Die Gemeinschaftsgrundschule Mülheimer Freiheit in Köln. Während draußen auf dem Schulhof ein paar Kinder ihre Pause verbringen, bespricht drinnen in der Hasenklasse Lehrerin Heike Moser mit ihren Viertklässlern den Wechsel auf Gymnasium oder Realschule, zur Haupt- oder Gesamtschule. Für die meisten Kinder ist klar: Sie wollen dahin, wo sie schon jemanden kennen. Allein schon deshalb, um auf der neuen Schule nicht so einsam zu sein.
Ich will in die Gesamtschule Höhenhaus gehen, weil mein Freund auch da ist, und der erzählt mir auch, dass es da gut ist, da kann man auch Sprachen wählen, und meine Mutter will das ja auch. Hast du dir die Gesamtschule schon mal angeguckt? Neun, aber mein Freund sagt mir immer, wie es da ist. Und das hört sich gut an? Ja.
Ich will in Gesamt gehen, weil mein Cousin auch da war, und da ist schön.
Also, ich würde gern aufs Herder-Gymnasium gehen, weil da ist auch mein Bruder, und ich möchte mit Englisch anscheinend anfangen, nur genau wissen es meine Eltern auch noch nicht, nur ich würde gerne dahin.
Behindert oder nicht, das ist für die eifrig diskutierenden Viertklässler überhaupt nicht wichtig. Genau so sollte es eigentlich auch sein, sagt Hartmut Dziedo, der Leiter der Grundschule. Von seinen insgesamt 350 Schülern haben 27 Kinder den Status als Behinderte. Im Alltag an der integrativen Grundschule spielt das überhaupt keine Rolle - bei den Elterngesprächen dagegen schon, wenn es um die weitere Schullaufbahn der Kinder geht. Man bemühe sich um jeden einzelnen Fall, sagt Hartmut Dziedo.
Allerdings ist die Beratung doch dann sehr eingeschränkt, weil die Möglichkeiten für ein behindertes Kind, an eine weiterführende Schule zu kommen, die eben keine Sonderschule ist, ist äußerst schwierig. Gerade in unserem Bereich ist es so, dass eigentlich nur eine Schule in Frage käme, das wär die Gesamtschule Holweide, die auch integrativ eben weiterführt, allerdings haben die ganz wenig Plätze, die sind aber oft schon durch eine andere Grundschule belegt, so dass wir mal einen, mal zwei, manchmal aber auch gar keinen Platz bekommen und so die Eltern natürlich mit ihrem Problem relativ allein gelassen werden.
Ein bis zwei Plätze für sechs, manchmal acht behinderte Viertklässler - das Desaster ist, Jahr für Jahr, vorprogrammiert.
Es bleiben natürlich immer Kinder übrig, ich würde sagen vier bis fünf, die ganz konkret einen Platz im gemeinsamen Unterricht suchen in einer integrativen Schule, wo man dann aber sagen muss: Nein, das klappt nicht, da bleibt nur die Sonderschule, und das Schwierige an der ganzen Geschichte ist, dass [...] die Kinder ja eine andere Beschulung gewöhnt waren. Wären sie von Anfang an an einer Sonderschule gewesen, könnten sie dort auch entsprechend weiter gefördert werden; es gäbe keinen Bruch. Jetzt gibt es aber den Bruch, weil nicht mehr integrativ gearbeitet wird, sondern äußerlich differenziert wird, und die Kinder wissen ganz genau: Ich muss auf eine besondere Schule gehen und habe nicht wie alle anderen Kinder die Möglichkeit zu sagen, ich geh mit meinem Freund oder ich geh dahin, weil mein Bruder ist oder weil das Gebäude schön aussieht, sondern dann muss letztendlich die Stadt für das Kind eine Schule aussuchen.
Von diesen Schwierigkeiten wissen die Kinder der Hasenklasse noch nichts. Sie schmieden eifrig weiter ihre Pläne.
Ich möchte auf das Genoveva-Gymnasium gehen, weil, da war schon jeder von meiner Familie. Dein Papa und deine Mama? Ja, und meine Cousine und mein Bruder sind auch da. [...] Was denkst du denn, wie ist das denn da auf dem Gymnasium? Gut, ich war schon ein paar Mal beim Tag der offenen Tür auch da, mit meiner Cousine und mit meinem Bruder. Und was konnte man da sehen? So was die so arbeiten und so, zum Beispiel die machen Geschichte und Mathe. Und Englisch, Sport und so.
Zwar haben etliche weiterführende Schulen Interesse daran, auch integrativen Unterricht anzubieten. Doch umständliche Genehmigungsverfahren und rigide Vorschriften legen den Beteiligten immer wieder neue Steine in den Weg. Und so bleibt für Hartmut Dziedo, wenn er an den weiteren Bildungsweg seiner behinderten Schülerinnen und Schüler denkt, nur ein deprimierendes Fazit.
Das ist furchtbar frustrierend, weil natürlich unsere Idee der Integration dahin geht, dass wir sagen: Wir können fast alle Kinder fördern. Diese Kinder können den Schulalltag mit erleben, sie sind Teil unserer Schule, sie sind in dem Feld nichts Besonderes. Und dann kommt natürlich der Bruch, wo gesagt wird: Jetzt musst du auf eine besondere Schule gehen, jetzt brauchst du eine ganz andere Förderung, und das macht natürlich in der Entwicklung des Kindes, ist es ein starker Einschnitt. Und das ist frustrierend für uns, weil wir sehen: Wir haben eine Arbeit geführt, und haben das Kind - ja ich möchte nicht sagen: betrogen - aber doch auf einen Weg gebracht, den es nicht weiter gehen kann.
Ich will in die Gesamtschule Höhenhaus gehen, weil mein Freund auch da ist, und der erzählt mir auch, dass es da gut ist, da kann man auch Sprachen wählen, und meine Mutter will das ja auch. Hast du dir die Gesamtschule schon mal angeguckt? Neun, aber mein Freund sagt mir immer, wie es da ist. Und das hört sich gut an? Ja.
Ich will in Gesamt gehen, weil mein Cousin auch da war, und da ist schön.
Also, ich würde gern aufs Herder-Gymnasium gehen, weil da ist auch mein Bruder, und ich möchte mit Englisch anscheinend anfangen, nur genau wissen es meine Eltern auch noch nicht, nur ich würde gerne dahin.
Behindert oder nicht, das ist für die eifrig diskutierenden Viertklässler überhaupt nicht wichtig. Genau so sollte es eigentlich auch sein, sagt Hartmut Dziedo, der Leiter der Grundschule. Von seinen insgesamt 350 Schülern haben 27 Kinder den Status als Behinderte. Im Alltag an der integrativen Grundschule spielt das überhaupt keine Rolle - bei den Elterngesprächen dagegen schon, wenn es um die weitere Schullaufbahn der Kinder geht. Man bemühe sich um jeden einzelnen Fall, sagt Hartmut Dziedo.
Allerdings ist die Beratung doch dann sehr eingeschränkt, weil die Möglichkeiten für ein behindertes Kind, an eine weiterführende Schule zu kommen, die eben keine Sonderschule ist, ist äußerst schwierig. Gerade in unserem Bereich ist es so, dass eigentlich nur eine Schule in Frage käme, das wär die Gesamtschule Holweide, die auch integrativ eben weiterführt, allerdings haben die ganz wenig Plätze, die sind aber oft schon durch eine andere Grundschule belegt, so dass wir mal einen, mal zwei, manchmal aber auch gar keinen Platz bekommen und so die Eltern natürlich mit ihrem Problem relativ allein gelassen werden.
Ein bis zwei Plätze für sechs, manchmal acht behinderte Viertklässler - das Desaster ist, Jahr für Jahr, vorprogrammiert.
Es bleiben natürlich immer Kinder übrig, ich würde sagen vier bis fünf, die ganz konkret einen Platz im gemeinsamen Unterricht suchen in einer integrativen Schule, wo man dann aber sagen muss: Nein, das klappt nicht, da bleibt nur die Sonderschule, und das Schwierige an der ganzen Geschichte ist, dass [...] die Kinder ja eine andere Beschulung gewöhnt waren. Wären sie von Anfang an an einer Sonderschule gewesen, könnten sie dort auch entsprechend weiter gefördert werden; es gäbe keinen Bruch. Jetzt gibt es aber den Bruch, weil nicht mehr integrativ gearbeitet wird, sondern äußerlich differenziert wird, und die Kinder wissen ganz genau: Ich muss auf eine besondere Schule gehen und habe nicht wie alle anderen Kinder die Möglichkeit zu sagen, ich geh mit meinem Freund oder ich geh dahin, weil mein Bruder ist oder weil das Gebäude schön aussieht, sondern dann muss letztendlich die Stadt für das Kind eine Schule aussuchen.
Von diesen Schwierigkeiten wissen die Kinder der Hasenklasse noch nichts. Sie schmieden eifrig weiter ihre Pläne.
Ich möchte auf das Genoveva-Gymnasium gehen, weil, da war schon jeder von meiner Familie. Dein Papa und deine Mama? Ja, und meine Cousine und mein Bruder sind auch da. [...] Was denkst du denn, wie ist das denn da auf dem Gymnasium? Gut, ich war schon ein paar Mal beim Tag der offenen Tür auch da, mit meiner Cousine und mit meinem Bruder. Und was konnte man da sehen? So was die so arbeiten und so, zum Beispiel die machen Geschichte und Mathe. Und Englisch, Sport und so.
Zwar haben etliche weiterführende Schulen Interesse daran, auch integrativen Unterricht anzubieten. Doch umständliche Genehmigungsverfahren und rigide Vorschriften legen den Beteiligten immer wieder neue Steine in den Weg. Und so bleibt für Hartmut Dziedo, wenn er an den weiteren Bildungsweg seiner behinderten Schülerinnen und Schüler denkt, nur ein deprimierendes Fazit.
Das ist furchtbar frustrierend, weil natürlich unsere Idee der Integration dahin geht, dass wir sagen: Wir können fast alle Kinder fördern. Diese Kinder können den Schulalltag mit erleben, sie sind Teil unserer Schule, sie sind in dem Feld nichts Besonderes. Und dann kommt natürlich der Bruch, wo gesagt wird: Jetzt musst du auf eine besondere Schule gehen, jetzt brauchst du eine ganz andere Förderung, und das macht natürlich in der Entwicklung des Kindes, ist es ein starker Einschnitt. Und das ist frustrierend für uns, weil wir sehen: Wir haben eine Arbeit geführt, und haben das Kind - ja ich möchte nicht sagen: betrogen - aber doch auf einen Weg gebracht, den es nicht weiter gehen kann.