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Internetzensur in China
Erfolgreiche Politik der Sperrung

China schirmt seine Internet-Nutzer mit einer ausgefeilten High-Tech-Firewall vom Rest der Welt ab. Bisher konnte die chinesische Zensur mit Spezialsoftware relativ einfach ausgetrickst werden. Doch das wird immer schwieriger.

Steffen Wurzel im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
    Volles Internet-Cafe in Wuhan/China
    Die Internetzensur in China wird immer ausgefeilter (dpa / picture-alliance / Chen Liang Wh/Imaginechina)
    Apple hat Dutzende Anbieter sogenannter Virtual Private Networks (VPN) aus dem chinesischen App Store entfernt. Über diese VPN-Netzwerke können Nutzer auf Onlinedienste und Websites zugreifen, die von den staatlichen Internetanbietern blockiert oder zensiert werden. Mit dieser Sperrung, so berichtet ARD-Korrespondent Steffen Wurzel, versucht die Kommunistische Partei Chinas mögliche Debatten zum Parteitag im Herbst von vornherein zu verhindern.
    Viele ausländische Medien wie die Deutsche Welle oder NDR.de, die sich kritisch mit dem Land der Mitte befasst haben, sind ohnehin gesperrt. Und Seiten wie die des Deutschlandfunks, die noch frei zugänglich sind, laden extrem langsam. Entscheidender für die Entwicklung des Landes, sagt Wurzel, sei jedoch die Komplettblockade von Plattformen wie Google, Facebook und Twitter. Jeder, der sich international vernetzen möchte oder - wie Firmen - international agieren müsse, habe nun ein Problem.
    Natürlich gebe es Chinesen, die die automatisierte Zensur, die vor allem auf Schlüsselwörter reagiere, in einer Art "Katz- und Maus-Spiel" mit immer neuen Schlüsselwörtern austricksten. Doch: "Die Methode der chinesischen Regierung, die Leute fernzuhalten von kritischen Gedanken, das funktioniert sehr gut aus Sicht der chinesischen Regierung. Wir haben hier eine sehr unpolitische Gesellschaft".
    Die Umstände des Todes von Friedensnobelpreisträger Liu Xiabo, weltweit diskutiert, hätten in China beispielsweise niemanden interessiert, sagt Wurzel. "Vielen ist er schlicht unbekannt."