Sonntag, 28. April 2024

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Internationale Konferenz in Quito
Mehr Schutz für wandernde Tierearten

Auf einer internationalen Konferenz in Quito war der Schutz wandernder Tierarten ein wichtiges Thema. Es habe mehr Anträge denn je gegeben, sie zu listen, sagte Peter Püschel vom Internationalen Tierschutzfonds im DLF. Darunter 21 Hai- und Rochenarten, aber auch der Eisbär und einige Vogelarten.

Peter Püschel im Gespräch mit Georg Ehring | 10.11.2014
    Georg Ehring: Tiere kennen keine Grenzen. Störche, Singvögel und sogar manche Schmetterlinge fliegen Tausende von Kilometern, um im Warmen zu überwintern. Raubtiere haben riesige Jagdreviere, unabhängig von Staatsgrenzen, und in manchen Regionen zwingt der Wechsel von Regen- und Trockenzeit die Tiere zu weiten Wanderungen. Der Schutz wandernder Tierarten ist folglich Sache der internationalen Gemeinschaft und er soll jetzt verbessert werden. Mit dieser guten Nachricht ist am Wochenende eine internationale Konferenz in Quito, der Hauptstadt Ecuadors zu Ende gegangen. Eine Woche lang hatten die Mitgliedsstaaten der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten über Tiger, Wale, Haie und Rochen beraten. Peter Püschel war für den Internationalen Tierschutzfonds dabei. Guten Tag, Herr Püschel!
    Peter Püschel: Guten Tag, Herr Ehring!
    Ehring: Herr Püschel, welche Tierarten werden denn künftig besser geschützt?
    Püschel: Hier auf der Konferenz gab es mehr denn je Anträge, um Tierarten auf diese Listen zu nehmen, die dann einen bestimmten Schutz gewährleisten sollen. Dazu gehören 21 Hai- und Rochenarten, unter anderem zum Beispiel die Hammerhaie, oder auch die großen Mantas und Rochen, die dringend Schutz bedürfen, weil sie vor allem auch wegen dem internationalen Handel mit Haifisch-Flossen oder mit Kiemen sehr bedroht sind. Aber es gab auch Diskussionen über den afrikanischen Löwen, der leider nicht gelistet wurde, aber doch eine internationale Kooperation zu dessen Schutz vereinbart wurde. Gelistet wurde weiter der Eisbär und einige Vogelarten.
    Ehring: Was heißt denn so eine Unterstellung zum Beispiel bei Haien und Rochen? Was ist dann künftig verboten, wie wird für den Schutz gesorgt?
    Püschel: Die Bonner Konvention, die es mittlerweile seit 35 Jahren gibt, hat zwei Schutzkategorien, und das macht sich dann auch daran bemerkbar, in welchem Anhang dieser Konvention die Tierart gelistet wird. Der Anhang zwei fordert von den Mitgliedsstaaten der Konvention, dass sie untereinander kooperieren, eventuell regional oder auf den Wanderwegen, alle Länder, die auf den Wanderwegen liegen, miteinander kooperieren, zusammenarbeiten und Schutzmaßnahmen identifizieren und dann auch in die Realität umsetzen, die notwendig sind. Der Anhang eins dagegen hat eine weitaus höhere Schutzkategorie. Da ist zum Beispiel auch die direkte Bejagung, das direkte Töten oder Entfernen aus der Natur verboten.
    Ehring: Warum müssen Tiere geschützt werden wie Haie, Löwen? Die sind ja auch ziemlich gefährlich für den Menschen.
    Püschel: Zunächst müssen sie natürlich geschützt werden, weil sie zwar gefährlich werden können wie eine Biene zum Beispiel, oder eine Wespe auch, wie wir wissen. Das kann auch ziemlich weh tun, oder Menschen können sogar daran sterben, und es sterben wahrscheinlich mehr Menschen zum Beispiel an Wespenstichen oder sogar ganz sicher als wie an Haibissen. Aber der Punkt ist natürlich, dass die wandernden Tiere wie viele andere auch ökologisch eine sehr, sehr wichtige Rolle spielen, dass sie dafür sorgen, dass in der Natur ein bestimmtes Gleichgewicht besteht. Haie sind häufig irgendwie top predator, wie es heißt. Das heißt, sie sind am oberen Rand der Nahrungskette und sie sorgen dafür, dass zum Beispiel vieles im Korallenriff gesund bleibt und nicht durch verwesende Tiere oder kranke Tiere dort Schäden hervortreten. Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, es sind natürlich faszinierende Tiere, die auch für sich schon einen Wert haben, dass sie einfach existieren, und viele Menschen freuen sich auch, die zu sehen.
    Ehring: Ist denn das Verständnis für solche wandernden Tierarten für ihren Schutz gewachsen in den letzten Jahren?
    Püschel: Ich glaube schon, und das konnte man an der Stimmung hier in der Konferenz auch ganz deutlich wahrnehmen, dass die Aufmerksamkeit sehr viel größer ist und dass sehr viel Menschen zum Beispiel darüber entsetzt sind, dass der Eisbär jetzt insbesondere durch den Klimawandel bedroht ist, oder der Löwe unter anderem auch durch die Trophäenjagd sehr stark dezimiert wird in Teilen Afrikas. Ich glaube auch, dass sehr viele Menschen mittlerweile doch wahrnehmen, ganz anders wahrnehmen vielleicht als wie noch vor 20 oder 30 Jahren, wenn große Vogelschwärme wie Reiher, Gänse, Enten in bestimmter Jahreszeit durch ihre eigenen Wohngegenden ziehen oder über sie hinwegziehen, um dann von Norden nach Süden und im Frühjahr wieder von Süden nach Norden zu kommen. Die Faszination, aber sicherlich auch der ökologische Wert, der ist auch deutlich mehr wahrgenommen heute und bei den wandernden Tierarten kommt dazu, dass die Faszination auch ist, dass es tatsächlich Länder und Menschen sogar über Kontinente hinweg miteinander verbindet.
    Ehring: Peter Püschel war das vom Internationalen Tierschutzfonds. Herzlichen Dank.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.