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IPC-Präsident Parsons
"Paralympics? Wir wollen nicht der kleine Bruder sein"

Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), sieht im paralympischen Sport eine Entwicklung zum Profisport. Als Anhängsel zu Olympia sieht er die Paralympics im Dlf-Gespräch nicht: "Wir haben unsere eigene Geschichte."

Andrew Parsons im Gespräch mit Christian von Stülpnagel |
IPC-Präsident Andrew Parsons
IPC-Präsident Andrew Parsons (IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / Rodrigo Reyes Marin)
London 2012 mit den hohen Zahlen an Fans in den Sportstätten sei ein Wendepunkt für die Paralympics gewesen, sagte Parsons. "Die verschiedenen nationalen Paralympischen Komitees investieren viel, und die Regierungen investieren viel. Das zeigt, dass der paralympische Sport jetzt als Profisport wahrgenommen wird."
Parsons stellte beim Anspruch auf die Wahrnehmung klar: "Wir wollen nicht der kleine Bruder der Olympischen Spiele sein. Wir wollen nicht als Mini-Olympiade gesehen werden. Wir möchten die besten paralympischen Spiele sein, die wir sein können. Wir sind der Meinung, dass wir nach den Olympischen Spielen eine Menge zu bieten haben. Wir haben unsere eigene Geschichte." Auch 2024 in Paris bestünde die Veranstaltung aus Olympischen Spielen und Paralympischen Spielen.

Initiative soll mehr Aufmerksamkeit für Para-Sport bringen

Die Paralympischen Spiele werfen dabei alle zwei Jahre ein Spotlight auf den Para-Sport. Nach den Spielen wird es dagegen in der Regel wieder ruhig und die Aufmerksamkeit verschwindet. Deswegen sei im vergangenen Jahr die Initiative "Para-Sport" ins Leben gerufen worden, sagte Parsons. "Und das bedeutet, dass wir Ressourcen vergeben, um in Veranstaltungen zwischen den Spielen zu investieren. Von der Basis bis hin zu Weltmeisterschaften, um diese Wettkämpfe zu unterstützen."
Früchte trage die Initiative zum Beispiel bei den Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Paris im Juli, die von einer Rekordzahl von Fernsehsendern übertragen werde, so Parsons. "Wir wachsen, wir sind immer noch in einer Wachstumsphase. Einige andere Sportbewegungen mussten die gleichen Herausforderungen wie wir bewältigen und wir haben von ihnen gelernt."

Kampagne "WeThe15" soll über Leben mit Behinderung aufklären

2021 startete das IPC zudem die Kampagne "WeThe15", die den Fokus auf die 15 Prozent der Weltbevölkerung lenken soll, die mit einer Behinderung leben. "Aber in erster Linie ging es darum, die restlichen 85 Prozent der Welt darüber zu informieren, wie es Menschen mit Behinderungen in verschiedener Hinsicht ergeht. Das Ziel der "WeThe15"-Kampagne war es also, darüber zu informieren, dass 15 Prozent der Welt aus Menschen mit Behinderungen bestehen, also jeder siebte Mensch", sagte Parsons.
Dabei ginge es nicht nur um Sport, sondern auch um die Zivilgesellschaft. "Wir müssen auf nationaler Ebene helfen: Wie kann man die Gesetzgebung ändern, wie kann man die Einstellung der Menschen ändern? Das machen wir mit den Paralympics", so Parsons.