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Investieren in Firma oder Fonds?

Der Investivlohn ist in aller Munde. Auf der einen Seite steht der Deutschlandfonds der SPD - auf der anderen Seite das Unionsmodell mit direkten Beteiligungen. Doch ganz so unvereinbar, wie die beiden Konzepte auf den ersten Blick scheinen, sind sie gar nicht.

Von Melanie Hinter | 16.07.2007
    "Schmidt und Haensch baut seit 1864 optische Messtechnik. Vor allem Polariemeter und Refraktometer. Das sind Geräte, die für die Messung von optisch aktiven Substanzen geeignet sind. Wir können mit diesem Gerät eintausend Winkelgrad auflösen, also ein Vollkreis hat 360 Grad, und ein Grad wird noch mal in tausend Teile unterteilt. Das ist die absolute Genauigkeit so eines Geräts, also wir sind da an den Grenzen der Physik angelangt."
    Mathis Kuchejda leitet den Berliner Familienbetrieb in fünfter Generation. Die Firma ist weltweit tätig und exportiert ihre Geräte in über 80 Länder. Ein Erfolg, der sich auch für die rund 50 Mitarbeiter auszahlt. Einmal im Jahr legt der Geschäftsführer die Karten auf den Tisch - überschreitet der Betrieb eine vorher festgelegt Umsatzschwelle, bekommen die Mitarbeiter eine Sonderzahlung. Noch gehört Schmidt und Haensch damit zu einer Minderheit in Deutschland. Nur etwa jeder zehnte Betrieb bietet seinen Mitarbeitern eine Erfolgsbeteiligung. Doch besonders jetzt, wo die Wirtschaft in Schwung kommt, werden die Forderungen immer lauter, dass alle Beschäftigten an den Erfolgen ihrer Unternehmen beteiligt werden. Für die Gewerkschaften ist das eine Möglichkeit, der sehr ungerechten Vermögensverteilung in Deutschland etwas entgegenzuwirken. Dietmar Hexel, Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds

    "Wir haben folgenden Zustand: Die Arbeitnehmer haben in den letzten Jahren ihr Nettovermögen um den Faktor drei erhöhen können. Die Unternehmer und Vermögenden haben ihr Vermögen um den Faktor zwölf erhöhen können, also viermal soviel. Außerdem besitzen zehn Prozent der Haushalte 50 Prozent aller Werte, und das ist ungerecht, und deshalb kann Kapitalbeteiligung der Arbeitnehmer langfristig dazu beitragen, dass dieses Verhältnis geändert werden kann."
    Unterstützung gibt es für diese Sichtweise auch in der Politik. Zum Beispiel von Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Laumann, CDU:

    "Wir haben nun mal die Situation, dass in den vergangenen Jahren die Einkünfte aus menschlicher Arbeit stagniert sind, die Einkünfte aus Vermietung, Verpachtung und aus Kapitalvermögen aber erheblich gestiegen sind. Von daher ist es aus Sicht der Arbeitnehmer finde ich schlau, sich stärker auch an diesen Einnahmequellen zu beteiligen."
    Unternehmen haben einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB, zufolge verschiedene Gründe, ihre Mitarbeiter zu beteiligen. Zum einen wollen die Betriebe ihre Mitarbeiter motivieren und auch für überdurchschnittlich begabte und qualifizierte Fachkräfte attraktiv werden. Es gibt aber auch eine Reihe von Betrieben, so das IAB, bei denen eine Sanierung oder Umstrukturierung mit Hilfe der Mitarbeiter durchgeführt wurde. In schlechten Zeiten gab es keine Lohnerhöhungen oder sogar weniger Geld - gingen die Geschäfte wieder besser, wurden die Mitarbeiter am Gewinn beteiligt. Zu diesen Unternehmen zählt auch Schmidt und Haensch. Geschäftsführer Kuchejda führte die Umsatzbeteiligung bereits Anfang der 90er Jahre ein - um seinen Betrieb zu retten. Die Umsatzbringer des Unternehmens waren bis dahin technische Zeichengeräte. Doch die Nachfrage danach sank rapide - die Arbeit ließ sich jetzt viel leichter am Computer erledigen. Deshalb habe man, sagt Kuchejda,

    "die gesamte Palette und die Richtung der Firma neu ausgerichtet auf die optische Messtechnik, das haben wir zwar auch schon vorher gemacht, aber wir haben die Schwerpunkte neu gesetzt, und das bedeutet auch Investitionen, privates Geld, was reinkommen muss, und dann habe ich mit den Mitarbeitern verhandelt und habe gesagt, es kann nicht nur eine Einbahnstraße sein, nur der Chef zahlt ein, sondern will ich eigentlich auch das Engagement der Mitarbeiter, so dass beide an einem Strang ziehen. Das war ursprünglich das Motiv. Wir sind mittlerweile wieder sehr erfolgreich aufgestellt, wir haben gute Ergebnisse, und insofern hat sich das, denke ich, auch für die Mitarbeiter bezahlt gemacht, weil sie damit, denke ich, auch langfristig oder wir gemeinsam das Schiff flott gekriegt haben."
    In schlechten Zeiten haben die Mitarbeiter verzichtet - und profitieren nun davon. Je höher der Umsatz ausfällt, desto mehr schüttet ihr Chef an sie aus. Bald soll das System auf eine Ertragsbeteiligung umgestellt werden. Doch der Politik reicht es nicht, wenn die Mitarbeiter etwas vom Gewinn abbekommen. Sie will, dass sich die Arbeitnehmer auch am Firmenkapital beteiligen - mit einem Teil ihres Lohns. Der bayrische Wirtschaftsminister Erwin Huber, CSU:

    "Unsere Vision ist, dass wir aus einstmals Beschäftigten selbständige Arbeitnehmer und Mitunternehmer machen. Das ist unser Ziel, und dazu wollen wir Anreize schaffen. Und zwar auch, dass speziell Eigentum, direktes Eigentum an den Unternehmen geschaffen wird. Weil damit auch die Motivation und die Leistungsbereitschaft der einzelnen Arbeitnehmer gestärkt werden kann, weil die Bindung der Arbeitnehmer an das eigene Unternehmen verbessert wird, was für beide Seiten ein Vorteil ist."

    Neu ist diese Idee nicht. Doch die Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmenskapital ist in Deutschland noch weniger weit verbreitet als die Gewinnbeteiligung. Nur zwei Prozent der Unternehmen bieten ihrer Belegschaft die Möglichkeit zur Teilhabe. Für die Befürworter einer Mitarbeiterkapitalbeteiligung sind die Vorteile offensichtlich. Die Arbeitnehmer könnten an den Unternehmensgewinnen teilhaben und Vermögen aufbauen. Zudem würde die Arbeitsmotivation der Mitarbeiter gestärkt, und sie würden sich mehr mit ihren Firmen identifizieren. Davon profitiert das Unternehmen, das gleichzeitig durch das eingezahlte Geld seine Kapitalbasis verbessert. In Europa setzen besonders Frankreich und Großbritannien auf solche Beteiligungsmodelle. Auch hier hat die Politik nachgeholfen. In Frankreich sind Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten seit 1993 dazu verpflichtet, ihre Belegschaft am Gewinn zu beteiligen. In Großbritannien haben steuerliche Anreize für eine stärkere Verbreitung gesorgt. Wenn es nach dem Willen der Großen Koalition geht, soll Deutschland bald zu den Spitzenreitern aufschließen - und beide Parteien haben konkrete Vorstellungen, wie es gehen soll. Die SPD möchte einen so genannten Deutschlandfonds gründen. Arbeitnehmer sollen einen Teil ihres Gehalts in den Fonds stecken. Dieser stellt das Geld den Betrieben als Kapital zur Verfügung, Gewinnanteile und Zinsen fließen an die Arbeitnehmer zurück. Für Olaf Scholz, den Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD im Bundestag, liegen die Vorteile auf der Hand:

    "Das Geld, was die Arbeitnehmer anlegen, kommt dem eigenen Unternehmen wieder zugute, so dass es unmittelbar wirksam ist für das Unternehmen, sie haben keine großen Kosten, und sie wissen für die Arbeitnehmer ein Modell anzubieten, wie die ihre Anteile bekommen und auch wieder loswerden können. Gleichzeitig ist der Vorteil für die Beschäftigten, dass sie vor der Insolvenz geschützt sind, sollten da ein paar Hundert Unternehmen im Fonds beteiligt sein und ein oder zwei Pleite gehen, ist nichts gefährdet."
    Nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten soll es für die Einzahlungen kein Limit geben. Wer bis zu 400 Euro im Jahr einzahlt, wird vom Staat mit einem Zuschuss von 20 Prozent belohnt - solange der Mitarbeiter nicht mehr als 20.000 Euro im Jahr verdient. Die Sozialdemokraten sind sich sicher: der Deutschlandfonds wird ein Erfolg. Denn die bisher praktizierten Modelle seien teuer, bürokratisch und undurchsichtig.

    "Wenn sie 1000 Arbeitnehmer an einer GmbH beteiligen wollen, müssen sie 1000 GmbH-Verträge bei einen Notar beurkunden lassen und schon mal Geld dafür ausgeben. Und keiner weiß, was kostet das, was kriegt man dafür, wenn man es wieder verkauft, und wie kriegt man das überhaupt so organisiert. Deshalb denken sich die Rechtsanwälte gar nicht direkte Beteiligungen aus, sondern indirekte mit Beteiligungsgesellschaften."
    Aber auch für die Unternehmen sei der Fonds eine tolle Sache.

    "Kein Problem haben große Aktiengesellschaften. Die können ihre Anteile an der Börse handeln und ihren Mitarbeitern einen Anteil geben. Aber gerade im Mittelstand, bei vielen Unternehmen, auch bei denen, die durchaus 2000, 3000 Beschäftigte haben, ist es ein großes Problem, dass man nicht weiß, wie man sie auch wieder los wird. Das ist bürokratisch, teuer und undurchsichtig für die Unternehmen, und für die Arbeitnehmer ist es oft mit einem Risiko verbunden, sollte ihre Firma einmal pleite gehen, ist die Gefahr da, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren und ihre Kapitalanlage."
    Die SPD möchte mit ihrem Fonds den Mittelstand ansprechen. Denn Untersuchungen zeigen, dass sich besonders kleine und mittelständische Unternehmen mit der Mitarbeiterbeteiligung schwer tun. Insgesamt nutzen große Betriebe häufiger Systeme der Gewinn- und Kapitalbeteiligung. Am häufigsten beteiligen Kreditinstitute und Versicherungen ihre Mitarbeiter am Gewinn, aber auch Betriebe des Bergbaus, der Energie- und Wasserversorgung. Doch ausgerechnet der Mittelstand hält wenig vom Deutschlandfonds. Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft begrüße prinzipiell eine Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmen, so der Präsident der Verbandes, Mario Ohoven.

    "Allerdings muss in unseren Augen die Beteiligung direkt im Unternehmen erfolgen und nicht über eine anonyme Kapitalsammelstelle."
    Auch der Unternehmer Mathis Kuchejda steht dem Fonds skeptisch gegenüber.

    "Der Mitarbeiter, Arbeitnehmer, möchte gerne unmittelbar das Ergebnis sehen, er will es nicht versteckt in irgendwelchen Fonds haben. Sondern er will darüber verfügen können, und das finde ich auch richtig. Für das, was sie erarbeitet haben, wollen sie selber eigentlich auch, darüber wollen sie verfügen. Und wenn sie es sparen wollen, was völlig in Ordnung ist und was wir Deutschen sowieso schon sehr intensiv tun, dann können wir das natürlich auch in Anlagen machen."
    Auch die Arbeitgeberverbände - die grundsätzlich die Beteiligung der Beschäftigten an ihrem Unternehmen fördern wollen - bemängeln die Konstruktion des Deutschlandfonds. Klaus Bräunig, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, BDI.

    "Der Deutschlandfonds ist ebenfalls gut gemeint, Mitarbeiterbeteiligung zu fördern. Er hat nur den deutlichen Nachteil, dass er nicht an das individuelle Unternehmen des Mitarbeiters anknüpft, sondern an viele Unternehmen, sich also eher einem Investmentfonds in der Struktur annähert als einer individuellen Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Das schwächt die Bindung, das schwächt meiner Ansicht nach auch gerade die Chancen, im Mittelstand zu neuen Formen der Beteiligung zu kommen. Für mich wirkt der Deutschlandfonds deshalb eher wie ein Konstrukt, für Mitarbeiter eine andere Form der Vermögensbildung zu organisieren, als eine echte neue Identifikation eines Mitarbeiters mit seinem Unternehmen."
    Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und der BDI haben konkrete Vorstellungen, wie eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung aussehen soll.

    "Es gibt nicht nur ein Modell, sondern es gibt verschiedene Formen. Wir kennen bisher schon außerhalb dieses Bereichs die stille Beteiligung an einem Unternehmen. Die Mitarbeiterkapitalbeteiligung soll freiwillig sein, soll vereinbart werden können. Soll eine Form finden wie der Mitarbeiter sich mit seinem Unternehmen durch seinen finanziellen Beitrag stärker mit dem Unternehmen noch identifiziert und auch aus Sicht der Arbeitgeber die partnerschaftliche Unternehmenskultur gefördert wird."
    Ein wichtiger Punkt ist für die Arbeitgeber die Freiwilligkeit - für beide Seiten. Kein Unternehmer dürfe gezwungen werden, Teile seines Unternehmens an seine Arbeitnehmer zu verkaufen. Ebenso wenig dürfe von einem Arbeitnehmer verlangt werden Teile seines Lohns in eine mit Verlustrisiken behaftete Kapitalanlage zu investieren. Außerdem dürfe es keine Risikoabsicherung für die Arbeitnehmer geben. Sie müssten in guten und in schlechten Zeiten an der Unternehmensentwicklung teilnehmen.

    Der dritte Punkt: die Mitarbeiterkapitalbeteiligungen sollten erst bei der Veräußerung und nicht bereits beim Erwerb besteuert werden. Eine solche nach gelagerte Besteuerung fördere die Bereitschaft der Beschäftigten, langfristig ins eigene Unternehmen zu investieren. Auf eine direkte Beteiligung der Mitarbeiter an ihrem Unternehmen setzt auch die Union - und grenzt sich damit deutlich von den Vorstellungen ihres Koalitionspartners SPD ab. Steuerliche Anreize sollen die Zahl von Unternehmensbeteiligungen erhöhen. Ausgearbeitet wurde der Vorschlag von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, CDU, und dem bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber, CSU.

    "Das Ganze ist also ein Anreizmodell um die Arbeitnehmer stärker an ihren Betrieben und Unternehmen zu beteiligen. Die direkte Anlageform, nicht ein anonymer Fonds steht für uns im Vordergrund, sondern die direkte Beteiligung der Arbeitnehmer an ihren jeweiligen Unternehmen."
    Konkret will die Union die Beteiligung von Mitarbeitern an ihren Unternehmen bis zu einer Höhe von 1000 Euro im Jahr fördern. Arbeitnehmer mit einem Einkommen unterhalb der Krankenversicherungspflichtgrenze von 47.700 Euro im Jahr sollen nach den Vorstellungen der Union bis zu 500 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei in ihr Unternehmen investieren können. Dieses Geld soll zusätzlich zum Tariflohn gezahlt werden. Zudem können Beschäftigte noch einmal eine Beteiligung von 500 Euro erwerben, für die sie zwar Sozialabgaben zahlen müssen, zunächst aber keine Steuern. Diese werden erst fällig, wenn die Beteiligung wieder verkauft wird. Für den Unternehmer Kuchejda ist eine Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen nur schwer vorstellbar.

    "Gerade in der Personengesellschaft, das heißt da, wo sie natürliche Personen als Eigentümer haben, Familiengesellschaften sowieso schon Probleme haben, wenn die Familien sehr stark aufgesplittet sind. Das heißt, es gibt zahlreiche Beispiele wo es Probleme gibt, wo keine Einigkeit im Gesellschafterkreis existiert. Eine Mitarbeiterbeteiligung halte ich nur für sinnvoll, wenn unmittelbar am Ertrag beteiligt werden kann. Ich halte es nicht für sinnvoll, wenn am Kapital beteiligt wird. Wenn Sie jetzt eine Kapitalbeteiligung bei den Mitarbeitern haben, dann wird, dann gibt es viele ungelöste Probleme. Was passiert, wenn einer ausscheidet, was passiert dann mit dem Kapital, das angesammelt ist?"

    Dieses Problem ist im Deutschlandfonds der SPD gelöst, da die Arbeitnehmer hier Anteile an einem Fonds halten. Aber die direkte Beteiligung der Mitarbeiter wirft noch ein weiteres Problem auf - sollten die Arbeitnehmer auch am Verlust eines Unternehmens teilhaben? Für den Gewerkschafter Dietmar Hexel steht fest:

    "Nein, am Verlust soll er nicht beteiligt werden, deswegen ist er ja Arbeitnehmer und kein Unternehmer. Er kriegt dafür ein gesichertes Tarifeinkommen, damit ist seine Lebenssituation gesichert. Der Unternehmer erhält ja regelmäßig deutlich mehr als ein Arbeitnehmer, mindestens Faktor drei, in Großbetrieben der Faktor fünf, bei Managergehälter wissen wir selber, welche absurden Höhen da erreicht worden sind. Das heißt, der Arbeitnehmer hat heute in seinem Lohn weniger Einkommen als ein Unternehmer, und deshalb kann er auch nicht am Risiko beteiligt werden."
    Die Union sieht das ganz anders - auch die Arbeitnehmer sollen nach ihren Vorstellungen unternehmerisches Risiko tragen. Für die Union ist klar: kein Risiko - kein Gewinn. Erwin Huber.

    "Es ist in der Tat so, dass wir ja bestimmte Möglichkeiten haben der Risikoabsicherung. Das würde natürlich die Rendite senken, das ist ganz logisch, das ist auch heute ein allgemeines Prinzip der Finanzmärkte."
    Trotz aller Unterschiede - eine Idee verfolgen beide Modelle: das Eigenkapital der Betriebe soll durch die Mitarbeiterbeteiligung gestärkt werden. Beim Deutschlandfonds wird den Unternehmen, deren Mitarbeiter Fondsanteile zeichnen, Geld vom Fonds als Darlehen zur Verfügung gestellt. Im Unionsmodell erhalten die Betriebe das Geld von ihren Mitarbeitern direkt. Erwin Huber:

    "Das hat für die Wirtschaft auch den Vorteil, dass man Eigenkapital schaffen kann und dass damit die Eigenkapitalquote des Mittelstandes erhöht werden kann. Es ist ja auch ein Problem für die Investitionsfähigkeit mittelständischer Unternehmen, dass die Eigenkapitaldecke zu gering ist und dass damit natürlich auch die Beschaffung von Fremdkapital eingeschränkt ist. In dem Moment, wo aus dem Mitarbeiterkreis heraus, und zwar soll das Angebot ja immer an alle Mitarbeiter gehen, natürlich auch Eigenkapital mobilisiert wird, stärkt das insgesamt die Betriebe in ihrer Investitionsfähigkeit und damit natürlich auch ihre Behauptungsmöglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten."
    Für Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung keine sehr beruhigende Vorstellung - weder bei dem Unions- noch bei dem SPD-Modell:

    "Das Problem am SPD-Modell ist, dass die SPD sagt, manche Unternehmen hätten gerne eine Mitarbeiterbeteiligung, weil ihnen dann auch Eigenkapital zufließt. Meine Idee ist dabei, das müssen ja denn eher kapitalschwache Unternehmen sein, und da ist die Gefahr möglicherweise auch größer als ansonsten, dass das eine oder andere Unternehmen eben auch Gefahr läuft, im Wettbewerb nicht bestehen zu können."
    Generell sei es ja eine gute Idee, die Mitarbeiter am Erfolg ihres Unternehmens teilhaben zu lassen.

    "Die einfachste Form der Mitarbeiterbeteiligung sind natürlich Sonderzahlungen an die Arbeitnehmer. Wenn ein Unternehmen gut verdient, dann gibt es vielleicht zum Jahresende noch einen Extrazuschlag, und das ist natürlich auch so, das beruht natürlich auch auf Freiwilligkeit der Unternehmen, und manches Unternehmen ist eben nicht dazu bereit, Sonderausschüttungen an seine Mitarbeiter durchzuführen."
    Bei Schmidt und Haensch ist genau das üblich - und bisher ist man damit gut gefahren, die Mitarbeiter sind zufrieden. Doch die Politik setzt auf die Beteiligung der Mitarbeiter am Kapital. Auf der einen Seite steht der Deutschlandfonds der SPD - auf der anderen Seite das Unions-Modell mit direkten Beteiligungen. Doch ganz so unvereinbar wie die beiden Konzepte auf den ersten Blick scheinen, sind sie nicht. Auch das Unions Modell schließt Fonds nicht grundsätzlich aus.
    Karl-Josef Laumann.

    "Sondern wir wissen auch, dass wir in bestimmten Strukturen hier nur weiterkommen, wenn es die Möglichkeit von einer Fondslösung gibt, nur wir haben hier keinen einheitlichen Fonds für alle vor, sondern wir können uns eben auch regionale, branchenbezogene Fondslösungen vorstellen, und die haben ja durchaus für bestimmte Menschen große Vorteile, im übrigen nicht nur für die Arbeitnehmerseite."
    Der SPD - Deutschlandsfonds oder die Betrieblichen Bündnisse für Soziale Kapitalpartnerschaft der Union - die Großkoalitionäre sind sich sicher, dass sie bei diesem Thema auf einen gemeinsamen Nenner kommen und hoffen, dass ein Kompromiss-Gesetz spätestens im Jahr 2009 in Kraft treten kann.