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IOC bringt FIFA unter Druck

Die Ethik-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees hat Korruptionsermittlungen gegen drei IOC-Mitglieder aufgenommen. Dabei handelt es sich um den Brasilianer Joao Havelange, Issa Hayatou aus Kamerun sowie um den Senegalesen Lamine Diack, dies bestätigt ein hoher Offizieller.

Von Thomas Kistner | 15.06.2011
    Weil Havelange und Hayatou zugleich höchstrangige Vertreter der FIFA sind, bringt die olympische Ermittlung auch den Fußball-Weltverband massiv unter Druck – der hat die schwerwiegenden Vorwürfe nie verfolgt. Diese rühren großenteils aus der Bestechungsaffäre um die frühere Schweizer Sportagentur ISL, nach deren Konkurs 2001 enorme Schmiergeldzahlungen an Sportfunktionäre ans Licht gekommen waren. Das Zuger Strafgericht hatte Geldflüsse an Sportfunktionäre von 140 Millionen Schweizer Franken allein in den Jahren von 1989 bis 2001 errechnet. Allein Havelange und dessen Schwiegersohn, dem FIFA-Vorständler Ricardo Teixeira, wurden dabei 9,5 Millionen US-Dollar zugerechnet, die seine rzeit über eine Liechtensteiner Briefkastenfirma an das Duo geflossen waren.

    Statt wie nun das IOC gegen korrupte Vorständler zu ermitteln, hat Sepp Blatters FIFA alles versucht, um die Sünder zu schützen. Im Juni 2010 teilte die Strafbehörde in Zug mit, FIFA-Funktionäre hätten insgesamt 5,5 Millionen Franken zurückgezahlt. Dafür wurden keine Strafprozesse eröffnet, bei denen die korrupten Amtsträger aufgeflogen wären.

    Seither kämpft die Fifa um die Wahrung der Anonymität ihrer Sünder. Sie hintertreibt sogar seit Monaten die Herausgabe der Einstellungsverfügung, mit der die Strafbehörde das Verfahren gegen Fifa und zwei FIFA-Funktionäre abgeschlossen hatte. Zwar hatte die Zuger Staatsanwaltschaft bereits zweimal grünes Licht für die Veröffentlichung des Dokuments erteilt – doch beide Male legte die FIFA Einspruch ein. Zuletzt nur eine Woche vor Sepp Blatters affärenreicher Wiederwahl zum FIFA-Boss.
    Nun bemüht sich um dieses brisante, weil eindeutige Dokument die Ethikkommission des IOC. Bliebe die FIFA bei ihrem Einspruch, käme es zur direkten Konfrontation der weltgrößten Verbände.

    IOC-Präsident Jacques Rogges Administration hatte sich gleich nach einem BBC-Film zur ISL-Affäre im Dezember auch bei dem britischen Sender um Unterlagen bemüht; zudem wurde die Ethikkommission beim Zuger Strafgericht vorstellig. Ein IOC-Sprecher sagt, die drei beschuldigten Funktionäre würden nun angehört, danach wird die Ethikkommission Empfehlungen zu etwaigen Sanktionen dem IOC-Exekutivboard vorlegen.