Die Rückseite des Auswärtigen Amts in Berlin-Mitte kennt normalerweise kaum jemand. Heute Morgen standen auf der schmalen Straße mehr als 400 junge Leute und warteten darauf, dass die Türen geöffnet werden zum Auswahlverfahren des Höheren Auswärtigen Dienstes, zu ihrem Karriereziel. Aufgeregt?
"Ein bisschen aufgeregt. Doch, durchaus."
"Aufgeregt, ja."
"Die Aufregung hält sich bei mir noch in Grenzen - wahrscheinlich auch, weil man weiß, dass sich so viele Leute bewerben und es ja ganz schön hart ist und gut ausgesiebt wird."
Der ganze Tag ist vollgepackt mit Tests. Eine Sprachprüfung steht an in Englisch plus einer UN-Amtssprache. Dann gibt es einen psychologischen Eignungstest, ein Aufsatz über ein politisches Thema muss geschrieben werden, und schließlich wird das pure Wissen abgefragt anhand eines Multiple-Choice-Tests in vier Gebieten:
"Das ist einmal Staats- und Völkerrecht, Volkswirtschaft, Politik und Geschichte und der gefürchtetste von allen: die Allgemeinbildung."
Gefürchtet, weil man sich nicht vorbereiten kann, weiß Stefan Biedermann, Ausbildungsleiter der Akademie Auswärtiger Dienst. Er hat auf die Internetseitendes Auswärtigen Amts jede Menge Literaturtipps zum Vorbereiten gestellt und Beispielfragen mit je vier möglichen Antworten zum Ankreuzen. So sollte man etwa wissen, wann in Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, welche Werke Gotthold Ephraim Lessing geschrieben hat, wer 2003 den Grammy für das "Album des Jahres" gewann oder was die "Zinsparitätstheorie des Wechselkurses" besagt.
"Ich habe mir die Fragen downgeloaded vom Auswärtigen Amt und habe erst mal geschluckt, habe gesagt, auf diesem Niveau ist es sicherlich unmöglich, alle Fragen zu beantworten. Habe mich in die deutsche Geschichte nach '45 reinzulesen versucht, habe Lückentexte in Englisch ausgefüllt und Spanisch, was meine zweite Sprache ist, habe mich in Volkswirtschaft belesen wo ich keine Ahnung hatte, so gut es ging. Dann hab ich versucht, dieses Literaturmaterial ansatzweise durchzuarbeiten, wobei, wir haben, glaube ich, sechs Wochen vorher Bescheid bekommen. Und da lässt sich diese Menge an Material nicht mehr bewältigen, dann muss man eben auch Mut zur Lücke haben."
Vor allem eines fällt bei diesem Auswahlverfahren auf: die enorme Bandbreite des abgefragten Wissens. Müssen die Bewerber von Kultur über Wirtschaft bis zu Politik wirklich alles wissen?
"Dieses Amt macht ja nicht nur Politik. Wir haben eine große Kulturabteilung. Wir haben eine große Wirtschaftsabteilung, wir haben eine große Rechtsabteilung und das Protokoll, alles Bereiche, die mit dem eigentlichen politischen Geschäft nicht so viel zu tun haben. Weil wir aber immer rotieren, können sie auch in diesen Bereichen mal einen Turn von drei Jahren machen, und den müssen sie so gut machen wie alles andere."
Stefan Biedermann fasst zusammen: Der Diplomat muss in der Lage sein, über den Tellerrand hinaus zu gucken, sich für Gott und die Welt interessieren. Durch den Wechsel alle drei Jahre sollte er sich außerdem sehr schnell in neue Materien einarbeiten können und eine gewisse körperliche wie psychische Robustheit haben.
"Ich zum Beispiel war Kulturreferent in Tokio und wechselte von dort ins Bundespräsidialamt und habe Reden geschrieben für Bundespräsident Johannes Rau. Und von dort ging ich nach Kamerun und wurde Entwicklungshilfereferent. Keiner dieser drei Jobs hat irgendwas mit dem anderen zu tun."
Zu den Bedingungen für Bewerber gehört auch ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Die meisten haben Jura, Wirtschaft, Sozialwissenschaften, Politik und Geschichte studiert - oder Kulturwirt wie Franziska Hagedorn. Sie hat vor vier Jahren das Auswahlverfahren geschafft, seitdem ist sie bereits auf verschiedenen Posten in Berlin und im Ausland gewesen.
"Ich habe Mitte der 90er Jahre den Test schon mal versucht, war nicht vorbereitet und bin damals durchgefallen. Mir wurde auch mehrfach versichert von Seiten des Auswärtigen Amts, man solle das schriftliche Verfahren ruhig noch mal versuchen. Und das hab ich dann auch getan."
Viele nehmen an den Tests zwei-, dreimal teil. Das ist absolut in Ordnung, versichert Stefan Biedermann, der es gar nicht gerne hört, wenn jemand das Auswahlverfahren als schwer bezeichnet. Na gut, die Latte liege schon ziemlich hoch. Aber es gelte ja auch, unter 1600 Bewerbern die 35 bis 45 passenden auszuwählen.
"Man darf auch nicht vergessen: Es ist ne Lebensentscheidung hier und nicht eine Berufsentscheidung. Wir reden hier über die nächsten 40 Jahre. Deshalb müssen wir hohe Ansprüche anlegen auch im Interesse der Kandidaten."
"Ein bisschen aufgeregt. Doch, durchaus."
"Aufgeregt, ja."
"Die Aufregung hält sich bei mir noch in Grenzen - wahrscheinlich auch, weil man weiß, dass sich so viele Leute bewerben und es ja ganz schön hart ist und gut ausgesiebt wird."
Der ganze Tag ist vollgepackt mit Tests. Eine Sprachprüfung steht an in Englisch plus einer UN-Amtssprache. Dann gibt es einen psychologischen Eignungstest, ein Aufsatz über ein politisches Thema muss geschrieben werden, und schließlich wird das pure Wissen abgefragt anhand eines Multiple-Choice-Tests in vier Gebieten:
"Das ist einmal Staats- und Völkerrecht, Volkswirtschaft, Politik und Geschichte und der gefürchtetste von allen: die Allgemeinbildung."
Gefürchtet, weil man sich nicht vorbereiten kann, weiß Stefan Biedermann, Ausbildungsleiter der Akademie Auswärtiger Dienst. Er hat auf die Internetseitendes Auswärtigen Amts jede Menge Literaturtipps zum Vorbereiten gestellt und Beispielfragen mit je vier möglichen Antworten zum Ankreuzen. So sollte man etwa wissen, wann in Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, welche Werke Gotthold Ephraim Lessing geschrieben hat, wer 2003 den Grammy für das "Album des Jahres" gewann oder was die "Zinsparitätstheorie des Wechselkurses" besagt.
"Ich habe mir die Fragen downgeloaded vom Auswärtigen Amt und habe erst mal geschluckt, habe gesagt, auf diesem Niveau ist es sicherlich unmöglich, alle Fragen zu beantworten. Habe mich in die deutsche Geschichte nach '45 reinzulesen versucht, habe Lückentexte in Englisch ausgefüllt und Spanisch, was meine zweite Sprache ist, habe mich in Volkswirtschaft belesen wo ich keine Ahnung hatte, so gut es ging. Dann hab ich versucht, dieses Literaturmaterial ansatzweise durchzuarbeiten, wobei, wir haben, glaube ich, sechs Wochen vorher Bescheid bekommen. Und da lässt sich diese Menge an Material nicht mehr bewältigen, dann muss man eben auch Mut zur Lücke haben."
Vor allem eines fällt bei diesem Auswahlverfahren auf: die enorme Bandbreite des abgefragten Wissens. Müssen die Bewerber von Kultur über Wirtschaft bis zu Politik wirklich alles wissen?
"Dieses Amt macht ja nicht nur Politik. Wir haben eine große Kulturabteilung. Wir haben eine große Wirtschaftsabteilung, wir haben eine große Rechtsabteilung und das Protokoll, alles Bereiche, die mit dem eigentlichen politischen Geschäft nicht so viel zu tun haben. Weil wir aber immer rotieren, können sie auch in diesen Bereichen mal einen Turn von drei Jahren machen, und den müssen sie so gut machen wie alles andere."
Stefan Biedermann fasst zusammen: Der Diplomat muss in der Lage sein, über den Tellerrand hinaus zu gucken, sich für Gott und die Welt interessieren. Durch den Wechsel alle drei Jahre sollte er sich außerdem sehr schnell in neue Materien einarbeiten können und eine gewisse körperliche wie psychische Robustheit haben.
"Ich zum Beispiel war Kulturreferent in Tokio und wechselte von dort ins Bundespräsidialamt und habe Reden geschrieben für Bundespräsident Johannes Rau. Und von dort ging ich nach Kamerun und wurde Entwicklungshilfereferent. Keiner dieser drei Jobs hat irgendwas mit dem anderen zu tun."
Zu den Bedingungen für Bewerber gehört auch ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Die meisten haben Jura, Wirtschaft, Sozialwissenschaften, Politik und Geschichte studiert - oder Kulturwirt wie Franziska Hagedorn. Sie hat vor vier Jahren das Auswahlverfahren geschafft, seitdem ist sie bereits auf verschiedenen Posten in Berlin und im Ausland gewesen.
"Ich habe Mitte der 90er Jahre den Test schon mal versucht, war nicht vorbereitet und bin damals durchgefallen. Mir wurde auch mehrfach versichert von Seiten des Auswärtigen Amts, man solle das schriftliche Verfahren ruhig noch mal versuchen. Und das hab ich dann auch getan."
Viele nehmen an den Tests zwei-, dreimal teil. Das ist absolut in Ordnung, versichert Stefan Biedermann, der es gar nicht gerne hört, wenn jemand das Auswahlverfahren als schwer bezeichnet. Na gut, die Latte liege schon ziemlich hoch. Aber es gelte ja auch, unter 1600 Bewerbern die 35 bis 45 passenden auszuwählen.
"Man darf auch nicht vergessen: Es ist ne Lebensentscheidung hier und nicht eine Berufsentscheidung. Wir reden hier über die nächsten 40 Jahre. Deshalb müssen wir hohe Ansprüche anlegen auch im Interesse der Kandidaten."