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Intelligenz zum kleinen Preis

Informationstechnologie. – Das intelligente Haus wird bereits seit Jahren propagiert, doch so recht will es niemand haben. Möglich, dass sich das jetzt mit einem neuen Standard ändert. Nach EIB, dem europäischen Installationsbus, drängt jetzt mit LON, dem Local Operating Network, die nächste Steuerungstechnik in die Häuser und Wohnungen.

    Wenn Katrin und Stefan Wulfhorst abends nach Hause kommen, brauchen sie keinen Schlüssel, um die Tür auf zu machen. Ihr Haus erkennt sie. Nur kurz den Finger auf ein Lesefeld neben der Klingel gelegt und die Tür öffnet sich. Wenn Katrin Wulfhorst jetzt mit zwei Einkaufstüten unter den Armen schnell rein will, geht das Licht von allein per Bewegungsmelder an. Ist der Einkauf ausgepackt reicht ein einziger Schalter, um alle Rollläden herunter zu fahren.

    Genauso genügt ein einziger Knopfdruck um die Decken- und Wandbeleuchtung genau so zu schalten und zu dimmen, wie die Wulfhorsts es gerne beim Fernsehen mögen. Natürlich können sie jeden Rollladen und jede Lampe auch einzeln schalten oder dimmen. Das ist aber noch nicht alles. Hinter der Wohnzimmertür ist in der Wand ein kleiner Bildschirm mit einem Drehknopf daneben eingebaut. Über diese Bedieneinheit kann Stefan Wulfhorst noch viel mehr Geräte ansteuern oder Messgrößen erfahren, wie zum Beispiel die Windgeschwindigkeit. Stefan Wulfhorst:

    "Da hatten wir heute nicht ganz viel. Da sieht man hier so ganz kleine Erhebungen. Die Windgeschwindigkeit, man kann sich vorstellen, dass zum Beispiel eine Markise, wenn man so etwas hat. Manche Sachen, die haben wir hier noch gar nicht. Wenn man so eine Markise hat, und die ist ausgefahren und es fängt an zu stürmen, dann könnte es gefährlich werden. Also fährt das System die Markise bei einer gewissen Windgeschwindigkeit automatisch ein. Das ist so eine Anwendung dafür."

    Erst im vergangenen August sind Katrin und Stefan Wulfhorst mit dem kleinen Fabio in den fast vollständigen Fachwerkneubau bei Gütersloh eingezogen. Schon lange vorher haben sie sich entschlossen, ihr Haus mit intelligenter Technik auszustatten. Jetzt ist es das Pilotprojekt für "Wohnen mit LON". LON, das heißt Local Operating Network und ist ein Bus-Standard aus der Automatisierungstechnik. Im Gegensatz zum Europäischen Installationsbus, EIB, ist LON bisher eher in Großgebäuden eingesetzt worden. Das wollen mehrere mittelständische Unternehmen mit dem Pilotprojekt jetzt ändern, weil sie LON für besser halten. Frank Schmall, der das Projekt koordiniert:

    "Wir können im LON mehr Funktionen unterbringen, als wir im EIB unterbringen können. Wir können im LON größere Netze aufbauen. Und wir können im LON die Netze einfacher strukturieren. Das heißt, wir können, ich sag immer, Wirrwarr verdrahten. Das sollte man zwar nicht so wörtlich nehmen, aber man kann eben verschiedene Verdrahtungsformen, die üblich sind, miteinander kombinieren. Also die Einfachheit und Flexibilität ist einfach höher gegenüber dem EIB."

    Technisch gesehen besteht das LON-System aus sämtlichen Schaltern im Haus und den so genannten Aktoren, die Rollläden, Steckdosen oder Licht ein-, ausschalten oder dimmen. Alle Schalter und Aktoren müssen an den LON-Bus angeschlossen sein. In welcher Reihenfolge oder Anordnung ist dabei völlig egal. Die Schalter geben dann nur noch Signale über den Bus weiter und haben keinen 220-Volt-Anschluss mehr. Nachher lässt sich dann völlig frei programmieren, welcher Schalter im Haus was schaltet. Stefan Wulfhorst:

    "Das Schöne ist, dass man sich vielleicht nicht unbedingt so ganz detailliert Gedanken machen muss, was will ich jetzt von dieser Stelle aus schalten. Sie sehen, Eingangsbereich, da hat man wahrscheinlich ne ganze Menge im Eingangsbereich. So, was mache ich da? Da mache ich mal ein paar Schalter mehr hin, ein paar Dosen mehr hin. Was ich dann hinterher damit mache? Da schmeiße ich ganz einfach noch ein Modul rein. Das sind so kleine Busmodule, die schmeißt man hier hinten hinter und dann kann ich zusätzliche Funktionen realisieren."

    Wie zum Beispiel einen Hauptschalter, mit dem sich im ganzen Haus das Licht, die Steckdosen und die Heizungen ausschalten lassen und der gleichzeitig die Alarmanlage scharf macht. Die Preise für eine LON-Installation im Eigenheim beginnen mit einem Starterpaket für 1000 Euro und sind nach oben offen. In dem Projekthaus in Gütersloh haben die Wulfhorsts LON-Technik für rund 15.000 Euro eingebaut und dabei fehlt sogar der berühmte Kühlschrank mit Internetanschluss noch. Mit LON haben Unbedarfte oder Vergessliche aber auch die Möglichkeit viel Geld zu sparen, zumindest wenn die Heizungsanlage und Steckdosen mit Stand-by-Verbrauchern auch über LON gesteuert werden. Allerdings: einen kleinen Stand-by-Verbrauch hat auch das LON-System.