Bis 1996 hatten die Amerikaner das Gelände, auf dem die Refugien des Führers und seiner obersten Mit-Verbrecher Göring, Bormann und Speer standen, unter den Glassturz gestellt, die Zeit blieb stehen, solange sie es als Erholungsort für ihre Truppenangehörigen nutzten. Dann zogen die Amerikaner weg, und die Gegenwart meldete sich zurück. Denn nun fehlten der örtlichen Wirtschaft nicht nur die Verbündeten und ihre Angehörigen, sondern auch die anderen Touristen, jedenfalls solche von der Klasse, die einst den Fremdenverkehr um Berchtesgaden geprägt hatten. Weil dieser Qualitätstourismus sich schon erledigt hatte, seit Hitler und seine Spießgesellen den Obersalzberg usurpierten, sind die Namen der Geistesgrößen und Industriellen, die einst hier residierten, nur noch eine ferne Erinnerung. Berchtesgaden ist nicht der einzige Ort, der mit so einer Erinnerung an bessere Zeiten leben muss. Mallorca und die Malediven haben auch aus anderen einst vornehm blühenden Fremdenverkehrsgegenden traurige Stätten eines schnellen Event- und Tagestourismus gemacht.
Und es gilt auch nicht nur für Berchtesgaden, dass dort, wo Nazis hinfassten, in kurzen 12 Jahren hässlich und falsch wurde, was Jahrhunderte lang unauffällig schön und richtig gewesen war. So auch der Obersalzberg, der immer noch von halbverwirrten NS-Verehrern heimgesucht wird; kann er jemals einer Zukunft zugewendet werden?
Die Interconti-Gruppe will das schaffen. Sie hat dafür "in Anlehnung an den Bauhausstil", so der Betreiber, die Formensprache eingesetzt, die sich zur inhaltlichen Neutralisierung und Immunisierung gegen Geschichtlichkeit in den 20er Jahren trefflich geeignet hat und auch jetzt eignen soll. Sachlich-modern, aus hellem Stein, mit Fensterbändern über den ganzen Bogen der geschwungenen Seitenflügel, mit einem Dach wie ein Flugzeugflügel liefert es High-Tech-Anmutung ohne Verweis auf heimatlich-gebirglerische Traditionen.
Auch jüngere Alpenarchitekten bauen gegen den rustikalen Pseudo-Stil industrialisierter Dorf-Idyllen an. Aber diese Architekten bemühen sich um einen regionalen Bezug zur Landschaft. Das Interconti aber wirkt unschlüssig-ortlos in dieser Ubiquität der runden Form, die es überall hinpassen ließe – z.B. erinnert es an das Ritz-Carlton-Hotel im VW-Erlebnispark Autostadt in Wolfsburg. Die Pracht, mit der früher große Alpenhotels die Pracht der Landschaft erhöhten, ist nur noch in den Preisen und im Aufgebot der Wellness-Ideen anwesend. In der Angst vor falsch zu verstehender Prächtigkeit wirkt die Naziästhetik paradox bis heute weiter.
Das alles ist kein Unglück, denn eine Glücks-Idee gibt es ja nicht für den Obersalzberg. So sehr das neue Hotel eine neue touristische Normalität ausdrücken soll, so sicher wird es eine solche Normalität nicht geben. Wo Hotelpersonal geschichtlich geschult wird, um die Fragen lückenhaft informierter asiatischer oder amerikanischer Touristen beantworten zu können; wo auf das nahe NS-Dokumentationszentrum als zusätzliches Pflichtziel hingewiesen werden wird - da spielt auch die düstere Attraktivität des Reiseziels eine entscheidende Rolle. Das bleibt noch lange so: Wer hierher kommt, kommt auf den Obersalzberg – dorthin, wo Hitler sein "mountain resort" hatte.
Und es gilt auch nicht nur für Berchtesgaden, dass dort, wo Nazis hinfassten, in kurzen 12 Jahren hässlich und falsch wurde, was Jahrhunderte lang unauffällig schön und richtig gewesen war. So auch der Obersalzberg, der immer noch von halbverwirrten NS-Verehrern heimgesucht wird; kann er jemals einer Zukunft zugewendet werden?
Die Interconti-Gruppe will das schaffen. Sie hat dafür "in Anlehnung an den Bauhausstil", so der Betreiber, die Formensprache eingesetzt, die sich zur inhaltlichen Neutralisierung und Immunisierung gegen Geschichtlichkeit in den 20er Jahren trefflich geeignet hat und auch jetzt eignen soll. Sachlich-modern, aus hellem Stein, mit Fensterbändern über den ganzen Bogen der geschwungenen Seitenflügel, mit einem Dach wie ein Flugzeugflügel liefert es High-Tech-Anmutung ohne Verweis auf heimatlich-gebirglerische Traditionen.
Auch jüngere Alpenarchitekten bauen gegen den rustikalen Pseudo-Stil industrialisierter Dorf-Idyllen an. Aber diese Architekten bemühen sich um einen regionalen Bezug zur Landschaft. Das Interconti aber wirkt unschlüssig-ortlos in dieser Ubiquität der runden Form, die es überall hinpassen ließe – z.B. erinnert es an das Ritz-Carlton-Hotel im VW-Erlebnispark Autostadt in Wolfsburg. Die Pracht, mit der früher große Alpenhotels die Pracht der Landschaft erhöhten, ist nur noch in den Preisen und im Aufgebot der Wellness-Ideen anwesend. In der Angst vor falsch zu verstehender Prächtigkeit wirkt die Naziästhetik paradox bis heute weiter.
Das alles ist kein Unglück, denn eine Glücks-Idee gibt es ja nicht für den Obersalzberg. So sehr das neue Hotel eine neue touristische Normalität ausdrücken soll, so sicher wird es eine solche Normalität nicht geben. Wo Hotelpersonal geschichtlich geschult wird, um die Fragen lückenhaft informierter asiatischer oder amerikanischer Touristen beantworten zu können; wo auf das nahe NS-Dokumentationszentrum als zusätzliches Pflichtziel hingewiesen werden wird - da spielt auch die düstere Attraktivität des Reiseziels eine entscheidende Rolle. Das bleibt noch lange so: Wer hierher kommt, kommt auf den Obersalzberg – dorthin, wo Hitler sein "mountain resort" hatte.