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Investition in die Zukunft

Modernisierungsprogramm, Konjunkturpaket II, Ausbauprogramm. Bis zum Jahr 2020 will die nordrhein-westfälische Landesregierung alle Hochschulen ihres Landes auf den neuesten Stand der Ausstattung bringen. Einer der größten Sanierungsfälle ist die Bochumer Ruhr-Universität.

Von Andrea Groß |
    Die Universität in Bochum hat ihren eigenen Sound. Jeden Tag kommen viele hundert Menschen von der U-Bahn-Station auf den Campus, laufen dabei über die losen Betonbodenplatten auf den Plätzen vor der Bibliothek und dem Audimax und erzeugen dabei dieses einmalige Geräusch. Die nächsten beiden Studierendengenerationen müssen sich allerdings noch auf andere Geräusche einstellen.
    "Wir sehen hier den Rohbau bis ins eins, zwei, drei, vier - bis ins vierte Geschoss."

    Ina Schwarz, Dezernentin für Gebäudemanagement der Uni Bochum, steht vor der Baustelle eines Ausweichgebäudes, in das nächstes Jahr die Ingenieurwissenschaftler aus dem Nachbargebäude umziehen werden. Dann wird deren Gebäude saniert und wieder ziehen die Nachbarn ein. So geht es immer weiter. Auf dem Südwestflügel des Campus, den Ingenieuren genau entgegengesetzt, soll ebenfalls ein Ausweichgebäude gebaut werden, damit die Campussanierung schneller über die Bühne geht.

    Das Verfahren hat den Vorteil, dass jede Fakultät nur einmal umziehen muss, erklärt die Dezernentin. Der Bau eines Rotationsgebäuden, in die jede Fakultät für den Zeitraum der Sanierung ihres Gebäudes ein- und hinterher wieder auszieht, wurde zugunsten der Forschung verworfen.

    "Versuchsaufbauten gerade der Doktoranden innerhalb von zwei Jahren zweimal auf und abzubauen ist nicht nutzerfreundlich und kann man eigentlich für eine Universität, die sich stark macht für die Exzellenzinitiative nicht empfehlen."

    Durch den Bau der beiden Ausweichgebäude bleiben am Ende der Sanierung logischerweise zwei Gebäude übrig. Eines wird wahrscheinlich abgerissen, das andere wird die Uni jedoch gut gebrauchen können. Sie muss sich schließlich wegen des doppelten Abiturientenjahrgangs auf eine wenn auch nur kurzfristige Studentenschwemme einstellen.

    Obwohl der klotzige Charakter der insgesamt elf Universitätsgebäude erhalten bleibt, soll dennoch alles ganz anders werden. Die völlig überflüssigen, um jedes Stockwerk herumlaufenden Balkone beispielsweise schaffen massenhaft Wärmebrücken und sind unter dem Gesichtspunkt der Energiebilanz eine Katastrohe. Seit einem dreiviertel Jahr verwaltet Ina Schwarz den Campus mit dem spröden Charme. Schön ist anders, gibt sie zu. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es um optimales Flächenmanagement.

    "Heutzutage ist es so, dass man eben sehr, sehr schnell anpassen muss. Da kommen neue Forschergruppen, Drittmittelgruppen dazu. Das ging glaube ich früher etwas langsamer und von daher konnte man da auch baulich noch besser anpassen. Das muss jetzt schneller gehen und das müssen wir auch optimieren und uns in der Verwaltung umstellen."

    Zehn Jahre Baulärm und Schmutz stellen nicht nur die Gebäudemanagerin vor eine Herausforderung. Studierende und Mitarbeiter sind sich jedoch einig: ein paar Unpässlichkeiten nimmt man gerne in Kauf, wenn hinterher alles schöner ist. Diese Verwaltungsangestellte bringt es auf den Punkt.

    "Es wird Zeit, dass was passiert, denn im Prinzip ist jahrzehntelang nichts gemacht worden und ich freue mich darauf, dass endlich hier renoviert wird und hier wieder ein ordnungsgemäßer Lehrbetrieb stattfinden kann. Denn das sind ja keine Zustände, wie das aussieht hier an der Ruhr-Uni. Ich finde das toll."

    Gut eine Milliarde Euro soll die Sanierung der Ruhr-Universität kosten. Das ist ein Fünftel dessen, was dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW für alle Hochschulen des Landes zur Verfügung steht. Bis zum Jahr 2015 hat die schwarz-gelbe Landesregierung erst einmal zwei Milliarden bewilligt. Der Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, Ferdinand Tiggemann, ist allerdings sicher, dass Mitte des nächsten Jahrzehnts auch die restlichen drei Milliarden kommen werden - egal wer dann an der Regierung sein wird. Und er ist sich sicher: das Geld wird reichen - für die Sanierung aller Hochschulen in Nordrhein-Westfalen.

    "Mir ist klar, dass der Landeshaushalt sehr stark dadurch belastet wird. Aber die Landesregierung hat diese Programme beschlossen und ich gehe auch davon aus, dass in der nächsten Legislaturperiode diese Mittel zur Verfügung stehen, denn der Ausbau der Hochschullandschaft ist eine Investition in die Zukunft."