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Internationale Automobil-Ausstellung
Autokonzerne auf neuen Wegen

Die Automesse IAA gilt als Leistungsschau der Branche. In diesem Jahr geht es vor allem um Kilowattstunden, Ampere, Ladeleistung - kurz: Elektromobilität. Zwei Jahre nach Beginn der Dieselkrise treten die Autokonzerne die Flucht nach vorne an.

Von Michael Braun | 12.09.2017
    Bei der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main (Hessen) werden am 12.09.2017 der Mercedes-Benz Concept EQA (l) und der Mercedes _AMG Project One vorgestellt. Vom 14. bis 24.September präsentieren Hersteller auf der weltgrößten Autoshow ihre Neuheiten.
    Bei der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main (Hessen) werden am 12.09.2017 der Mercedes-Benz Concept EQA (l) und der Mercedes _AMG Project One vorgestell (picture alliance / dpa / Uli Deck)
    Es wummerte bei Volkswagen heute auf dem IAA-Stand bei der sogenannten Pressekonferenz, die nur eine Präsentation war. Zuerst sprach der Vertriebsvorsand, der also, der fürs Verkaufen zuständig ist. Und Jürgen Stackmann sagte etwas ziemlich Traditionelles, als er den neuen, angeblich maskuliner gewordenen Polo GTI vorstellte: "Sie sind frecher geworden, frischer geworden, und noch mehr Energie ist jetzt auf den Straßen verfügbar."
    Immerhin: Er hatte nicht das letzte Wort. Auch die Geländewagen, die überwiegend in der Stadt gefahren werden, stellte VW noch vor, den neuen T-Roc etwa, kleiner als der Tiguan, dem ein noch kleinerer folgen solle. Aber Herbert Diess, der Chef des VW-Markenvorstandes, bestätigte dann, in drei Jahren, 2020, werde VW seine Offensive mit Elektromodellen beginnen, in der Golfklasse, natürlich auch mit einem SUV und ebenso mit einem bullyähnlichen Bus. Bis zum Jahr 2023 wolle Volkswagen sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität investieren.
    Ebenso Daimler. Bis 2022 wird die gesamte Mercedes-Benz-Flotte elektrifiziert sein, versprach Dieter Zetsche, der Vorstandsvorsitzende des Konzerns und Markenchef von Mercedes. Den Kleinwagen Smart will Daimler schon ab 2020 ausschließlich als Elektroauto anbieten, ihm also die Benzin- und Dieselmotoren auspflanzen. Aber das bitte doch nicht als Verbot für alle Autos, mahnte Zetsche: "Eine dieser Technologien von jetzt auf gleich zu verbieten, wäre aus heutiger Sicht ein klimapolitisches Eigentor."
    Alte Verhaltensmuster sind noch nicht überwunden
    BMW ließ bei seiner Selbstdarstellung schon von der Form her neues Denken erkennen. Nicht Autos dominierten die Bühne, sondern der Talk eines Politik-Journalisten mit dem Vorstandsvorsitzenden Harald Krüger. BMW habe seine Diesel nicht manipuliert und der Vorwurf, an einem Herstellerkartell in 1990er-Jahren teilgenommen zu haben, kommentierte Krüger so: "Das Kartellthema ist ein Vorwurf, der uns überrascht hat. Es gibt aber - immer bis heute noch - keine öffentlichen Untersuchungen der EU-Kommission, die uns bekannt sind. Aber natürlich nehmen wir diesen Vorwurf ernst."
    Den angekündigten 80 E-Autos von VW stellte der BMW-Vorstand sein Programm entgegen: "Die BMW-Group wird bis 2025 25 elektrifizierte Modelle auf die Straße bringen, davon zwölf rein elektrisch." Aber dann wummerte es bei BMW doch in alter Manier – immerhin mit den schon vorhandenen Elektrofahrzeugen vorweg, dem i3, der die Nachfrageerwartung nicht erfüllt hat. Wie Tesla setzt BMW jetzt auch weiter oben an, zeigt ein viertüriges Grand Coupé, in vier Sekunden auf 100, 600 Kilometer Reichweite, aber vermutlich nicht, wenn die mit der Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometer zurückgelegt wird.
    Die Autoindustrie scheint auf einem neuen Weg, die alten Verhaltensmuster aber scheinen noch nicht überwunden.