Christoph Schmitz: Er findet nur alle zwei Jahre statt und widmet sich immer großen und grundsätzlichen Themen, der Deutsche Historikertag. 2002 in Halle an der Saale ging es um Traditionen und Visionen. 2004 in Kiel um Kommunikation und Raum und in diesem Jahr, in Konstanz am Bodensee, um GeschichtsBilder, geschrieben in einem Wort, Bilder aber mit einem großem B.
Das sieht sehr modern aus, bei Leuten, die sich vor allem mit alten Geschichten beschäftigen, die Hochschul- und die Schulhistoriker. Der Münsteraner Geschichtsprofessor Peter Funke ist der Vorsitzende des Deutschen Historikerverbandes, der die Tagung veranstaltet. Regieren Sie in diesem Jahr auf den Trend historischer Themen in den Medien, habe ich Peter Funke gefragt.
Peter Funke: Wir reagieren nicht auf einen Trend, wir nehmen eine Tendenz auf, die uns schon seit längerer Zeit beschäftigt, von der wir aber glaubten, dass wir diese diesmal in das Zentrum eines Historikertages stellen sollten, da wir auf diese Weise auch gleichzeitig zu einer neuen Positionsbestimmung der Geschichtswissenschaften kommen wollen in einer doch immer stärker medial bestimmten Gesellschaft.
Schmitz: Welche Position wäre das?
Funke: Es ist eine Position die sich klar machen muss, dass heute Geschichte angesichts ihrer ganz andersartigen medialen Umsetzung, anders wahrgenommen und anders rezipiert wird, als es vielleicht sogar noch vor 20 oder vor 30 Jahren üblich war. Wir leben in einer Welt, die mit Bildern flüchtiger Art umgeht. Bilder werden rascher rezipiert und viel mehr wird visuell etwas wahrgenommen, als etwa wie in früheren Zeiten auf schriftlicher Form hin.
Wir müssen uns auf diese Dinge einlassen, auch die Möglichkeit, Bilder zu manipulieren, mit Bildern anders umzugehen, in der Art, dass wir sie technisch ganz anders herstellen können bedingt doch die Notwendigkeit, dass wir uns auch als Historiker fragen, wie geht man mit Geschichte um, wie wird Geschichte transportiert, denn unser Geschäft ist Erforschung der Geschichte, aber auch transportieren dessen, was wir erforscht haben.
Wir müssen uns mit Medienmachern, die heute Geschichte im weitaus stärkeren Maße bestimmen, als das noch in vergangenen Generationen der Fall war auf einen Dialog einlassen. Es geht nicht darum, die neuen Formen zu verachten oder zu loben, sondern in einem Dialog zu einem Ausgleich zu kommen zwischen neuen Präsentationen und der Wahrung des Standards, den die Geschichtswissenschaft für sich beansprucht.
Schmitz: Müssen sie heute nicht skeptisch sein gegenüber der Popularisierung der Geschichte sage ich mal, weil doch eher in der Fachmethodik die Dekonstruktion, der Zweifel an den Geschichtsbildern der großen Erzählung vorherrschend ist.
Funke: Wir sind skeptisch gegenüber einer Popularisierung, wenn sie auf eine Banalisierung und Infantilisierung hinausläuft und insofern hat die Geschichte genau hier eine kritische Position einzunehmen. Das meinte ich vorhin auch, wenn ich sagte, wir müssen uns auf einen Dialog einlassen. Der Dialog muss darauf hinauslaufen, dass wir genau einer falschen Popularisierung entgegenwirken. Wir müssen aber auf der anderen Seite auch erkennen, dass es in den neuen Formen bildlicher, visueller Umsetzung, dass darin auch Chancen da sind das Interesse für Geschichte zu wecken.
Schmitz: Haben Sie denn als Historiker den Eindruck, dass Geschichte banalisiert wird in den Medien heute?
Funke: In Teilen kann man diese Tendenz sicherlich festmachen, dass es allzu oberflächlich von statten geht und zwar in den Medien im weitesten Sinne. Wenn sie bedenken, dass in der Top-Ten-Liste der Internetspiele sich sieben Spiele mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen auf eine grässliche Art, indem hier Kriegsgeschehen einfach nur noch nachzuempfinden ist, dass das Nachdenken darüber aber völlig außer Acht gelassen wird, dann ist das eine Gefahr, der man entgegenwirken muss.
Schmitz: Sind denn Historiker, vor allem wenn sie als Lehrer arbeiten, überhaupt gerüstet für ein Geschichtsbild das jungen Menschen attraktiv erscheinen könnte?
Funke: Das ist die beständige Aufgabe der Ausbildung von Historikern. Ein ganz wichtiges Moment auch in der Lehrerausbildung etwa, aber auch in der Ausbildung von Historikern, die in anderen Bereichen tätig werden.
Schmitz: Aber Historiker werden doch auch heute eher so ausgebildet, dass sie in ganz speziellen Fachreferaten sich einzelne Punkte hervor nehmen, aber den großen Überblick über Geschichte ja dann doch nicht mehr vermittelt bekommen. Das ist dem persönlichen Engagement des Einzelnen anheim gestellt.
Funke: Ich glaube, dass ist der falsche Eindruck. Ich glaube, wir als Historiker können immer noch stolz darauf sein, dass wir noch eine Ausbildung haben, die die Gesamtheit des Faches immer in den Blick nimmt. Das wird schwieriger angesichts der anstehenden und zum Teil schon durchgesetzten Studienreform, Bachelor- und Masterausbildung. Dort werden die Zeiträume, der verfügbare Raum, solche Elemente wie sie sie angesprochen haben zu vermitteln, immer schwieriger umzusetzen.
Aber wir bemühen uns darum hier und das ist auch ein Thema hochschulpolitischer Art im Historikertag, hier doch zu Richtungen zu kommen, zu Entscheidungen zu kommen, die es uns möglich machen, genau dieses zu wahren, den Überblick und die Gesamtheit des Faches in den Blick zu nehmen. Ein schwieriges Geschäft, aber das Bemühen dieser Einheit des Faches und den großen Überblick gleichzeitig immer noch zu vermitteln, an dem wollen wir auch weiterhin festhalten, trotz aller Studienreformen und aller Schwierigkeiten die damit verbunden sind.
Schmitz: Peter Funke Vorsitzender des Historikerverbandes über den 46. Deutschen Historiker Tag der heute in Konstanz begonnen hat und bis Freitag noch dauert.
Das sieht sehr modern aus, bei Leuten, die sich vor allem mit alten Geschichten beschäftigen, die Hochschul- und die Schulhistoriker. Der Münsteraner Geschichtsprofessor Peter Funke ist der Vorsitzende des Deutschen Historikerverbandes, der die Tagung veranstaltet. Regieren Sie in diesem Jahr auf den Trend historischer Themen in den Medien, habe ich Peter Funke gefragt.
Peter Funke: Wir reagieren nicht auf einen Trend, wir nehmen eine Tendenz auf, die uns schon seit längerer Zeit beschäftigt, von der wir aber glaubten, dass wir diese diesmal in das Zentrum eines Historikertages stellen sollten, da wir auf diese Weise auch gleichzeitig zu einer neuen Positionsbestimmung der Geschichtswissenschaften kommen wollen in einer doch immer stärker medial bestimmten Gesellschaft.
Schmitz: Welche Position wäre das?
Funke: Es ist eine Position die sich klar machen muss, dass heute Geschichte angesichts ihrer ganz andersartigen medialen Umsetzung, anders wahrgenommen und anders rezipiert wird, als es vielleicht sogar noch vor 20 oder vor 30 Jahren üblich war. Wir leben in einer Welt, die mit Bildern flüchtiger Art umgeht. Bilder werden rascher rezipiert und viel mehr wird visuell etwas wahrgenommen, als etwa wie in früheren Zeiten auf schriftlicher Form hin.
Wir müssen uns auf diese Dinge einlassen, auch die Möglichkeit, Bilder zu manipulieren, mit Bildern anders umzugehen, in der Art, dass wir sie technisch ganz anders herstellen können bedingt doch die Notwendigkeit, dass wir uns auch als Historiker fragen, wie geht man mit Geschichte um, wie wird Geschichte transportiert, denn unser Geschäft ist Erforschung der Geschichte, aber auch transportieren dessen, was wir erforscht haben.
Wir müssen uns mit Medienmachern, die heute Geschichte im weitaus stärkeren Maße bestimmen, als das noch in vergangenen Generationen der Fall war auf einen Dialog einlassen. Es geht nicht darum, die neuen Formen zu verachten oder zu loben, sondern in einem Dialog zu einem Ausgleich zu kommen zwischen neuen Präsentationen und der Wahrung des Standards, den die Geschichtswissenschaft für sich beansprucht.
Schmitz: Müssen sie heute nicht skeptisch sein gegenüber der Popularisierung der Geschichte sage ich mal, weil doch eher in der Fachmethodik die Dekonstruktion, der Zweifel an den Geschichtsbildern der großen Erzählung vorherrschend ist.
Funke: Wir sind skeptisch gegenüber einer Popularisierung, wenn sie auf eine Banalisierung und Infantilisierung hinausläuft und insofern hat die Geschichte genau hier eine kritische Position einzunehmen. Das meinte ich vorhin auch, wenn ich sagte, wir müssen uns auf einen Dialog einlassen. Der Dialog muss darauf hinauslaufen, dass wir genau einer falschen Popularisierung entgegenwirken. Wir müssen aber auf der anderen Seite auch erkennen, dass es in den neuen Formen bildlicher, visueller Umsetzung, dass darin auch Chancen da sind das Interesse für Geschichte zu wecken.
Schmitz: Haben Sie denn als Historiker den Eindruck, dass Geschichte banalisiert wird in den Medien heute?
Funke: In Teilen kann man diese Tendenz sicherlich festmachen, dass es allzu oberflächlich von statten geht und zwar in den Medien im weitesten Sinne. Wenn sie bedenken, dass in der Top-Ten-Liste der Internetspiele sich sieben Spiele mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen auf eine grässliche Art, indem hier Kriegsgeschehen einfach nur noch nachzuempfinden ist, dass das Nachdenken darüber aber völlig außer Acht gelassen wird, dann ist das eine Gefahr, der man entgegenwirken muss.
Schmitz: Sind denn Historiker, vor allem wenn sie als Lehrer arbeiten, überhaupt gerüstet für ein Geschichtsbild das jungen Menschen attraktiv erscheinen könnte?
Funke: Das ist die beständige Aufgabe der Ausbildung von Historikern. Ein ganz wichtiges Moment auch in der Lehrerausbildung etwa, aber auch in der Ausbildung von Historikern, die in anderen Bereichen tätig werden.
Schmitz: Aber Historiker werden doch auch heute eher so ausgebildet, dass sie in ganz speziellen Fachreferaten sich einzelne Punkte hervor nehmen, aber den großen Überblick über Geschichte ja dann doch nicht mehr vermittelt bekommen. Das ist dem persönlichen Engagement des Einzelnen anheim gestellt.
Funke: Ich glaube, dass ist der falsche Eindruck. Ich glaube, wir als Historiker können immer noch stolz darauf sein, dass wir noch eine Ausbildung haben, die die Gesamtheit des Faches immer in den Blick nimmt. Das wird schwieriger angesichts der anstehenden und zum Teil schon durchgesetzten Studienreform, Bachelor- und Masterausbildung. Dort werden die Zeiträume, der verfügbare Raum, solche Elemente wie sie sie angesprochen haben zu vermitteln, immer schwieriger umzusetzen.
Aber wir bemühen uns darum hier und das ist auch ein Thema hochschulpolitischer Art im Historikertag, hier doch zu Richtungen zu kommen, zu Entscheidungen zu kommen, die es uns möglich machen, genau dieses zu wahren, den Überblick und die Gesamtheit des Faches in den Blick zu nehmen. Ein schwieriges Geschäft, aber das Bemühen dieser Einheit des Faches und den großen Überblick gleichzeitig immer noch zu vermitteln, an dem wollen wir auch weiterhin festhalten, trotz aller Studienreformen und aller Schwierigkeiten die damit verbunden sind.
Schmitz: Peter Funke Vorsitzender des Historikerverbandes über den 46. Deutschen Historiker Tag der heute in Konstanz begonnen hat und bis Freitag noch dauert.