Treffpunkt ist das Pekinger Freundschaftshotel, gelegen mitten im Forschungs- und Universitätsviertel Zhongguancun, dem sogenannten Silicon Valley der chinesischen Hauptstadt. Seit Donnerstag diskutieren hier Philosophen und Kognitionswissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Logiker und Mathematiker aus aller Welt über ihre neusten Erkenntnisse. Auch zahlreiche Studenten gehören zu den Kongressteilnehmern. Es geht um Kausalität, Logische Schlussfolgerungen und Paradoxien. Über wissenschaftliche Beweismethoden und deren Allgemeingültigkeit. Über Möglichkeiten und Grenzen des Denkens. Über Gottlob Frege, David Hume und Hong Qian.
"In dem Zusammenhang gibt es auch immer wieder die Frage nach der Kulturabhängigkeit und der Sprachabhängigkeit von wissenschaftlichen Methoden. Das ist auch ein wichtiges Thema dieses Kongresses: Gibt es universelle Methoden? Gibt es universelle Logik für wissenschaftliche Erkenntnisweisen? "
Gerhard Schurz ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Düsseldorf. An der Konferenz in Peking nimmt er als Referent teil, und bei einer früheren Ausgabe des Kongresses gehörte er mit zum Organisationsteam. Dass das Gastgeberland in diesem Jahr China ist und somit auch zahlreiche chinesische Kollegen Vorträge halten, findet Schurz besonders spannend.
Denn in Disziplinen wie Philosophie, Mathematik und Logik taucht immer wieder die Frage auf, ob Wissenschaftler aus unterschiedlichen Kulturen, die in unterschiedlichen Sprachsystemen denken, eigentlich auch unterschiedlich wahrnehmen und argumentieren.
" Es gibt eine Reihe von Untersuchungen in der Kognitionswissenschaft, die zeigen, dass beispielsweise die Wahrnehmung von chinesischen Versuchspersonen etwas anders funktioniert, als von europäischen Versuchspersonen: dass etwa ganzheitliche Wahrnehmungsgestalten leichter erkannt werden können, [während] analytische, algorithmische Wahrnehmungsgestalten von europäischen Versuchspersonen schneller erkannt werden können. "
So habe - erzählt der Berliner Neurowissenschaftler Thomas Hälbig - so habe eine sino-amerikanische Studie an der chinesischen Universität Dalian kürzlich gezeigt:
" dass beim Lösen derselben mathematischen Aufgaben bei chinesischen Muttersprachlern andere Hirnregionen aktiv sind, als bei chinesischen Muttersprachlern. Bei dieser Studie hatten chinesische und englische Muttersprachler zum Beispiel Additionsaufgaben und Größenvergleichsaugaben zu lösen; gleichzeitig wurden die Hirnaktivitätsveränderungen gemessen. Und interessanterweise zeigte sich, dass alle Teilnehmer zwar zu denselben Ergebnissen kamen, dass jedoch bei beiden Sprachgruppen jeweils andere Hirnregionen aktiv waren. "
Daraus auf unterschiedliche Logik- und Denksysteme zu schließen, hält Hälbig allerdings für zu weit gegriffen. Das sei noch nicht ausreichend untersucht. Und auch Gerhard Schurz ist der Überzeugung, dass es durchaus philosophische Erkenntnismethoden gebe, die sprachunabhängig, also universell funktionieren. Voneinander lernen, so Schurz, können verschiedene Kulturen aber allemal, auch in der Philosophie und Wissenschaftstheorie. Und auf Internationalen Kongressen wie diesem in Peking werde deutlich, dass gerade die kulturübergreifenden Methoden der Philosophie das Potential hätten, eine wichtige gesellschaftliche Rolle im interkulturellen Dialog zu spielen.
"Die Philosophie ist eine Disziplin, die natürlich längst nicht mehr diesen Einfluss hat, den sie noch vor vielen Jahren hatte. Die Philosophie kann aber eine Vorreiterrolle spielen, dass mächtigere Vertreter sich um gemeinsame Grundlagen der Weltkultur bemühen. Ich denke da zum Beispiel an das Problem, Vertreter verschiedener Weltreligionen an einen Tisch zu bringen, um gemeinsame Grundlagen aller Weltregionen zu etablieren. Dafür kann die Philosophie eine zentrale Rolle spielen. "
"In dem Zusammenhang gibt es auch immer wieder die Frage nach der Kulturabhängigkeit und der Sprachabhängigkeit von wissenschaftlichen Methoden. Das ist auch ein wichtiges Thema dieses Kongresses: Gibt es universelle Methoden? Gibt es universelle Logik für wissenschaftliche Erkenntnisweisen? "
Gerhard Schurz ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Düsseldorf. An der Konferenz in Peking nimmt er als Referent teil, und bei einer früheren Ausgabe des Kongresses gehörte er mit zum Organisationsteam. Dass das Gastgeberland in diesem Jahr China ist und somit auch zahlreiche chinesische Kollegen Vorträge halten, findet Schurz besonders spannend.
Denn in Disziplinen wie Philosophie, Mathematik und Logik taucht immer wieder die Frage auf, ob Wissenschaftler aus unterschiedlichen Kulturen, die in unterschiedlichen Sprachsystemen denken, eigentlich auch unterschiedlich wahrnehmen und argumentieren.
" Es gibt eine Reihe von Untersuchungen in der Kognitionswissenschaft, die zeigen, dass beispielsweise die Wahrnehmung von chinesischen Versuchspersonen etwas anders funktioniert, als von europäischen Versuchspersonen: dass etwa ganzheitliche Wahrnehmungsgestalten leichter erkannt werden können, [während] analytische, algorithmische Wahrnehmungsgestalten von europäischen Versuchspersonen schneller erkannt werden können. "
So habe - erzählt der Berliner Neurowissenschaftler Thomas Hälbig - so habe eine sino-amerikanische Studie an der chinesischen Universität Dalian kürzlich gezeigt:
" dass beim Lösen derselben mathematischen Aufgaben bei chinesischen Muttersprachlern andere Hirnregionen aktiv sind, als bei chinesischen Muttersprachlern. Bei dieser Studie hatten chinesische und englische Muttersprachler zum Beispiel Additionsaufgaben und Größenvergleichsaugaben zu lösen; gleichzeitig wurden die Hirnaktivitätsveränderungen gemessen. Und interessanterweise zeigte sich, dass alle Teilnehmer zwar zu denselben Ergebnissen kamen, dass jedoch bei beiden Sprachgruppen jeweils andere Hirnregionen aktiv waren. "
Daraus auf unterschiedliche Logik- und Denksysteme zu schließen, hält Hälbig allerdings für zu weit gegriffen. Das sei noch nicht ausreichend untersucht. Und auch Gerhard Schurz ist der Überzeugung, dass es durchaus philosophische Erkenntnismethoden gebe, die sprachunabhängig, also universell funktionieren. Voneinander lernen, so Schurz, können verschiedene Kulturen aber allemal, auch in der Philosophie und Wissenschaftstheorie. Und auf Internationalen Kongressen wie diesem in Peking werde deutlich, dass gerade die kulturübergreifenden Methoden der Philosophie das Potential hätten, eine wichtige gesellschaftliche Rolle im interkulturellen Dialog zu spielen.
"Die Philosophie ist eine Disziplin, die natürlich längst nicht mehr diesen Einfluss hat, den sie noch vor vielen Jahren hatte. Die Philosophie kann aber eine Vorreiterrolle spielen, dass mächtigere Vertreter sich um gemeinsame Grundlagen der Weltkultur bemühen. Ich denke da zum Beispiel an das Problem, Vertreter verschiedener Weltreligionen an einen Tisch zu bringen, um gemeinsame Grundlagen aller Weltregionen zu etablieren. Dafür kann die Philosophie eine zentrale Rolle spielen. "