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International Baccalaureate

Das "Salem International College" bei Überlingen am Bodensee ist eine in aller Welt bekannte Internatsschule. Hier können Schülerinnen und Schüler schon seit über 20 Jahren mit dem "IB" abschließen. Diese beiden Buchstaben stehen für "International Baccalaureate".

Von Thomas Wagner |
    "Also in den 60er Jahren wurde das von Genfer Internationalen Schulen und der UNO zusammen entwickelt, und zwar hauptsächlich unter der Maßgabe, einen standardisierten Schulabschluss für Kinder von Diplomaten, Kaufleuten, Entwicklungshelfern zu entwickeln, dass die in ihren Lebenschancen an allen Unis dieser Welt nicht benachteiligt sind."

    Anne-Claire Gurlitt ist IB-Koordinatorin am Salem International College. Etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler entscheiden sich hier nach der zehnten Klasse dafür, die zweijährige Oberstufe nach den Lehrplänen des IB statt des klassischen Abiturs zu durchlaufen. IB-Lehrplan - das heißt: Sechs Prüfungsfächer aus sechs Themenbereichen. Hinzu kommt für alle das Pflichtfach "Theory of Knowledge", kurz TOK. Grundvoraussetzung dafür sind am Salem International College überdurchschnittliche Fremdsprachen-Kenntnisse.

    "Die Unterrichts-Sprache im IB ist bei uns Englisch. Grundsätzlich wäre aber auch Spanisch und Französisch möglich."

    Das heißt: Wer Englisch nicht als Muttersprache gelernt hat, und das trifft für die meisten Schülerinnen und Schüler zu, sollte mindestens ein Jahr in einem englischsprachigen Land verbracht haben. Denn sonst wird es schwierig, beispielsweise anorganische Chemie oder mathematische Funktionsanalysen in Englisch zu pauken. Und Stichwort Pauken: Beim IB wird nicht so sehr gepaukt, sondern vielmehr auf selbständiges, vernetztes Arbeiten Wert gelegt. Das bestätigt auch IB-Schülerin Antonia Rofagha:

    "Also für mich persönlich ist das beste Beispiel die Lab-Reports, die ich in Biologie machen muss, wo man echt selber Experimente planen muss, selber herausfinden muss, wie kann eine bestimmte Variable jetzt etwas anderes beeinflussen. Und da tat ich mich am Anfang schon sehr schwer, weil ich es einfach aus dem Abitursystem nicht kannte."

    Dieses eigenständige und fächerübergreifende Arbeiten weisen die Schülerinnen und Schüler auch in ihrem "Extended Essay" nach, einer Pflicht-Facharbeit von immerhin 4000 Wörtern. Der Erwerb von Sozialkompetenz und Organisationsgeschick sind weitere Merkmale der IB-Oberstufe. "Creativity Activity Service", kurz "CAS", nennt sich dieses Pflichtbereich. Sei es die Mitgliedschaft in der Schulfeuerwehr, im schuleigenen Sozialdienst oder in der Schülermitverwaltung - die IB-Schüler müssen sich für die Mitarbeit in einer solchen Arbeitsgruppe entscheiden.

    Wichtig bei alldem: Die wesentlichen Unterrichtsinhalte und Prüfungen des IB sind weltweit dieselben. Sie werden zentral koordiniert vom "International Baccalaureat Curriculum and Assesment Center" im britischen Cardiff. Die Prüfungen werden weltweit zum gleichen Zeitpunkt von externen Prüfern abgenommen. Allerdings ist das IB auch mit zusätzlichen Kosten verbunden: Für die Mitgliedschaft im IB-Verbund müssen die Schulen Beiträge zahlen, die in der Regel auf die Schüler umgeschlagen werden. Für die IB-Schüler im "Salem International College" bedeutet das etwa 50 Euro Mehrkosten pro Monat. Hinzu kommt die Examensgebühr, die mit nochmals etwa 700 Euro zu Buche schlägt.