81 Staats- und Regierungschefs hat er getroffen, milliardenschwere Sponsorenverträge unterschrieben, eine Reformagenda angeschoben. Keine Frage, IOC-Präsident Thomas Bach hat Dampf gemacht in seinem ersten Jahr. Doch was sagt das über seine Qualitäten aus? Nicht sehr viel.
Denn Reformen im IOC sind nach Jahren des Stillstands unter seinem zuletzt kranken Vorgänger Jacques Rogge schlicht unvermeidbar. Sonst findet sich – insbesondere für die Winterspiele – bald kein Ausrichter mehr.
Doch dafür, dass sich die Ringe Organisation unter Bach zu einem transparenten Gegenentwurf zum skandalumtosten Weltfußballverband FIFA verwandelt, spricht derzeit wenig bis nichts.
Nicht ein kritisches Wort von Bach zum Olympia-Gigantismus a la Sotschi. Nichts zu den Menschenrechtsverletzungen der russischen Behörden während der Spiele, stattdessen nur überschwängliches Lob für Putin.
Keine Anzeichen für bescheidene Olympia-Konzepte
Und im IOC selbst? Hat sich die Macht verschoben aber nach Osten und nicht nach Westen. Der kanadische Querdenker Richard Pound – ausgebootet kurz vor der Wahl zum Exekutivkomitee. Neuer Vizepräsident: ein chinesischer Parteikader. Und der Putin-Vertraute Alexander Schukow leitet die wichtige Evaluierungskommission für die Vergabe der Winterspiele 2022.
Das sind nicht gerade Anzeichen dafür, dass demnächst auch bescheidene Olympiakonzepte, die auf Nachhaltigkeit und nicht auf Pomp setzen, beim IOC eine Chance haben. Doch Olympia in der Größenordnung von Peking, Sotschi, ja selbst von London, durchgeführt von einer Organisation die lupenreinen Autokraten nach dem Mund redet, ist in Deutschland nur schwer vermittelbar.
Ob der zugegeben schöne Traum von Sommerspielen in Deutschland realistisch ist, hängt also maßgeblich von Thomas Bach und seinem Kurs ab. Nach seinem ersten Jahr an der IOC-Spitze ist - allem Reformgerede zum Trotz - Skepsis angebracht.