Plötzlich werden die Monitore, die den Patienten überwachen, rot und die Alarmsignale leuchten. Der Mann hat sich von seinen Schläuchen losgerissen und taumelt aus dem Bett. Er schafft es bis ans Fenster, da sind schon fünf grün maskierte Pfleger um ihn herum. Auf der Glasscheibe bleibt eine blutige Spur zurück.
Die Intensivstation ist das prägende Bild der Essener Parsifal-Inszenierung von Joachim Schloemer. Bühnenbildner Jens Kilian hat einen gläsernen Kubus auf die Drehscheibe gestellt, ausgestattet mit High-Tech-Medizin. Immer neue, perfekt und farbig ausgeleuchtete Ansichten des Krankenzimmers zeigt er, im zweiten Akt schwebt es sogar einige Meter über dem Bühnenboden. Der Gralskönig Amfortas, den die unaufhörlich blutende Wunde an seine Schuld und den Niedergang der Gralsgemeinschaft erinnert, wird darin geschäftig umsorgt von Ärzten und Krankenschwestern. Hin und wieder kommt Besuch und bringt Blumen mit.
Es ist, als sollte an diesem Abend alles vermieden werden, was nur von fern nach Tempel, Ritual und Erlösung, männerbündischer Gralsgemeinschaft, Heils- und Leidenspathos, kurz nach "Bühnenweihfestspiel" aussehen könnte.
Das ist einen Versuch wert, aber leider gelingt es Schloemer nicht, eine neue tragfähige Geschichte zu erzählen. Es gibt interessante Ansätze wie eine mit einer Tänzerin besetzte zweite Kundry. Aber das nutzt der Regisseur weniger für eine psychologische Aussage als dazu, im zweiten Akt eine Dame singen und eine mit Parsifal einen dezent erotischen Tanz aufführen zu lassen. Worauf Schloemer hinaus will mit diesen Figuren in befremdlicher Kostümierung, den vielen hektischen Aktionen, den Bildern, deren Sinn sich bei allem ästhetischen Reiz nicht erschließt - das wird alles bis zum Schluss nicht verständlich. Dass der Regisseur - immerhin erfolgreicher Choreograf und also erfahren mit der Bewegung von Menschen im Raum - den gesamten Chor ins Off wegmogelt, ist eine Verlegenheitslösung, die auch die musikalische Kraft dieser Szenen schwächt.
Stefan Soltesz verabschiedet sich mit einer opulenten, schwelgerisch schönen Interpretation dieser raffinierten Partitur. Er lässt sich Zeit für ruhige Tempi, um klangliche Details auszukosten, und erreicht eine Balance zwischen Bühne und Graben, die in jedem Augenblick perfekt ist. Der Abend zeigt noch einmal eindrucksvoll, auf welche Höhe Soltesz die Essener Philharmoniker in den letzten Jahren geführt hat.
Die Sängerbesetzung ist durchweg gut, nur die Kundry von Jane Dutton hat nicht das Format, das man in Essen erwarten kann. Jeffrey Dowd in der Titelrolle überzeugt durch intelligente Gestaltung. Heiko Trinsinger als Amfortas hat den luxuriösesten Klang des Abends zu bieten. Die Chöre kommen nicht so gut zur Geltung, wie sie es verdient hätten, weil sie auch akustisch ins Off gestellt werden.
Die Intensivstation ist das prägende Bild der Essener Parsifal-Inszenierung von Joachim Schloemer. Bühnenbildner Jens Kilian hat einen gläsernen Kubus auf die Drehscheibe gestellt, ausgestattet mit High-Tech-Medizin. Immer neue, perfekt und farbig ausgeleuchtete Ansichten des Krankenzimmers zeigt er, im zweiten Akt schwebt es sogar einige Meter über dem Bühnenboden. Der Gralskönig Amfortas, den die unaufhörlich blutende Wunde an seine Schuld und den Niedergang der Gralsgemeinschaft erinnert, wird darin geschäftig umsorgt von Ärzten und Krankenschwestern. Hin und wieder kommt Besuch und bringt Blumen mit.
Es ist, als sollte an diesem Abend alles vermieden werden, was nur von fern nach Tempel, Ritual und Erlösung, männerbündischer Gralsgemeinschaft, Heils- und Leidenspathos, kurz nach "Bühnenweihfestspiel" aussehen könnte.
Das ist einen Versuch wert, aber leider gelingt es Schloemer nicht, eine neue tragfähige Geschichte zu erzählen. Es gibt interessante Ansätze wie eine mit einer Tänzerin besetzte zweite Kundry. Aber das nutzt der Regisseur weniger für eine psychologische Aussage als dazu, im zweiten Akt eine Dame singen und eine mit Parsifal einen dezent erotischen Tanz aufführen zu lassen. Worauf Schloemer hinaus will mit diesen Figuren in befremdlicher Kostümierung, den vielen hektischen Aktionen, den Bildern, deren Sinn sich bei allem ästhetischen Reiz nicht erschließt - das wird alles bis zum Schluss nicht verständlich. Dass der Regisseur - immerhin erfolgreicher Choreograf und also erfahren mit der Bewegung von Menschen im Raum - den gesamten Chor ins Off wegmogelt, ist eine Verlegenheitslösung, die auch die musikalische Kraft dieser Szenen schwächt.
Stefan Soltesz verabschiedet sich mit einer opulenten, schwelgerisch schönen Interpretation dieser raffinierten Partitur. Er lässt sich Zeit für ruhige Tempi, um klangliche Details auszukosten, und erreicht eine Balance zwischen Bühne und Graben, die in jedem Augenblick perfekt ist. Der Abend zeigt noch einmal eindrucksvoll, auf welche Höhe Soltesz die Essener Philharmoniker in den letzten Jahren geführt hat.
Die Sängerbesetzung ist durchweg gut, nur die Kundry von Jane Dutton hat nicht das Format, das man in Essen erwarten kann. Jeffrey Dowd in der Titelrolle überzeugt durch intelligente Gestaltung. Heiko Trinsinger als Amfortas hat den luxuriösesten Klang des Abends zu bieten. Die Chöre kommen nicht so gut zur Geltung, wie sie es verdient hätten, weil sie auch akustisch ins Off gestellt werden.