bilder wirklich, alles fügt sich zusammen in einen Raum der Erinnerung, aber jetzt hier in einen Raum der gegenwärtigen Malerei.
Drost: Wenn er sich rückbesonnen hat, wie Sie gerade sagen, haben Sie dann trotzdem etwas Neues, eine Weiterentwicklung bemerken können?
Vielhaber: Ja, ich muss sagen, dass ich jetzt Kabakov wirklich als Maler schätzen gelernt habe. Denn es sind auch frühe Bilder dabei, zum Beispiel eine Arbeit, die heißt "sechs" und die sieht aus wie so Dominosteine, da sind einfach nur sechs Punkte drauf. Und dann so die Anklänge an Malevich oder an die Suprematisten. Aber jetzt hier ist er wirklich ein ganz barocker, ein sinnlicher Maler, der auch in diesen barocken Hell-Dunkel-Effekten schwelgt in seiner Malerei, und das macht Spaß zu sehen.
Drost: "A return to painting" heißt diese Ausstellung im Hannoveraner Sprengel Museum - Frau Vielhaber, vielen Dank für diese Einblicke.
Das Sprengel Museum in Hannover zeigt eine Schau von mehr als 60 Bildern, die ab dem Jahr 2000 entstanden sind, und Christiane Vielhaber hat die Ausstellung gesehen. Wenn ich mir den Katalog ansehe, Frau Vielhaber, dann hat Kabakov nicht nur, was die Darstellungsart, also die Malerei, betrifft, auf die Vergangenheit zurückgegriffen, sondern zum Teil auch bei den Sujets.
Christiane Vielhaber: Wenn sie 80 werden und zurückblicken, dann fragen sie sich natürlich, was bleibt von meinem Werk und was bleibt von Installationen. Die werden ja nicht so schnell wieder aufgebaut. Die meisten laufen unter seinem Namen und gemeinsam mit seiner Frau Emilia. Und wenn es dabei Malerei gab, dann lief das unter Pseudonym. Er ist in verschiedene Rollen geschlüpft, weil er als akademisch ausgebildeter Maler und Kinderbuch-Illustrator alles konnte. Er sagt von sich auch wirklich, ich kann alle Stile - das sieht man auch in dieser Ausstellung. Und jetzt, ganz am Schluss seines Lebens, kommt für ihn so die dritte Phase und jetzt malt er eigentlich fürs Museum. Und das sind teilweise Riesenformate, teilweise fünf mal sieben Meter, und wenn die da so hängen, dann haben sie doch das Gefühl, sie sind wieder in einer Installation, weil diese Bilder räumlich sind und sie schaffen Räume.
Aber was Sie eben gesagt haben: Er greift zurück auf all das, was mit seiner Biografie, mit seiner Geschichte zusammenhängt. Er hat sich natürlich mit dem sozialistischen Realismus auseinandersetzen müssen, er hat auch in diesem Stil gemalt, er kann das. Das ist also die Nach-Stalin-Zeit, die Chruschtschow-Zeit. Es gibt aber auch eine Serie Bilder, die heißt "sie schauen", und dann wird er wirklich ganz, ganz persönlich. Dann sehen sie ihn als kleines Kind auf dem Schoß seiner Mutter und sie sehen seine Tanten im Hintergrund, und das ist ganz schön gemacht in Hannover. Sie haben eine Vitrine aufgestellt und dann sehen sie richtig das Foto, was da als Vorbild gedient hat. Das ist also nichts Ausgedachtes. Und auf der anderen Seite sehen sie, wie er versucht, seinen Stil zu finden. Er sagt, jetzt ist die dritte Phase, also jetzt zurückblicken, jetzt ins Museum kommen. Die erste Phase ist so ein bisschen suchen an der Akademie, bis man seinen Stil gefunden hat, und dann in die Öffentlichkeit kommen oder einen Stil haben und in einer Gruppe mit anderen zusammen malen oder irgendwas darstellen.
Drost: Die Bilder, die Sie am Anfang beschrieben haben, die waren ja doch sehr unterschiedlich. Kann man da trotzdem einen roten Faden erkennen?
Vielhaber: Der rote Faden ist der, dass es wie das Blättern in einem Buch der Erinnerung ist. Dann gibt es immer Gedankenfetzen, es gibt Bilder mit weißen Flecken, wo dann also gar nichts mehr da ist. Es gibt diese riesigen Bilder mit dunklen Flecken, und bei diesen ganz riesigen Bildern zum Schluss, da erkennen sie ihn und seine Frau - er hat in Japan von dem Tenno den Praemium Imperiale überreicht bekommen; das ist so eine Art Nobelpreis für bildende Kunst -, und dann sieht man so eine Geisha im Hintergrund und alles dreht sich und steht teilweise auf dem Kopf, aber ganz anders als bei Baselitz. Also da werden diese Bilder wirklich, alles fügt sich zusammen in einen Raum der Erinnerung, aber jetzt hier in einen Raum der gegenwärtigen Malerei.
Drost: Wenn er sich rückbesonnen hat, wie Sie gerade sagen, haben Sie dann trotzdem etwas Neues, eine Weiterentwicklung bemerken können?
Vielhaber: Ja, ich muss sagen, dass ich jetzt Kabakov wirklich als Maler schätzen gelernt habe. Denn es sind auch frühe Bilder dabei, zum Beispiel eine Arbeit, die heißt "sechs" und die sieht aus wie so Dominosteine, da sind einfach nur sechs Punkte drauf. Und dann so die Anklänge an Malevich oder an die Suprematisten. Aber jetzt hier ist er wirklich ein ganz barocker, ein sinnlicher Maler, der auch in diesen barocken Hell-Dunkel-Effekten schwelgt in seiner Malerei, und das macht Spaß zu sehen.
Drost: "A return to painting" heißt diese Ausstellung im Hannoveraner Sprengel Museum - Frau Vielhaber, vielen Dank für diese Einblicke.