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Internet-Anwendungen mit Napster-Konzept

Tauschbörsen wie Napster oder Gnutella haben das Internet verändert. Mit ihrem einfachen technischen Konzept, die vielen Computer ihrer Nutzer nach Interessen sortiert zusammenzulegen, lösten sie eine kleine Revolution aus. Während die Musikfreunde endlich an ihre Lieblingssongs kamen, gingen die Urheber und Rechteinhaber leer aus. Doch obwohl die Tauschbörsen im rechtlichen Gefüge aneckten, können ihre technischen Konzepte weiter genutzt werden. Der Verein zur Förderung des deutschen Forschungsnetzes (DFN) versucht zum Beispiel die dahinter steckende Grid-Funktion für die Wissenschaft zu erschließen.

Tanja Kasper, Dietmar Erwin, Helmut Oertel |
    Beim Internet geht der Trend in Richtung intelligente Netze. Das heißt, in Zukunft soll der Nutzer nicht mehr mühsam alle Daten zusammensuchen müssen, um sie dann an seinen Kollegen zu schicken. Sondern er gehört einfach einer im Netz definierten Arbeitsgruppe an, deren Teilnehmer automatisch miteinander verbunden werden. Ganz von selbst würden dann zum Beispiel auf dem virtuellen Schreibtisch Stapel mit erledigten und unerledigten Aufgaben erscheinen. Die Grundlage für dieses System ist die so genannte Grid-Funktion. Sie schaltete verschiedenen Ressourcen zusammen: Supercomputer, Datenarchive, Instrumente, Visualisierungsgeräte und natürlich auch die Menschen, die zusammenarbeiten. Es entsteht eine virtuelle Organisation. "Sie kann spontan entstehen und ist dann viel leistungsfähiger als jede einzelne Ressource für sich", meint Dietmar Erwin vom Forschungszentrum Jülich.

    Zwar können jetzt schon einzelne Anwendungen über bestimmte Standards gekoppelt werden, aber eben nur sehr beschränkt. Es gilt eine gemeinsame aktiven Funktion zu entwickeln, die ähnlich arbeitet wie die Musikbörsen. Dort existieren bereits sogenannte Peer-to-Peer-Verbindungen. "Eine Arbeitsgemeinschaft definiert, welchen Inhalt Dokumente haben sollen, die ein Peer anbieten soll", erklärt Helmut Oertel. Wenn dann eine Suchanfrage die verschiedenen Peers erreiche, erkenne sie automatisch, ob zum Beispiel ein Bezug zur Mathematik, Physik oder Literatur vorliegt. Selbst wenn an Dokumenten noch gearbeitet werde, könne jedes Mitglied einer Arbeitsgruppe gleichberechtigt darauf zugreifen. An Universitäten zum Beispiel wäre es so einem Programm möglich, selbständig festzustellen, wann welche Dokumente geändert oder neu geschrieben wurden. Sogar der Grad der Fertigstellung könnte übermittelt werden.