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Institut für Ökologischen Landbau eröffnet

Die deutsche Landwirtschaft steckt mitten in der BSE-Krise und es stellt sich die Frage, ob der ökologische Landbau ein Ausweg aus dieser Krise ist. Die Bundesregierung hat vor wenigen Tagen in Trenthorst in der Nähe von Lübeck ein Institut für Ökologischen Landbau gegründet.

Wolfgang Fabian |
    Der Weg zum Herrenhaus des Gutes Trenthorst im Süden Schleswig Holsteins führt über ein holpriges Kopfsteinpflaster. Bei der Fahrt durch den Ort wird eines klar: Dieser Ort ist seit Jahrhunderten geprägt von der Landwirtschaft. Anfang Dezember ist hier das erste Institut für ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft entstanden. Was die herkömmlichen Landwirte des Ortes mit einem leichten Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen, ist für Professor Gerold Rahmann eine Chance Erkenntnisse aus dem Ökolandbau für die konventionelle Landwirtschaft nutzbar zu machen. Vor allem will er mit konventionellen Landwirten ins Gespräch kommen

    Gerold Rahmann: Wir sagen, dass wir Konzepte anbieten, die eventuell nachgefragt werden auch im konventionellen Bereich. Beispiel ist jetzt BSE als ein Thema was die gesamte Bevölkerung betrifft und Tiermehl ist verboten worden. Der ökologische Landbau hat dies seit 15 Jahren und weiß wie sie mit diesem Problem umgegangen ist und hat Lösungen gefunden.

    Die Hauptforschungsrichtung soll demnach auch die artgerechte und ökologisch sinnvolle Tierhaltung von Milchvieh, Schafen und Schweinen sein. 300 Hektar Land stehen dafür zur Verfügung. Zwar werden die Bereiche Ackerbau, Naturschutz und Arbeitsqualität mitbetrachtet, der Kernpunkt der Arbeit bleibt die Forschung an Nutztieren. In diesem Bereich ist unter anderem die Suche nach genetischen Ressourcen ein wichtiger Gesichtspunkt. Allerdings, eine Elfenbeinforschung ist tabu! Die Arbeit im Institut soll sich konkret an den Bedürfnissen des ökologischen Landbaus orientieren.

    Gerold Rahmann: Es ist so zu verstehen, dass wir einen Baum hochgeklettert sind und mit der konventionellen Landwirtschaft auf einen Seitenast geraten sind, der gegenwärtig so dünn geworden ist, dass wir abbrechen. BSE ist ein Fall, Hormonskandale sind ein Fall, so müssen wir ein wenig zurückklettern zum Hauptast. Wir brauchen wieder Nutztierrassen, die umgehen können mit Umwelteffekten, wie zum Beispiel die Widerstandsfähigkeiten gegenüber Krankheiten.

    Das es erst jetzt ein Bundesforschungsinstitut für ökologischen Landbau gibt, sei schade meint Prof. Rahmann weiter. In der Schweiz und anderen europäischen Ländern gibt es eine ähnliche Einrichtung bereits seit 25 Jahren. Die große Chance gerade dieser Einrichtung besteht in ihrer interdisziplinären Ausrichtung eines Bundesforschungsinstituts. Viele Fragen der Landwirtschaft, die einen interdisziplinären Ansatz suchen sind demnach hier gut aufgehoben.

    Unter anderem soll in Trenthorst der Einsatz von geschlossenen Energiekreisläufen in der Landwirtschaft erprobt und umgesetzt werden. Beispielsweise sollen durch Rapsanbau über eine Biogasanlage die Gebäude geheizt und die Traktoren angetrieben werden. Ziel ist ein Nullenergiekonzept, bei dem keine zusätzliche Energie von außen importiert wird. Diesen Ansatz gibt es in dieser Form bundesweit noch nicht, sagt Prof. Rahmann.

    Gerold Rahmann: Für den ökologischen Landbau muss man sagen, das hier eine der potentesten Institutionen entstehen wird sowohl aus personeller wie auch finanzieller Sicht. Verglichen mit Investitionen in die Gentechnik sind das kleine Summen.

    Immerhin - 20 Millionen DM stehen in der kommenden Zeit für Neuinvestitionen zu Verfügung. Schon im kommenden Jahr soll das Institut 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterhaben. Es wird aber auch schon laut über eine Verdopplung dieser Zahl nachgedacht. Und das scheint auch notwendig. Regelmäßige Artikel in Fachzeitschriften sind als wissenschaftlicher Output ebenso eingeplant, wie Doktorarbeiten. Zwei Jahre soll es noch dauern, bis der wissenschaftliche Betrieb aufgenommen werden kann. Bis dahin ist noch viel zu tun. Im nächsten Frühjahr sollen die ersten Tiere gekauft werden. Aber den Institutsleiter kann man nicht nur hinter dem Schreibtisch bewundern, sondern sicherlich auch im Schweinestall, was die Bauern von Trenthorst sicherlich zu schätzen wissen.

    Gerold Rahmann: Ich bin Praktiker und ich brauche die Berührung zu dem Thema, was ich bearbeite und wenn ich die verliere dann werde ich auch nicht mehr kompetent dazu Wissenschaft machen können.