Das schwarze Herz schlägt laut, gleichmäßig, immerzu. Papier rast durch eine gewaltige Maschine, wird bedruckt, gefalzt, geheftet, verpackt, hier gerade ein Heft einer juristischen Zeitschriftenreihe. Die Beck'sche Druckerei in Nördlingen, dem Ursprungsort des Verlages C.H. Beck, ist noch immer ein lebendiges Haus der schwarzen Kunst. Im Erdgeschoss gibt es zudem ein kleines Museum. Vor 250 Jahren zog hier ein Buchdrucker aus Sachsen ein, Carl Gottlob Beck, neuer Besitzer der damals angeblich einzigen Druckerei in der freien Reichstadt Nördlingen. Ein Universaltalent, folgt man seinem Nachfahren Wolfgang Beck, der den Verlag heute zusammen mit seinem Bruder Hans-Dieter Beck leitet.
"Er war Buchdrucker, Buchhändler, Verleger in einem. Das war damals ganz normal. Und dann tauschte er die selbst gedruckten, verlegten Bücher mit den Büchern anderer Verlage und versuchte, die in Nördlingen zu verkaufen. Und seine versuchte er, so weit wie möglich zu verstreuen."
Die Titel der ersten Jahre haben, abgesehen vom Verlagsnamen, so ganz und gar nichts mit denen der gegenwärtige Programme gemeinsam. Wolfgang Beck hat einige Exemplare vor sich auf den Tisch im heutigen Firmensitz in München gelegt, alte Bände, in Leder gebunden. Eine allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen. Die neuesten Entdeckungen aus der Rechtsgelehrtheit. Der erste Bestseller des Verlages erschien 1840, der Titel: "Samenkörner des Gebets", ein "Taschenbüchlein für evangelische Christen" mit insgesamt 44 Auflagen. Später wurde der Verlag unter anderem mit Biografien erfolgreich. Goethe etwa war ein Muss für das wilhelminische Bildungsbürgertum.
"Eine Goethe-Biografie zum Beispiel von Albert Bielschowsky hat in zwei Bänden 150.000 Exemplare erreicht, in etwa 20 oder 25 Jahren. Während wir heute auch eine führende Goethe-Biografie von Nicolas Boyle im Programm haben, die aber auch für heutige Verhältnisse sich gut verkauft – und die Fortsetzung wird ja sehnlichst erwartet. Aber es ist wohl doch nur ein Zehntel des Verkaufs dieser damaligen. Diese Bildungsschicht, die existiert eben heute nicht. Heute sind die Interessen kleinteiliger und fragmentierter."
Und folglich veröffentlicht der Verlag eine Vielzahl von neuen Büchern: an die 1.000 Titel in jedem Jahr, ein Viertel davon im auf ein breiteres Publikum zielenden Bereich Literatur-Sachbuch-Wissenschaft, der Rest im juristischen Zweig. Anders, als etwa die Rechts-, aber auch die Altertumswissenschaft, ist die Geschichte ein noch relativ junger Themenschwerpunkt im von Wolfgang Beck geleiteten Verlagsteil. Einer der renommierten Beck-Autoren, der Bielefelder Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler, erinnert sich, dass ein breites historisches Programm überhaupt erst seit den 1970er-Jahren entwickelt wurde.
"Dann kam ein rasanter neuer Lektor, Ernst-Peter Wieckenberg, der erkannte, dass man den Geschichtsbereich ausbauen musste – und zwar, indem man mit ganz spitzen Fingern gute Gesamtdarstellungen, nicht spezielle Dissertationen oder so etwas, an Land zog. Und dadurch ist der Beck-Verlag heute für alle jungen Historiker die erste Adresse, hat ein großes Programm, macht die Bücher auch ästhetisch schön mit Umschlag und Aufmachung."
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Zeitgeschichte, ebenso auf der jüdisch-deutschen Geschichte und der Geschichte des Widerstands gegen Hitler. Wohl nicht ohne Grund, denn im sogenannten Dritten Reich spielte C.H. Beck eine äußerst problematische Rolle. Das Haus, schon vor 1933 einer der führenden juristischen Fachverlage in Deutschland, veröffentlichte unter anderem Hans Globkes Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen. 1945 galt der Verlag als politisch belastet und erhielt Druckverbot. Erst 1949 durfte Heinrich Beck wieder unter eigenem Namen drucken und publizieren.
"Im Jahr 1988, da haben wir damals gedacht, irgendetwas sollten wir für die Öffentlichkeit tun und haben dann eine Vorlesungsreihe gestiftet mit sehr prominenten Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Dann erschien etwas später, Ende der 90er-Jahre, eine große, vierbändige deutsch-jüdische Geschichte von Michael Mayer und unter Mitherausgeberschaft von Michael Brenner, der dann hier in München den Lehrstuhl bekam. Das waren Wegmarken. Und dann kamen Saul Friedländers große Bücher. Das hat sich nicht einfach ergeben. Das war schon gewollt."
Wohl kein anderer Verlag in Deutschland versucht heute, mit einem so breit gefächerten Themenspektrum ein großes Lesepublikum auch jenseits der historischen Fakultäten zu erreichen – und schafft das auch, wie einzelne Bestseller aus dem historischen Programm immer wieder zeigen. Ein großer Teil der Beck-Bücher wird in Nördlingen gedruckt, am Ort der Verlagsgründung, dort aber in einem modernen Produktionszentrum am Stadtrand. Pro Tag werden dort 55 Millionen Seiten gedruckt.
Und die mehr als 300 Beschäftigten an diesem Standort hoffen seit längerer Zeit auf einen eigenen Tarifvertrag, auf bessere Arbeitsvergütungen und demonstrieren dafür. Ein großer Wermutstropfen im Jubiläumsjahr eines Verlages, der eine so wichtige Rolle etwa für die historische und politische Kultur in Deutschland spielt. Der Konflikt zeigt, wie angespannt die Lage im Druckereibereich ist, 250 Jahre nach der Gründung eines großen deutschen Bücherhauses.
"Er war Buchdrucker, Buchhändler, Verleger in einem. Das war damals ganz normal. Und dann tauschte er die selbst gedruckten, verlegten Bücher mit den Büchern anderer Verlage und versuchte, die in Nördlingen zu verkaufen. Und seine versuchte er, so weit wie möglich zu verstreuen."
Die Titel der ersten Jahre haben, abgesehen vom Verlagsnamen, so ganz und gar nichts mit denen der gegenwärtige Programme gemeinsam. Wolfgang Beck hat einige Exemplare vor sich auf den Tisch im heutigen Firmensitz in München gelegt, alte Bände, in Leder gebunden. Eine allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen. Die neuesten Entdeckungen aus der Rechtsgelehrtheit. Der erste Bestseller des Verlages erschien 1840, der Titel: "Samenkörner des Gebets", ein "Taschenbüchlein für evangelische Christen" mit insgesamt 44 Auflagen. Später wurde der Verlag unter anderem mit Biografien erfolgreich. Goethe etwa war ein Muss für das wilhelminische Bildungsbürgertum.
"Eine Goethe-Biografie zum Beispiel von Albert Bielschowsky hat in zwei Bänden 150.000 Exemplare erreicht, in etwa 20 oder 25 Jahren. Während wir heute auch eine führende Goethe-Biografie von Nicolas Boyle im Programm haben, die aber auch für heutige Verhältnisse sich gut verkauft – und die Fortsetzung wird ja sehnlichst erwartet. Aber es ist wohl doch nur ein Zehntel des Verkaufs dieser damaligen. Diese Bildungsschicht, die existiert eben heute nicht. Heute sind die Interessen kleinteiliger und fragmentierter."
Und folglich veröffentlicht der Verlag eine Vielzahl von neuen Büchern: an die 1.000 Titel in jedem Jahr, ein Viertel davon im auf ein breiteres Publikum zielenden Bereich Literatur-Sachbuch-Wissenschaft, der Rest im juristischen Zweig. Anders, als etwa die Rechts-, aber auch die Altertumswissenschaft, ist die Geschichte ein noch relativ junger Themenschwerpunkt im von Wolfgang Beck geleiteten Verlagsteil. Einer der renommierten Beck-Autoren, der Bielefelder Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler, erinnert sich, dass ein breites historisches Programm überhaupt erst seit den 1970er-Jahren entwickelt wurde.
"Dann kam ein rasanter neuer Lektor, Ernst-Peter Wieckenberg, der erkannte, dass man den Geschichtsbereich ausbauen musste – und zwar, indem man mit ganz spitzen Fingern gute Gesamtdarstellungen, nicht spezielle Dissertationen oder so etwas, an Land zog. Und dadurch ist der Beck-Verlag heute für alle jungen Historiker die erste Adresse, hat ein großes Programm, macht die Bücher auch ästhetisch schön mit Umschlag und Aufmachung."
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Zeitgeschichte, ebenso auf der jüdisch-deutschen Geschichte und der Geschichte des Widerstands gegen Hitler. Wohl nicht ohne Grund, denn im sogenannten Dritten Reich spielte C.H. Beck eine äußerst problematische Rolle. Das Haus, schon vor 1933 einer der führenden juristischen Fachverlage in Deutschland, veröffentlichte unter anderem Hans Globkes Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen. 1945 galt der Verlag als politisch belastet und erhielt Druckverbot. Erst 1949 durfte Heinrich Beck wieder unter eigenem Namen drucken und publizieren.
"Im Jahr 1988, da haben wir damals gedacht, irgendetwas sollten wir für die Öffentlichkeit tun und haben dann eine Vorlesungsreihe gestiftet mit sehr prominenten Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Dann erschien etwas später, Ende der 90er-Jahre, eine große, vierbändige deutsch-jüdische Geschichte von Michael Mayer und unter Mitherausgeberschaft von Michael Brenner, der dann hier in München den Lehrstuhl bekam. Das waren Wegmarken. Und dann kamen Saul Friedländers große Bücher. Das hat sich nicht einfach ergeben. Das war schon gewollt."
Wohl kein anderer Verlag in Deutschland versucht heute, mit einem so breit gefächerten Themenspektrum ein großes Lesepublikum auch jenseits der historischen Fakultäten zu erreichen – und schafft das auch, wie einzelne Bestseller aus dem historischen Programm immer wieder zeigen. Ein großer Teil der Beck-Bücher wird in Nördlingen gedruckt, am Ort der Verlagsgründung, dort aber in einem modernen Produktionszentrum am Stadtrand. Pro Tag werden dort 55 Millionen Seiten gedruckt.
Und die mehr als 300 Beschäftigten an diesem Standort hoffen seit längerer Zeit auf einen eigenen Tarifvertrag, auf bessere Arbeitsvergütungen und demonstrieren dafür. Ein großer Wermutstropfen im Jubiläumsjahr eines Verlages, der eine so wichtige Rolle etwa für die historische und politische Kultur in Deutschland spielt. Der Konflikt zeigt, wie angespannt die Lage im Druckereibereich ist, 250 Jahre nach der Gründung eines großen deutschen Bücherhauses.