Archiv


Intel läßt Microsoft im Stich

Im Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft hat das amerikanische Justizministerium in dieser Woche ein schweres Geschütz aufgefahren. Als Zeuge der Anklage wurde Steven McGeady präsentiert, enger Vertrauter des damaligen Intel-Chefs Andy Grove. Der Manager belastete die Microsoft-Führungsriege um Bill Gates schwer.

Peter Welchering |
    Nachdem an den vergangenen Prozeßtagen bereits führende Vertreter der Unternehmen Netscape, Apple und AOL gegen den Software-Riesen Microsoft ausgesagt hatten, zeichnete sich in dieser Woche ein neuer Höhepunkt des Verfahrens ab: Steven McGeady, Mitarbeiter von Intel-Manager Andy Grove, sagte aus, Microsoft habe seine Vormachtstellung im Software-Markt durch wettbewerbsrechtlich bedenkliche Methoden gefestigt.

    Im Mittelpunkt standen zwei Aussagen McGeadys: Zum einen bestätigte er, daß Microsofts Vizepräsident Paul Maritz während eines Treffens mit Intel-Managern Pläne vorgestellt hat, mit denen der Browser-Hersteller Netscape vom Markt verdrängt werden sollte. Aufsehen erregte der Intel-Manager jedoch mit der Aussage, daß Intel - nach einem Treffen zwischen den Microsoft-Vertretern Bill Gates und Steve Ballmer einerseits und Intel-Chef Andi Grove andererseits - ein groß angelegtes Software-Projekt im Multimedia-Sektorbereich nicht weiter verfolgt habe. In der Zusammenkunft habe Gates klargemacht, Microsoft-Betriebssysteme würden Intel-Prozessoren nicht weiter unterstützen, wenn Grove dieses sogenannte NSP-Projekt weiterverfolgen würde.

    Intel entwickelte zum damaligen Zeitpunkt mit dem "Native Signal Processing" (NSP) hardware-basierte Verarbeitungsroutinen für seine Prozessoren, die Grafik- und Soundkarten optimiert ansteuern sollten. Damit berührte Intel sensible Bereiche von Microsoft, weil dann die entsprechenden Programmteile von Windows 95 und Windows NT nicht weiter genutzt worden wären. Aber gerade diese Softwaredienste verschafften dem Windows-Browser "Internet Explorer" zum damaligen Zeitpunkt Vorteile gegenüber seiner Konkurrenz. Gates habe gedroht, als Windows-Plattform den Alpha-Prozessor von Digital Equipment zu verwenden, wenn Intel an dem Vorhaben festhalte. Dramatische Verluste von Marktanteilen wären dann für Intel die Folge gewesen.