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Instrumentenflug durch das Gehirn

Medizin. - Gehirnoperationen verlangen größte Sorgsamkeit vom Chirurgen, damit durch selbst kleinste Verletzungen nicht wichtige Funktionen des Zentralorgans verloren gehen. Auf einem Wochenend-Workshop, der vom 2. bis 4. März in Kiel stattfand, trafen sich internationale Experten, um Neuerungen und Fortschritte auf dem Gebiet der Neurochirurgie zu begutachten.

    Operative Eingriffe am Gehirn sind eine heikle Herausforderung, die ein äußerst vorsichtiges Manövrieren des Operateurs verlangt, um gesunde Gewebeteile zu verschonen. Doch weltweit verfügen nur wenige Chirurgen über die aktuellste Ausstattung, die zu jeder Zeit die Position der Schneidwerkzeuge exakt und dreidimensional darstellen kann. Dabei wäre diese Vorraussetzung als Standard besonders wichtig, denn das Gehirn kann seine Form während der Operation verändern und vorherige Orientierungsaufnahmen obsolet machen.

    Eine Neuerung hält den Chirurgen jetzt ständig über die aktuellen topographischen Gegebenheiten seines Einsatzgebietes im Bilde: "Die intraoperative Magnetresonanztomographie liefert während des Eingriffes bei Bedarf aktualisierte Bilder und ermöglicht sichere Neuronavigation auch dann, wenn das Gehirn etwa bei einer Tumorentfernung seine Form stark verändert", erklärt Professor Maximilian Mehdorn, Chef der Neurochirurgischen Universitätsklinik Kiel. Bislang konnten in den engen, klobigen MRT-Geräten kaum Operationen durchgeführt werden. Erst eine neue Bauform macht dies möglich.

    Neue Roboter sollen den Operateuren eine sichere Hand auch bei langen Eingriffen ermöglichen, erläutert Neurochirurg Volker Urban von der Emmaklinik in Seligenstadt und Mitentwickler eines derartigen Systems: "Über einen Joystick führt der Chirurg sein Schneidwerkzeug mit relativ weitläufigen Bewegungen, die der Roboter in Aktionen umsetzt, die kleiner als ein Millimeter sind. Damit besteht einerseits größte Präzision, andererseits entfällt Ermüdung oder Zittern der Hand."

    Die Hirnforscher haben noch weiterreichende Visionen: Eines Tages, so hoffen die Experten, könnten Tumore ohne Eröffnung des Schädels mit fokussiertem Ultraschall auf circa 45 Grad Celsius erhitzt und somit zerstört werden.

    [Quelle: Andrea Duffy]