Archiv


Intifada und Rezession

Die Situation für uns ist sehr schwer. Seit 2 Jahren – seit die Intifada begonnen hat – wird es jeden Tag noch schlimmer. Nehmen Sie bloß mal heute: Es ist jetzt 2 Uhr nachmittags, und ich habe noch überhaupt nichts verkauft. So sitze ich neben der Tür und hoffe und warte, dass jemand kommt. Zum Zeitvertreib spielen wir halt Karten oder ein Brettspiel.

Ralf Schmidberger |
    Attalah Andrea hat einen kleinen Souvenirladen in der Altstadt von Jerusalem – nur wenige Meter entfernt von der Grabeskirche – dem Ort, an dem Jesus Christus nach der Überlieferung gekreuzigt und begraben worden ist. Pilger gibt es hier kaum mehr. Seit über zwei Jahren wird der Nahe Osten von Gewalt und Gegengewalt überzogen. Die Touristen bleiben aus und damit die Devisen. Gleichzeitig ist die gesamte Wirtschaft in Israel und in den palästinensischen Gebieten in die Krise gestürzt – und das so tief wie nie zuvor. Rezession, Arbeitslosigkeit, Armut – davon ist die wirtschaftliche Lage derzeit geprägt. Dabei erlebte die Region in den 90er Jahren einen regelrechten Boom.

    1993 wurden die Osloer Verträge unterzeichnet. Zum ersten Mal gestanden damit die Israelis den Palästinensern ein eigenes Territorium zu. Aufbruchstimmung machte sich breit in Israel. Die Hoffnung auf Frieden im Heiligen Land lockte Investoren aus der ganzen Welt. Aus einem eher landwirtschaftlich geprägten Staat, der vor allem Zitrusfrüchte exportiert hat, wurde eine Vorreiter-Nation für den technologischen Fortschritt. Vor allem in den Bereichen Halbleiter und Telekommunikation gehören die Israelis zur Weltspitze. So ging es rasant aufwärts mit der Wirtschaft: allein im Jahr 2000 lag die Wachstumsrate bei über 7 Prozent.

    Aufbruchstimmung herrschte auch bei den Palästinensern. Viele Städte in der Westbank und in Gaza standen ab 1993 unter der Verwaltung der palästinensischen Autonomiebehörde. Der Frieden schien endlich greifbar, und das machte sich auch wirtschaftlich bemerkbar. Straßen und Häuser wurden gebaut. Auch der Flughafen in Gaza war schon betriebsbereit, ein eigener Hafen am Mittelmeer kurz vor der Fertigstellung. Hotels schossen wie Pilze aus dem Boden. Vor allem der Besuch des Papstes im Frühjahr 2000 inspirierte viele Christen, ebenfalls ins Heilige Land zu reisen. Die Touristenzahlen schnellten nach oben.

    Bis zum 28. September 2000. An diesem Tag geht der jetzige israelische Premierminister Ariel Scharon auf den Tempelberg in Jerusalem – einem Heiligtum der Muslime. Dieser provozierende Auftritt löst eine neue Spirale tödlicher Gewalt aus.

    Der zweite Volksaufstand der Palästinenser beginnt – die so genannte Al-Aqsa-Intifada. Straßenschlachten, Besetzungen, Selbstmordattentate, militärische Vergeltungsschläge – vom Frieden spricht mit einem Mal keiner mehr.

    Die neue Lage macht sich sofort bei den Touristenzahlen bemerkbar. 2,7 Millionen Besucher sind im Jahr 2000 nach Israel gekommen – ein Rekord – und es wären noch mehr geworden, wenn die Intifada nicht begonnen hätte, meint Pinny Millo vom israelischen Tourismusministerium. Im vergangenen Jahr sind nur noch 800.000 Menschen nach Israel gereist – und es werden immer weniger:

    Hauptsächlich haben sie Angst. Sie glauben, dass in dem Moment, wenn man aus dem Flugzeug steigt, schon geschossen wird und dass es schon explodiert. Das ist nicht die Wirklichkeit. Zwar kann man nicht sagen, Israel ist ganz sicher, aber in Israel war es immer so: die Touristen waren niemals Zielgruppe – im Gegensatz zur Türkei oder Ägypten. Bei uns waren die Touristen geschätzt, von den Palästinensern und von uns, weil sie haben beiden Völkern ein Einkommen gebracht.

    Doch das mag die Touristen nicht beruhigen. Wer will schon den Kreuzweg Christi gehen, wenn am Wegesrand bewaffnete Soldaten stehen? Das israelische Tourismusministerium hat sich darauf eingestellt: Jetzt wird die Werbetrommel für Urlaub im eigenen Land gerührt. Darüber hinaus hält der Staat die Tourismusbranche mit Subventionen am Leben – bis es vielleicht einmal besser wird.

    Auf der palästinensischen Seite kann keine Regierung den Einbruch abfedern. Dafür fehlt der Autonomiebehörde schlichtweg das Geld. Dabei sind die Folgen hier noch schlimmer. Städte wie Ost-Jerusalem und Bethlehem hatten besonders auf den Tourismus gesetzt. Jedes Jahr sollten rund drei Millionen Besucher kommen, so der Plan. Es wurden Hotels und Restaurants gebaut, Mietwagen und Reiseführer standen bereit.

    Davon weiß auch Geriés Arbeed zu berichten. Der Manager vom Sankt George Hotel in Ost-Jerusalem sitzt auf der Sonnenterrasse seines Hauses inmitten von Rosen und Palmen. Die Tische und Stühle sind schon etwas vergilbt. Selten, dass hier noch jemand Kaffee trinkt.

    Nach dem Osloer Abkommen hat der Tourismus geboomt im Heiligen Land. Wir hatten Pilger aus der ganzen Welt. Im Jahr 2000 war das Hotel meistens voll, wir hatten nicht ein freies Bett. Wir waren sogar schon bis 2005 ausgebucht. Aber nach der Intifada haben die Pilgergruppen ihre Reisen storniert. Und jetzt steht das Haus meist leer. Die Situation ist sehr schlecht.

    Attalah Andrea sitzt immer noch in seinem kleinen Touristenladen in der Jerusalemer Altstadt. Von den Krippenfiguren aus Olivenholz wischt er gelangweilt den Staub. Ein Tourist ist bislang nicht hereingekommen. Aus einer Schublade kramt er mehrere Zettel hervor. Zahlungsaufforderungen von der Stadtverwaltung der vergangenen zwei Jahre. Für kommunale Dienste wie Straßenreinigung oder für die Polizisten zum Schutz der wenigen Touristen soll er über 140.000 Schekel bezahlen – gut 30.000 Euro.

    Ich habe das Geld nicht. Ich habe das Geschäft vor gut zwei Jahren eröffnet – und kurz danach brach die Intifada aus. Ich habe also noch nichts verdient, um diese Gebühren auch bezahlen zu können.

    Neben dem Konflikt mit den Palästinensern hat die israelische Wirtschaft mit einem weiteren Faktor zu kämpfen: der weltweiten konjunkturellen Abkühlung. Und das trifft besonders die High-Tech-Sparte.

    Sie sehen hier einen Bestückungsautomaten. Hier werden High-Speed-Modems auf GSH-DSL-Basis hergestellt. Die Modems werden vor allem im berühmten Letzte-Meile-Bereich eingesetzt bei Netzbetreibern. Bei der Deutschen Telekom werden ähnliche Produkte eingesetzt. GSH-DSL ist heute der neueste Standard in diesem Bereich. Internetzugang jetzt speziell für Firmenkunden, für die Vernetzung von mehreren Firmenstandorten, dafür ist eben GSH-DSL ideal geschaffen.

    Mögen die Produkte auch noch so gut sein – bei der Nachfrage hapert es derzeit, so Heiko Sieger, Verkaufsleiter für Deutschland bei der Firma RAD in Tel Aviv. Gerade in der Telekommunikationsbranche ist der Markt weltweit fast zusammengebrochen – und darunter leidet Israel ganz besonders, erklärt Uri Har vom Verband der Informations-Technologie-Unternehmen.

    Alle Anbieter – ob nun Deutsche Telekom, France Telekom, British Telecom, Vodafone – alle haben Probleme – vor allem weil sie so hohe Preise für die UMTS-Lizenzen bezahlt haben. Gleichzeitig haben sie das Interesse der Kunden an der neuen Technik überschätzt. Und da beginnt der Teufelskreis: Die Telekomanbieter investieren nicht mehr, also produzieren die Zulieferer nicht mehr , deren Komponentenzulieferer produzieren auch nicht mehr und deren Zulieferer wiederum verkaufen auch nichts mehr usw. Und da der Telekom-Sektor in Israel der bedeutendste ist, bedeutender als in anderen Ländern – ist auch bei uns die Rezession stärker.

    Die Umsätze der High-Tech-Branche sind drastisch geschrumpft – von fast 16 Milliarden Dollar im Jahr 2000, auf etwas über 12 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Ein Viertel der Beschäftigten wurde arbeitslos. Von den vielen kleinen Start-up-Firmen haben rund dreitausend dicht gemacht – schätzt Uri Har – eine genaue Zahl hat niemand. Auch bei RAD wurden Stellen gestrichen – allerdings vergleichsweise wenige. Von den ehemals gut eintausend Mitarbeitern sind jetzt noch 950 da. Zwar musste auch RAD Umsatzeinbußen hinnehmen, aber nicht so stark. Dies führt Heiko Sieger auch auf den technischen Vorsprung bei einigen Produkten zurück.

    Wir können von Glück reden, dass bei uns der Rückgang nicht so stark war wie bei manchen anderen Mitbewerbern. Es ist mit Sicherheit jetzt ein Verdrängungswettbewerb, sowohl bei den Netzbetreibern da als auch bei den Herstellern. Es wird eine gewisse Marktbereinigung geben. Ich denke, das wird zu einer Konsolidierung führen. Einige wenige stärkere oder effizienter arbeitende Firmen werden daraus vielleicht auch gestärkt hervorgehen.

    Von der weltweiten Krise im High-Tech-Sektor ist die palästinensische Wirtschaft nicht betroffen. Denn es existieren keine produzierenden Unternehmen in dieser Branche. Im Westjordanland und in Gaza konnte sich aufgrund der jahrzehntelangen Besetzung keine Industrie entwickeln, so gibt es vor allem Landwirtschaft, Handwerksbetriebe und kleine Händler. Und die haben andere Probleme, erklärt der in Österreich aufgewachsene Sami Aburoza, der für die Palästinensische Befreiungsorganisation arbeitet.

    Die Bewegungsfreiheit ist sehr stark eingeschränkt worden durch die Osloer Verträge. Seit 1993, als die palästinensische Autorität dann etabliert worden ist, gab es dann die Zerstückelung des Gaza-Streifens und des Westjordanlandes, wo sich Palästinenser nicht mehr frei bewegen haben können und die Grenzen zu Israel viel dichter waren und es viel schwieriger war, Handel zu betreiben.

    In den Osloer Verträgen wurden die palästinensischen Gebiete in die Zonen A, B und C eingeteilt: Nur die Regionen der Zone A sind autonom, außerdem beschränken sich diese A-Zonen meist auf den Kern von einzelnen Städten wie Ramallah und Bethlehem. Das Gebiet dazwischen wird weiterhin von den Israelis kontrolliert. Das ganze ist ein verwirrender Fleckenteppich. Innerhalb eines Dorfes verläuft die Grenze zwischen zwei Zonen oft quer durch den Garten zweier Häuser. Und seit der Intifada errichten die Israelis immer mehr Kontrollpunkte. Mit einem Auto ist dort meist kein Durchkommen – wenn überhaupt, muss man diese sogenannten Checkpoints zu Fuß passieren und auf der anderen Seite ein Taxi nehmen. Ein zeitraubendes und teueres Unternehmen, so beschreibt Nadim, ein ehemaliger Mitarbeiter in einem Berufsbildungsprojekt, den Weg von seinem Dorf bei Jerusalem in das 20 Kilometer entfernte Ramallah:

    Wenn ich nach Ramallah will, brauche ich acht verschiedene Transportmittel. Alle zwei Kilometer stehe ich vor einem Kontrollpunkt der Israelis. Wenn ich um acht Uhr in der Arbeit sein soll, muss ich hier um 6 Uhr losfahren. Außerdem verlangen jetzt die Israelis: Wer in eine palästinensisch autonome Stadt will, braucht eine Erlaubnis. Und am letzten Kontrollpunkt ist es dann fraglich, ob man überhaupt durchgelassen wird – selbst mit der Erlaubnis. Also benutzt man Schleichwege. Und das ist gefährlich. Denn manchmal wenn die Soldaten dich dabei erwischen, schießen sie auf Dich.

    Seit fast einem Jahr ist Nadim jetzt arbeitslos. Weil er aufgrund der Abriegelungen nie weiß, ob er zum Arbeitsplatz kommt oder nicht, ist die Suche nach einer Stelle äußerst schwierig. Insgesamt liegt die Arbeitslosigkeit nach Angaben der Autonomiebehörde bei rund 50 Prozent, in manchen Orten auch weit darüber. Vor der Intifada haben etwa 140.000 Palästinenser in Unternehmen auf israelischem Gebiet gearbeitet – diese haben praktisch von einem Tag auf den anderen ihre Stelle verloren. Gleichzeitig ist den heimischen Firmen der Absatzmarkt weggebrochen, erklärt der Wirtschaftsexperte Abdel Shafi:

    Es wird produziert, um den eigenen Bedarf von Waren und Lebensmitteln zu decken. Vom Export kann gar keine Rede sein. Wir haben Schwierigkeiten von Gaza zur Westbank zu exportieren, weil die Israelis die Grenzen kontrollieren. Und deswegen lohnt es sich überhaupt nicht, in diesen Bereich zu investieren. Viele Betriebe sind pleite gegangen und die wenigen, die es geschafft haben zu überleben bis jetzt, arbeiten mit einer sehr niedrigen Kapazität.

    Diese Erfahrung haben auch die Möbelhersteller in Gaza gemacht.

    Vor zwei Jahren war Israel noch der größte Abnehmer von Stühlen, Tischen und Schränken aus Gaza. Jetzt ist der Umsatz um 70 Prozent eingebrochen. Neue Kunden zu finden – etwa in Europa - funktioniert nicht. Die autonomen Gebiete haben keinen Hafen und keinen Flughafen mehr, die wurden von der israelischen Armee zerstört. Sie haben auch keine Außengrenze – außer zu Israel. Und die Israelis behindern den Außenhandel mit Sicherheitsvorkehrungen, die die palästinensischen Geschäftsleute als Schikane empfinden, so Hisham Al Iwainy vom Verband der Möbelhersteller in Gaza:

    Wenn ein deutscher Hersteller, Ware exportieren will, dann nimmt der einen Container, stellt da seine Ware rein und bringt ihn zum Hafen. Ohne weitere Probleme landet dann die Ware beim Kunden. Bei uns ist es so: Der palästinensische Möbelhersteller packt seine Schränke und Tische in einen Container, transportiert ihn zum Grenzübergang. Der Container wird abgeladen, wird aufgemacht, jeder einzelne Tisch kommt in einen Röntgenapparat. Schraube für Schraube wird durchleuchtet. Dann wird alles auf der anderen Seite auf einen israelischen Lastwagen geladen. Das kostet ewig viel Zeit und auch Geld. Hinzu kommt, dass die Ware dabei oft beschädigt wird.

    Mittlerweile sind Tische und Stühle aus Gaza überhaupt weniger gefragt. Es gibt günstigere Anbieter etwa aus Süd-Ost-Asien. Und selbst aus der arabischen Welt kommt keine Unterstützung - nur vollmundige Versprechen, beklagt Al Iwainy. So geht es mit der Wirtschaft in den palästinensischen Gebieten immer weiter abwärts. Von der Arbeitslosigkeit ist es kein großer Schritt zur Armut, so Sami Aburoza von der Palästinensischen Befreiungsorganisation.

    Es gibt Zahlen, dass ungefähr 2/3 der Palästinenser unter der Armutsgrenze liegen. Also die international festgelegte Armutsgrenze ist 2 $ pro Tag. Im Gazastreifen ist die Armut viel höher noch als im Westjordanland und viel sichtbarer. Jeden Tag steigt die Armut, jeden Tag gibt es mehr Leute, die ihre Arbeit verlieren bzw. die es nicht mehr schaffen, aufgrund ihrer Ersparnisse weiterhin zu überleben.

    So sind die Menschen auf Hilfe von Außen angewiesen, meint Sami Aburoza – etwa auf die Unterstützung durch die Europäische Union. Auch das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge bringt Lebensmittel und Medikamente in die betroffenen Gebiete und gibt dafür im Jahr über 300 Millionen Dollar aus.

    Armut ist auch in Israel zu einem Thema geworden. Als arm gilt hier, wer weniger als das halbe Durchschnittsgehalt verdient. Das trifft inzwischen auf fast jeden Fünften zu, so die offizielle Statistik. Und die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer – besonders in den vergangenen zwei Jahren, erklärt Karnit Flug von der israelischen Zentralbank:

    Wenn man sagt diese Jahre waren nicht sehr gut, dann ist das untertrieben. Wir hatten schlimme Jahre: die Intifada, die Blase an der Nasdaq ist geplatzt und dann noch die Rezession in den Industriestaaten. All das hat sich dramatisch auf die israelische Wirtschaft ausgewirkt. Wir sind in eine Periode tiefer und anhaltender Rezession geschlittert. Und wir sehen noch kein Ende.

    Um ein Prozent ist im vergangenen Jahr die Wirtschaft geschrumpft. Damit ist Israel unter den Industriestaaten das Schlusslicht – noch hinter Japan. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 10 Prozent. Gleichzeitig wird das Leben immer teurer. Die Landeswährung Schekel verliert drastisch an Wert, dadurch steigen die Importpreise. Die Inflation liegt bei sieben Prozent. Hinzu kommen höhere Steuern und Abgaben, denn der Staat muss die immensen Kosten für das Militär aufbringen.

    Die Rüstungsindustrie ist die einzige Branche der israelischen Wirtschaft, die weiterhin boomt. Israel Aircraft Industries - der größte Industriekonzern im Land - macht zwei Drittel des Umsatzes mit Militärtechnik, wie Raketenabfangsystemen, modernsten Radargeräten und der Ausstattung von Kampfflugzeugen. Nach den Terroranschlägen in New York steigt sogar die Nachfrage, erklärt der deutschstämmige Finanzvorstand Avi Knobel:

    Viele Kunden auf dem militärischen Gebiet sehen ein, dass die israelische Armee unsere Systeme kauft und benutzt. Das überzeugt auch viele Kunden im Ausland, dass es auch wirklich gute Systeme sind. Sie sind kampferprobt. Israel – wir haben es nicht ausgewählt – aber wir haben sehr viel Erfahrung gewonnen u.a. in der Verteidigung gegen Terroristen und natürlich bekommen wir dann Anfragen von ausländischen Kunden. Diese Sachen werden wahrscheinlich einen Aufschwung bekommen – durch die Ereignisse der letzten Zeit.

    Auch die Sicherheitsdienste erleben einen Boom. Ob man in ein Geschäftshaus geht, in einen Supermarkt, ins Kino oder ins Restaurant – überall steht ein Sicherheitsmann, der den Besucher auf Waffen untersucht. Der Gast im Restaurant darf dafür gleich auch bezahlen: Auf die Rechnung wird eine Sicherheitsgebühr drauf geschlagen. Gut für die Sicherheitsunternehmen, aber schlecht für die Volkswirtschaft insgesamt. Die Zentralbank schätzt den Schaden durch die Intifada allein im vergangenen Jahr auf umgerechnet fast 8 Milliarden Euro – das sind 5 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Denn die unsichere Lage hemmt die Wirtschaft, Geschäfte werden verschoben, Investitionen gestrichen. Und jetzt droht auch noch ein Krieg gegen den Irak – eine weitere Gefahr für Israel und die israelische Wirtschaft.

    Mittlerweile ist es Abend geworden in Jerusalem. Attalah Andrea räumt die Postkarten und Rosenkränze wieder in seinen Laden – verkauft hat er nichts den ganzen Tag. Es ist kein Tourist vorbeigekommen. Morgen wird das Geschäft sicher auch nicht besser laufen – aber vielleicht irgendwann.

    So Gott will – wir haben die Hoffnung, dass es ab dem Jahr 2005 besser wird. Vielleicht gibt es dann einen Regierungswechsel und Frieden. Die Situation kann nicht so schlecht bleiben. Es muss einfach wieder besser werden...