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Internetspionage
Geheimdienst greift Webcam-Bilder ab

Auch der britische Geheimdienst hat offenbar jahrelang die Privatsphäre von Millionen Internetnutzern verletzt. So sollen teilweise pikante Standbilder der Webcams von Yahoo-Nutzern aufgenommen und gespeichert worden sein, schreibt der britische "Guardian".

    Quelle des Berichts sind Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden, der schon Dokumente für die ausufernde Internetspionage des US-Geheimdienstes NSA lieferte. Der britische Geheimdienst GCHQ hat dem Bericht zufolge von 2008 bis 2010 Standbilder aus den Webcam-Chats des US-Internetkonzerns Yahoo erfasst. Es seien ohne Verdacht Millionen Nutzer betroffen gewesen - in enger Zusammenarbeit mit der NSA.
    Allein in einem Zeitraum von sechs Monaten im Jahr 2008 habe der GCHQ Bilder von 1,8 Millionen Yahoo-Nutzern eingesammelt, hieß es. Darunter befinde sich "eine Vielzahl freizügiger Kommunikation". Der Geheimdienst habe versucht, die Personen auf den abgefangenen Bildern durch eine automatische Gesichtserkennung zu identifizieren. Dabei sei es darum gegangen, Personen aus einer existierenden Liste zu erkennen.
    Yahoo habe wütend auf die Informationen reagiert und jegliches Wissen von dem Programm dementiert,schreibt der "Guardian". Sollte der Bericht stimmen, so wäre dies "ein neues Ausmaß bei der Verletzung der Privatsphäre der Nutzer", wird Yahoo zitiert.
    Kaum Erkenntnisse
    Bei den Aufzeichnungen wurde dem Bericht zufolge nicht der Videostream komplett abgespeichert, sondern alle fünf Minuten ein Standbild aufgenommen. Damit habe der GCHQ rechtliche Beschränkungen einhalten, aber auch die Kapazität der Server schonen wollen. Bei der Auswahl der belauschten Chats sei der Geheimdienst quasi wahl- und ziellos vorgegangen.
    Der GCHQ wertete dem "Guardian" zufolge die Aktivitäten als "notwendig und angemessen". Sie stünden im Einklang mit den Gesetzen in Großbritannien. In einem internen Dokument sei als "Risiko" der Aktion aufgelistet worden, dass bei der Überwachung der Videochats das Gros der Daten aus "Pornografie, Werbung, Filmausschnitten und Familienvideos" bestehe, die für eine geheimdienstliche Nutzung unerheblich sei.
    In den Dokumenten ist laut Zeitungsbericht keine Rede von konkreten Erkenntnissen, die für die Arbeit der Geheimdienst relevant sind. Die GCHQ-Mitarbeiter schrieben vielmehr, "dass eine überraschend hohe Zahl der Nutzer Webcam-Chats nutzen, um anderen Menschen intime Körperteile zu zeigen". Die Yahoo-Software ermögliche so "die Übertragung von Pornographie" mit den Webcam-Videostreams.