Sonntag, 28. April 2024

Archiv


Intel inside – nun auch beim Smartphone

Mobilität.- Lenovo hat auf der CES in Las Vegas das erste Smartphone mit Intel-CPU vorgestellt. Noch in diesem Jahr soll es auf den chinesischen Markt kommen.

Von Achim Killer | 14.01.2012
    Lange hat’s gedauert. Aber heuer gibt sie es dann wohl doch: Smartphones mit "Intel inside". Branchenbeobachter wundern sich, dass der Chip-Weltmarktführer sich auf diesem zukunftsträchtigen Markt so schwer tut. Früher verbrauchten Intel-Prozessoren ja viel Strom. Aber daran habe es nicht gelegen, sagt Charles Golvin vom Marktforschungsunternehmen Forrester Research:

    "Konkurrenzunternehmen wie Qualcomm haben eine kontinuierliche Entwicklung vollzogen. Ziel war ein vollständig integriertes System, das nicht nur hinsichtlich der Rechenleistung stromsparend ist, sondern als ganzes. Es genügt nicht, nur den Energieverbrauch des Prozessors in den Griff zu bekommen."

    Um stromsparende Systeme zu entwickeln, haben Unternehmen wie Qualcomm und Nvidia die Prozessor-Architektur der britischen ARM Limited lizenziert und die dann mit selbst designten Komponenten kombiniert. Intel verfolgt eine andere Strategie als ARM. Der Konzern beliefert seine Kundschaft nicht mit Know-how, sondern mit Chips. Um aber ein vollständiges System anbieten zu können, musste das Unternehmen erst einmal einkaufen gehen. Im letzten Jahr war das.

    "Mit der Übernahme der Kommunikationssparte von Infineon hat sich Intel die Möglichkeit verschafft, ein komplettes System zu entwickeln, das sowohl die Kommunikationsfunktionen als auch den Prozessor einschließt."

    Und deshalb gibt erst ab diesem Jahr Intel-basierte Smartphones. Und in den Markt kommt etwas Bewegung. Nicht mehr nur die Systeme verschiedener ARM-Lizenznehmer konkurrieren künftig gegeneinander, sondern unterschiedliche Prozessorarchitekturen. Stellt sich die Frage, ob nicht noch ein weiterer Marktteilnehmer auftauchen könnte, schließlich verfügt auch IBM über ein Prozessor-Design, das schon für sehr viele und sehr unterschiedliche Einsatzgebiete angepasst worden ist. Charles Golvin allerdings erwartet das nicht.

    "Die entwickeln rechenstarke-Chips, die sowohl in Hochleistungs-Servern als auch in Spielekonsolen stecken. Aber ich glaube, sie wissen, dass auf diesem Endverbrauchermarkt zwar hohe Stückzahlen abgesetzt werden können, dass aber die Gewinnmargen klein sind. Ich wäre äußerst überrascht, wenn IBM seine Strategie ändern und versuchen würde, auf diesem Markt ein großer Anbieter zu werden. Ich denke deren Konzernstrategie ist viel stärker auf Unternehmenskunden ausgerichtet und nicht so sehr die auf Massenmärkte für Konsumenten."

    Intel den Markteintritt ermöglicht hat Google. Dessen Smartphone- und Tablet-Betriebssystem Android läuft auf ARM-, Mips- und IBMs Power-Prozessoren und seit letztem Jahr eben auch auf Intels x86er-Chips. Im Gegenzug portiert Microsoft sein Betriebssystem auf ARM-basierte Prozessoren.

    "Microsoft hat gemerkt, dass nur für die Intel-Architektur zu entwickeln, keine erfolgsversprechende Strategie ist, wenn es um die vielen neuartigen Geräte-Kategorien geht. Damit hätte das Unternehmen seine bedeutende Rolle, auf jeden Fall aber seine Führungsposition auf dem Softwaremarkt verloren. Deshalb unterstützt Windows 8 auch die ARM-Prozessor-Architektur. Diesen Schritt mussten die von Microsoft auf jeden Fall tun."

    Und deswegen könnten bald auch PCs angeboten werden, in denen kein x86-Prozessor steckt. Der ARM-Lizenznehmer Qualcomm zumindest hat erklärt, er verhandle bereits mit verschiedenen Notebook-Herstellern. Die altgewohnte Übersichtlichkeit bei den Endgeräten gehört jedenfalls der Vergangenheit an. Nicht nur, dass jede Menge neuartige auf den Markt kommen. Es sind auch noch verschiedene Kombinationen von Betriebssystem und Prozessor möglich.

    Damit Angesichts dieser Vielfalt überhaupt noch etwas läuft, also Anwendungssoftware, gehen die Hersteller denn auch dazu über, fremde Systeme zu emulieren. Und wenn so etwas gut gemacht ist, dann ist es egal, welcher Chip in einem Gerät steckt und unter welchem Betriebssystem es läuft.