"Als junges Mädchen waren ihre Überzeugungen kaum sehr viel anders als die von Osama bin Laden", sagte Ayaan einmal. Und dennoch hat sie eines Tages, 2002, in einer holländischen Talkshow, erzählt, dass sie keine Muslimin mehr ist.
So der niederländische Schriftsteller Leon de Winter. Die Sendung war kaum zu Ende, da gingen schon die ersten Morddrohungen ein. Dabei wollte die kluge und schöne Afrikanerin nichts weiter als so zu leben, wie sie es für sich als richtig erkannt hatte.1969 in Somalia geboren, hatte sie als Fünfjährige eine Genitalverstümmelung erleben müssen, in ihrer Jugend hatte man sie in eine konservative Koranschule gesteckt, wo sie überzeugte Anhängerin der Muslimbrüder wurde. Als eine Zwangsverheiratung droht, kann sie fliehen und kommt über Umwege 1992 nach Holland. Niederländisch lernt sie in kurzer Zeit so gut, dass sie Politik studieren kann. Sie engagiert sich in der sozialdemokratischen Partei Hollands und schreibt Artikel gegen eine verfehlte Integrationspolitik. Vehement kritisiert sie die Gewalt gegen Frauen in muslimischen Parallelgesellschaften. Ayaan Hirsi Ali:
"Manche Dinge müssen gesagt werden, und es gibt Zeiten, in denen das Schweigen zum Komplizen der Ungerechtigkeit wird."
Seitdem sie sich bei ihrem öffentlichen Auftritt im holländischen Fernsehen vom Islam lossagte, hat sie keinen Tag in Sicherheit verbracht. Und die Situation spitzt sich noch zu. 2004, nach dem Mord an Theo van Gogh. Mit ihm zusammen hatte sie den islamkritischen Film Submission gemacht. Nachdem der Filmregisseur auf offener Straße von einem radikalen Muslim ermordet worden war, ist auch Ayaan Hirsi Ali in Lebensgefahr. Sie muss untertauchen, lebt in Amerika und kommt doch wieder zurück nach Holland, um erneut in die Politik zu gehen. War sie anfangs noch bei den Sozialdemokraten, wechselt sie bald zu den Konservativen, in der Hoffnung, dort mehr bewirken zu können. Doch sie muss feststellen, dass eine offene Debatte über die verfehlte Integrationspolitik nicht erwünscht ist. Diejenigen, die die Probleme der Migranten kleinreden oder ignorieren, nennt sie die "Anwälte des Schweigens".
"Es gibt sie immer noch: die Anwälte des Schweigens. Sie sagen, eine ehrliche Diskussion darüber, welche Herausforderung die Migration für die europäische Gesellschaft bedeutet, würde zum Hass gegen Migranten führen. Das Problem, muslimische Migranten in die europäische Gesellschaft zu integrieren, ist heute sogar noch größer und komplexer geworden."
Zu den "Anwälten des Schweigens" gehören nach Meinung von Ayaan Hirsi Ali viele Medien, weite Teile der Politik und Migrantenorganisationen. In ihrem Buch "Ich klage an", das 2005 erschien, macht sie nicht nur die muslimischen Parallelgesellschaften verantwortlich, sondern auch die Europäer, die nicht erkennen wollten, dass die Verletzung der Frauenrechte ein strukturelles Problem des orthodoxen Islam ist.
"Sie fordern, nur die sozialen und ökonomischen Aspekte des Problems zu beleuchten und schlagen entsprechende politische Lösungen vor. Selbst bei Übergriffen gegen Juden und Homosexuelle durch muslimische Jugendliche, die ihre Taten religiös legitimieren - selbst da sagen die "Anwälte des Schweigens": Wir verurteilen die Tat, aber wir wollen sie nicht in einen Zusammenhang bringen mit dem Islam oder mit Muslimen."
Doch genau das will Ayaan Hirsi Ali. Dafür wird sie gehasst und bedroht. Die holländische Regierung schaffte es kaum, ihre Sicherheit zu garantieren. Als 2006 auch noch eine politische Kampagne gegen Ayaan Hirsi Ali geführt wird, weil sie bei ihrem Asylantrag nicht ganz ehrlich war, entscheidet sie sich endgültig für ein Leben in den USA.
Mehr zum Thema bei dradio.de:
Kritik 2005-05-18 - "Ich klage an"
Ayaan Hirsi Ali über die Unterdrückung muslimischer Frauen *
So der niederländische Schriftsteller Leon de Winter. Die Sendung war kaum zu Ende, da gingen schon die ersten Morddrohungen ein. Dabei wollte die kluge und schöne Afrikanerin nichts weiter als so zu leben, wie sie es für sich als richtig erkannt hatte.1969 in Somalia geboren, hatte sie als Fünfjährige eine Genitalverstümmelung erleben müssen, in ihrer Jugend hatte man sie in eine konservative Koranschule gesteckt, wo sie überzeugte Anhängerin der Muslimbrüder wurde. Als eine Zwangsverheiratung droht, kann sie fliehen und kommt über Umwege 1992 nach Holland. Niederländisch lernt sie in kurzer Zeit so gut, dass sie Politik studieren kann. Sie engagiert sich in der sozialdemokratischen Partei Hollands und schreibt Artikel gegen eine verfehlte Integrationspolitik. Vehement kritisiert sie die Gewalt gegen Frauen in muslimischen Parallelgesellschaften. Ayaan Hirsi Ali:
"Manche Dinge müssen gesagt werden, und es gibt Zeiten, in denen das Schweigen zum Komplizen der Ungerechtigkeit wird."
Seitdem sie sich bei ihrem öffentlichen Auftritt im holländischen Fernsehen vom Islam lossagte, hat sie keinen Tag in Sicherheit verbracht. Und die Situation spitzt sich noch zu. 2004, nach dem Mord an Theo van Gogh. Mit ihm zusammen hatte sie den islamkritischen Film Submission gemacht. Nachdem der Filmregisseur auf offener Straße von einem radikalen Muslim ermordet worden war, ist auch Ayaan Hirsi Ali in Lebensgefahr. Sie muss untertauchen, lebt in Amerika und kommt doch wieder zurück nach Holland, um erneut in die Politik zu gehen. War sie anfangs noch bei den Sozialdemokraten, wechselt sie bald zu den Konservativen, in der Hoffnung, dort mehr bewirken zu können. Doch sie muss feststellen, dass eine offene Debatte über die verfehlte Integrationspolitik nicht erwünscht ist. Diejenigen, die die Probleme der Migranten kleinreden oder ignorieren, nennt sie die "Anwälte des Schweigens".
"Es gibt sie immer noch: die Anwälte des Schweigens. Sie sagen, eine ehrliche Diskussion darüber, welche Herausforderung die Migration für die europäische Gesellschaft bedeutet, würde zum Hass gegen Migranten führen. Das Problem, muslimische Migranten in die europäische Gesellschaft zu integrieren, ist heute sogar noch größer und komplexer geworden."
Zu den "Anwälten des Schweigens" gehören nach Meinung von Ayaan Hirsi Ali viele Medien, weite Teile der Politik und Migrantenorganisationen. In ihrem Buch "Ich klage an", das 2005 erschien, macht sie nicht nur die muslimischen Parallelgesellschaften verantwortlich, sondern auch die Europäer, die nicht erkennen wollten, dass die Verletzung der Frauenrechte ein strukturelles Problem des orthodoxen Islam ist.
"Sie fordern, nur die sozialen und ökonomischen Aspekte des Problems zu beleuchten und schlagen entsprechende politische Lösungen vor. Selbst bei Übergriffen gegen Juden und Homosexuelle durch muslimische Jugendliche, die ihre Taten religiös legitimieren - selbst da sagen die "Anwälte des Schweigens": Wir verurteilen die Tat, aber wir wollen sie nicht in einen Zusammenhang bringen mit dem Islam oder mit Muslimen."
Doch genau das will Ayaan Hirsi Ali. Dafür wird sie gehasst und bedroht. Die holländische Regierung schaffte es kaum, ihre Sicherheit zu garantieren. Als 2006 auch noch eine politische Kampagne gegen Ayaan Hirsi Ali geführt wird, weil sie bei ihrem Asylantrag nicht ganz ehrlich war, entscheidet sie sich endgültig für ein Leben in den USA.
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