Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Olympia
IOC empfiehlt Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler - unter Auflagen

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler als neutrale Athleten zu internationalen Wettbewerben empfohlen. Die IOC-Exekutive entschied, die Teilnahme solle den Athletinnen und Athleten unter bestimmten Bedingungen ermöglicht werden können.

29.03.2023
    Der Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees in Pully bei Lausanne
    Der Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Pully bei Lausanne. (AFP / Fabrice COFFRINI)
    Zu diesen Auflagen zählen strikte Neutralität, die Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen und der Nachweis, den Krieg nicht zu unterstützen. Sportler aus beiden Ländern mit Verbindung zu Militär und Sicherheitsorganen bleiben ausgeschlossen ebenso Mannschaften. Nach dem Willen des olympischen Dachverbands dürfen weiterhin keine internationalen Wettbewerbe in Russland und Belarus stattfinden. Zudem sollten Regierungs- und Staatsbeamte für internationale Sportveranstaltungen weder akkreditiert oder eingeladen werden.
    Eine Entscheidung über eine Teilnahme-Erlaubnis für Russen und Belarussen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris werde erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen, betonte IOC-Präsident Bach. 

    Widerstand aus Ukraine gegen IOC-Kurs

    Widerstand gegen den Kurs des IOC gibt es vor allem aus der Ukraine und einer Reihe von westlichen Ländern. Die Ukraine verweist darauf, dass viele russische Spitzensportler auch Angehörige des russischen Militärs sind. Die Ukraine droht auch mit dem Boykott internationaler Wettbewerbe bis hin zu Olympia, um Aufeinandertreffen mit Athleten aus Russland und Belarus zu vermeiden. Der Deutsche Olympische Sportbund stellte sich hinter die Forderungen nach einer Fortsetzung des Banns gegen Russland und Belarus. Einen Olympia-Boykott schließe der DOSB aber "aus grundsätzlichen Erwägungen aus", wie Verbandschef Weikert den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte.
    Der Verein "Athleten Deutschland" sprach sich erneut für einen weiter geltenden Komplettausschuss von russischen und belarusischen Sportlern bei den nächsten olympischen Spielen aus. Bereits im Februar hatten die Sportminister aus 35 Ländern in einer gemeinsamen Erklärung den weiteren Ausschluss russischer und belarussischer Sportler gefordert. Neben Deutschland hatten auch andere Top-Sportnationen wie Großbritannien, die USA, Australien, Japan und Frankreich diese Haltung unterstützt.

    Sportministerin Faeser: IOC-Entscheidung ist Schlag ins Gesicht ukrainischer Athleten

    Die Bundesregierung verurteilte die IOC-Empfehlung zur Rückkehr russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten in den Weltsport scharf. "Die Entscheidung des IOC ist ein Schlag ins Gesicht der ukrainischen Sportlerinnen und Sportler. Sie haben die Solidarität des internationalen Sports verdient. Das Mindeste, was die Ukraine erwarten kann, ist eine klare Haltung", erklärte die auch für Sport zuständige Bundesinnenministerin Faeser. Der internationale Sport müsse den brutalen russischen Angriffskrieg in aller Klarheit verurteilen. Das gehe nur mit einem kompletten Ausschluss russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten, betonte die SPD-Politikerin.

    Alt: IOC beweist erneut mangelndes Verständnis der Menschenrechte

    Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Alt. Trotz neutraler Flagge biete die Entscheidung eine internationale Bühne für die menschenverachtende Politik des russischen Präsidenten Putin, erklärte die FDP-Politikerin. "Das IOC beweist damit wieder einmal ein mangelndes Verständnis der Menschenrechte".
    Auch die Unionsfraktion im Bundestag bezog Stellung. "Es gibt hier nicht den 'neutralen Athleten', den sich das IOC offenbar vorstellt. Dies wird die Reaktion der Ukraine zeigen, die aller Voraussicht nach in einen Boykott der Spiele in Paris mündet", sagte  der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU, Mayer. Damit seien die Rollen von Tätern und Opfern endgültig in grotesker Weise vertauscht. 
    Diese Nachricht wurde am 29.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.