Rückläufige Regenmengen und intensivere Dürren. Dieses Risiko verbinden Landwirte in erster Linie mit dem Klimawandel. Doch es gibt noch eine andere Bedrohung für ihre Erträge: Pflanzenschädlinge, die sich ausbreiten, weil es wärmer wird. Und in Agrarregionen auftauchen, in denen sie bisher unbekannt waren.
"Ein Beispiel ist die augenblickliche Ausbreitung eines aggressiven Stammes von Gelbrost in Weizenkulturen auf allen fünf Kontinenten. Dieser Schadpilz ist an hohe Temperaturen angepasst."
Alexandre Meybeck von der FAO, der UN-Organisation für Lebensmittel und Landwirtschaft, kennt weitere Fälle von aktuellen Schädlingsinvasionen:
"In Brasilien, Bolivien, Paraguay und Indien führt die Braunfleckigkeit zu sehr starken Ertragsverlusten bei Weizen. Der wichtige Punkt hierbei ist: Für diese Kulturschäden sind veränderte meteorologische Bedingungen verantwortlich. Wir sehen also, was auf uns zukommen kann."
Um dieser Bedrohung zu begegnen, haben Agrarwissenschaftler jetzt beschlossen, eine globale Datenbank aufzubauen. Sie soll das komplette Wissen über Agrarschädlinge und wirksame Mittel zu ihrer Bekämpfung enthalten. Das Projekt nennt sich Plantwise. Man könnte es mit pflanzenschlau übersetzen. Es soll vor allem Bauern in den Entwicklungsländern in die Lage versetzen, sich auf neue, plötzlich auftretende Erreger einzustellen.
Die Niederländerin Janny Vos, Expertin für Pflanzenschutz beim Zentrum für Landwirtschaft und Biowissenschaften CABI, einer weltweit tätigen Fachorganisation:
"Wir haben zwar globale Informationssysteme für menschliche und für Tiererkrankungen. Für Pflanzen aber gibt es sie bisher nicht. Das ist ein Problem. Denn niemand kann vorhersehen, wo in Zukunft welche Kulturschäden auftreten werden. Deswegen müssen wir diese Informationen jetzt zusammenführen."
CABI betreibt bereits die größte Datenbank mit agrarwissenschaftlicher Fachliteratur. Nun soll auch noch ein globales Schädlingskompendium dazukommen. In wenigen Monaten wollen Janny Vos und ihre Kollegen so weit sein, die ersten Datenblätter vorzustellen, für besonders wichtige Kulturpflanzen und ihre Krankheitserreger:
"Wir wollen im März eine erste Testversion der Schädlingsdatenbank öffentlich zugänglich machen. Dazu starten wir mit einer Handvoll von Kulturen. Darunter sind Banane, Reis, Tomaten, Sonnenblumen, Pfeffer, Kakao und Kaffee."
Doch wie kommt zum Beispiel ein Kleinbauer in Nigeria an ein solches Datenblatt, wenn er es dringend bräuchte, weil neu eingewanderte Mehltaupilze gerade seine Kakao-Plantage befallen und er kein Mittel dagegen weiß?
Auch dafür hat CABI eine Strategie. Die Organisation hat bereits in neun Entwicklungsländern rund 80 Leute zu "Pflanzendoktoren" ausgebildet, wie sie offiziell heißen. Bis 2014 sollen es über 400 in 40 Ländern sein. Man könnte auch von "fliegenden Pflanzenschutzexperten" sprechen: Sie vermitteln das Wissen vor Ort und können von Bauern konsultiert werden.
"Diese Experten kommen zum Beispiel zum Markt, wo die Bauern eh hin müssen, um ihre Produkte zu verkaufen. Sie sagen: 'Bring Deine Proben mit, und wir werfen einen Blick darauf!' Die Bauern bekommen eine fachliche Beratung, die Datenblätter, und wissen dann, womit sie es zu tun haben. Bisher fragen sie in ihrer Not immer nach Spritzmitteln. Durch die Beratung erfahren sie, dass auch Veränderungen in der Bewirtschaftung oder anderes Saatgut gegen die Schädlinge helfen können."
Die Pläne der Agrarwissenschaftler sind ehrgeizig: Schon in fünf Jahren wollen sie sämtliche Ackerpflanzen und ihre Schädlinge in die neue, globale Datenbank eingespeist haben.
"Ein Beispiel ist die augenblickliche Ausbreitung eines aggressiven Stammes von Gelbrost in Weizenkulturen auf allen fünf Kontinenten. Dieser Schadpilz ist an hohe Temperaturen angepasst."
Alexandre Meybeck von der FAO, der UN-Organisation für Lebensmittel und Landwirtschaft, kennt weitere Fälle von aktuellen Schädlingsinvasionen:
"In Brasilien, Bolivien, Paraguay und Indien führt die Braunfleckigkeit zu sehr starken Ertragsverlusten bei Weizen. Der wichtige Punkt hierbei ist: Für diese Kulturschäden sind veränderte meteorologische Bedingungen verantwortlich. Wir sehen also, was auf uns zukommen kann."
Um dieser Bedrohung zu begegnen, haben Agrarwissenschaftler jetzt beschlossen, eine globale Datenbank aufzubauen. Sie soll das komplette Wissen über Agrarschädlinge und wirksame Mittel zu ihrer Bekämpfung enthalten. Das Projekt nennt sich Plantwise. Man könnte es mit pflanzenschlau übersetzen. Es soll vor allem Bauern in den Entwicklungsländern in die Lage versetzen, sich auf neue, plötzlich auftretende Erreger einzustellen.
Die Niederländerin Janny Vos, Expertin für Pflanzenschutz beim Zentrum für Landwirtschaft und Biowissenschaften CABI, einer weltweit tätigen Fachorganisation:
"Wir haben zwar globale Informationssysteme für menschliche und für Tiererkrankungen. Für Pflanzen aber gibt es sie bisher nicht. Das ist ein Problem. Denn niemand kann vorhersehen, wo in Zukunft welche Kulturschäden auftreten werden. Deswegen müssen wir diese Informationen jetzt zusammenführen."
CABI betreibt bereits die größte Datenbank mit agrarwissenschaftlicher Fachliteratur. Nun soll auch noch ein globales Schädlingskompendium dazukommen. In wenigen Monaten wollen Janny Vos und ihre Kollegen so weit sein, die ersten Datenblätter vorzustellen, für besonders wichtige Kulturpflanzen und ihre Krankheitserreger:
"Wir wollen im März eine erste Testversion der Schädlingsdatenbank öffentlich zugänglich machen. Dazu starten wir mit einer Handvoll von Kulturen. Darunter sind Banane, Reis, Tomaten, Sonnenblumen, Pfeffer, Kakao und Kaffee."
Doch wie kommt zum Beispiel ein Kleinbauer in Nigeria an ein solches Datenblatt, wenn er es dringend bräuchte, weil neu eingewanderte Mehltaupilze gerade seine Kakao-Plantage befallen und er kein Mittel dagegen weiß?
Auch dafür hat CABI eine Strategie. Die Organisation hat bereits in neun Entwicklungsländern rund 80 Leute zu "Pflanzendoktoren" ausgebildet, wie sie offiziell heißen. Bis 2014 sollen es über 400 in 40 Ländern sein. Man könnte auch von "fliegenden Pflanzenschutzexperten" sprechen: Sie vermitteln das Wissen vor Ort und können von Bauern konsultiert werden.
"Diese Experten kommen zum Beispiel zum Markt, wo die Bauern eh hin müssen, um ihre Produkte zu verkaufen. Sie sagen: 'Bring Deine Proben mit, und wir werfen einen Blick darauf!' Die Bauern bekommen eine fachliche Beratung, die Datenblätter, und wissen dann, womit sie es zu tun haben. Bisher fragen sie in ihrer Not immer nach Spritzmitteln. Durch die Beratung erfahren sie, dass auch Veränderungen in der Bewirtschaftung oder anderes Saatgut gegen die Schädlinge helfen können."
Die Pläne der Agrarwissenschaftler sind ehrgeizig: Schon in fünf Jahren wollen sie sämtliche Ackerpflanzen und ihre Schädlinge in die neue, globale Datenbank eingespeist haben.