Burkhard Birke: Ein Gebiet der Größe Großbritanniens entlang der amerikanischen Golfküste ist überschwemmt. Die Stadt New Orleans ist zu 80 Prozent überflutet, sie versinkt im Wasser und im Chaos. "Chaos" ist dabei vielleicht eigentlich ein mildes Wort, um die Zustände nach dem Hurrikan Katrina zu beschreiben. An apokalyptischen Vergleichen mangelte und mangelt es nicht: "unser Tsunami", "unser Hiroshima", ja einige Betroffene sprechen schon von "unserem Irak-Krieg ohne Bomben". Überdramatisierung?
Und soeben erreicht uns eine Meldung, dass die Lage sich wahrscheinlich noch verschlimmert, denn die Nachrichtenagentur AP meldet, dass die Stadt New Orleans heute Morgen in den frühen Morgenstunden, es ist kurz nach fünf dort, von schweren Explosionen erschüttert worden sein soll. Was es damit auf sich hat, darüber werden wir Sie natürlich im Verlaufe der weiteren Sendung informieren. Im nächtlichen New Orleans haben wir vor wenigen Stunden Burt Callahan erreicht. Er ist Musiker und harrt seit fünf Tagen dort in der Stadt aus. Ich habe ihn zunächst gefragt, in welcher Situation er sich aktuell befindet.
Burt Callahan: Ich bin glücklicherweise in einem Teil der Stadt, der etwas sicherer ist, in der Nähe des so genannten Garden Districts bei der Universität. Aber in der Innenstadt ist das reine Chaos.
Birke: Haben Sie Essen, haben Sie Trinken?
Callahan: Sehr, sehr wenig. Wir haben keinen Strom seit fünf Tagen. Es ist immer noch heiß. Und es gibt kein fließendes Wasser. Ganz primitive Bedingungen. Fast überall steht Wasser, aber das Wasser hier in der Nähe kann man nicht trinken. Einige Straßen sind bedeckt mit entwurzelten Bäumen und Ästen, Stromleitungen hängen herunter, die meisten Häuser sind beschädigt. Ich lebe hier in einem Appartement in einem Haus, das etwa 1880 erbaut wurde. Man kann hundert Jahre alte Eichenbäume sehen hier, die einfach so entwurzelt wurden und die ganze Straße bedecken.
Birke: Herr Callahan, es ist auch viel die Rede von Unsicherheit, von Plünderungen. Fühlen Sie sich bedroht?
Callahan: Es ist eine Tatsache, mit der man umgehen muss. Ich habe offene Plünderungen ganz in der Nähe gesehen. Ich bin mit meinem Fahrrad zur Durchgangsstraße runter gefahren, an der Ecke war ein Geschäft. Die Polizei war da, Soldaten waren da, doch die Polizei ist völlig überfordert. Keine Kommunikation. Es gibt Aufruhr in der Innenstadt. Die Menschen sind so verzweifelt, die Polizei traut sich nicht, Plünderer zu verfolgen, bis die Nationalgarde zur Verstärkung kommt. Ich sah offene Plünderungen vor den Augen der Polizei. Sie haben so viele andere Probleme, mit denen sie fertig werden müssen.
Birke: Herr Callahan, die Stadt sollte ja evakuiert werden. Warum haben Sie die Stadt nicht verlassen?
Callahan: Ich bin mit Hurrikans vertraut. Seit ich ein Kind war, habe ich viele erlebt - obwohl ich nicht aus New Orleans stamme. Ich bin in Florida aufgewachsen und kenne deshalb die Gefahren. Aber dieser Sturm traf so viele Menschen völlig überraschend - aufgrund der Geschwindigkeit, der Gewalt und dem Richtungswechsel -, so dass die Menschen keine Zeit hatten, zu reagieren.
Birke: Herr Callahan, Sie haben fünf Tage, fünf Nächte lang jetzt ausgehalten, kaum geschlafen. Haben Sie Hoffnung, gerettet zu werden?
Callahan: Ja, ich versuche halt, mich aufzumuntern. Ich habe ein Telefon, das funktioniert. Ich kann nur angerufen werden, aber nicht selbst jemanden anrufen. Leute aus dem ganzen Land rufen mich an. Sie sind meine Rettungsleine. Ich hoffe, dass ich hier vielleicht herauskomme - aber das ist für mich ein Kampf gegen die Uhr. Unsere Gouverneurin hier in Louisiana, Blanco, hat 40.000 Mann hierher beordert. Ich muss einfach aushalten, bis die mich hier rausholen. Dann gehe ich zu meinem Cousin nach Texas. Ich will hier lebend raus. Es gibt so viele Leute, die vertrieben wurden. Andere Leute wie ich harren aus und tun alles mögliche, um zu überleben. Ich muss sogar ins Appartement meines Nachbarn einbrechen, um nachzuschauen, ob ich da vielleicht Wasser kriegen kann.
Birke: Herr Callahan, was ist denn Ihrer Meinung nach schief gelaufen? Waren die Behörden nicht richtig vorbereitet?
Callahan: Ich bin kein Anhänger von Präsident Bush, aber er hat immerhin Vorkehrungen getroffen, bevor der Sturm kam. Der springende Punkt ist: dies ist ein solch logistischer Alptraum, all diese Menschen, all ihre Ausrüstungen, die vielen Soldaten. Ich habe ein Transistorradio und höre all die Berichte über die Anstrengungen, über viel Geld, das hier reinkommen soll, denn wir müssen New Orleans praktisch von Grund auf wieder aufbauen. Es ist verheerend. Es ist praktisch der Irak ohne Bomben. Und es wird ein Problem sein, dies innerhalb kurzer Zeit zu bewältigen. Ich bete zu Gott, dass wir es schaffen, Menschenleben zu retten, die Revolten zu stoppen, dass genug Soldaten reinkommen und auch das Rote Kreuz. Die Leute brauchen dringend Lebensmittel und Wasser. Ich habe noch etwa acht Liter, das ist es dann.
Birke: Burt Callahan, einer von vielen hundert, vielen Tausenden, die immer noch in New Orleans ausharren, auf Rettung warten. Burt Callahan wohnt 4706 Saint Charles Avenue, Uptown New Orleans.
Und soeben erreicht uns eine Meldung, dass die Lage sich wahrscheinlich noch verschlimmert, denn die Nachrichtenagentur AP meldet, dass die Stadt New Orleans heute Morgen in den frühen Morgenstunden, es ist kurz nach fünf dort, von schweren Explosionen erschüttert worden sein soll. Was es damit auf sich hat, darüber werden wir Sie natürlich im Verlaufe der weiteren Sendung informieren. Im nächtlichen New Orleans haben wir vor wenigen Stunden Burt Callahan erreicht. Er ist Musiker und harrt seit fünf Tagen dort in der Stadt aus. Ich habe ihn zunächst gefragt, in welcher Situation er sich aktuell befindet.
Burt Callahan: Ich bin glücklicherweise in einem Teil der Stadt, der etwas sicherer ist, in der Nähe des so genannten Garden Districts bei der Universität. Aber in der Innenstadt ist das reine Chaos.
Birke: Haben Sie Essen, haben Sie Trinken?
Callahan: Sehr, sehr wenig. Wir haben keinen Strom seit fünf Tagen. Es ist immer noch heiß. Und es gibt kein fließendes Wasser. Ganz primitive Bedingungen. Fast überall steht Wasser, aber das Wasser hier in der Nähe kann man nicht trinken. Einige Straßen sind bedeckt mit entwurzelten Bäumen und Ästen, Stromleitungen hängen herunter, die meisten Häuser sind beschädigt. Ich lebe hier in einem Appartement in einem Haus, das etwa 1880 erbaut wurde. Man kann hundert Jahre alte Eichenbäume sehen hier, die einfach so entwurzelt wurden und die ganze Straße bedecken.
Birke: Herr Callahan, es ist auch viel die Rede von Unsicherheit, von Plünderungen. Fühlen Sie sich bedroht?
Callahan: Es ist eine Tatsache, mit der man umgehen muss. Ich habe offene Plünderungen ganz in der Nähe gesehen. Ich bin mit meinem Fahrrad zur Durchgangsstraße runter gefahren, an der Ecke war ein Geschäft. Die Polizei war da, Soldaten waren da, doch die Polizei ist völlig überfordert. Keine Kommunikation. Es gibt Aufruhr in der Innenstadt. Die Menschen sind so verzweifelt, die Polizei traut sich nicht, Plünderer zu verfolgen, bis die Nationalgarde zur Verstärkung kommt. Ich sah offene Plünderungen vor den Augen der Polizei. Sie haben so viele andere Probleme, mit denen sie fertig werden müssen.
Birke: Herr Callahan, die Stadt sollte ja evakuiert werden. Warum haben Sie die Stadt nicht verlassen?
Callahan: Ich bin mit Hurrikans vertraut. Seit ich ein Kind war, habe ich viele erlebt - obwohl ich nicht aus New Orleans stamme. Ich bin in Florida aufgewachsen und kenne deshalb die Gefahren. Aber dieser Sturm traf so viele Menschen völlig überraschend - aufgrund der Geschwindigkeit, der Gewalt und dem Richtungswechsel -, so dass die Menschen keine Zeit hatten, zu reagieren.
Birke: Herr Callahan, Sie haben fünf Tage, fünf Nächte lang jetzt ausgehalten, kaum geschlafen. Haben Sie Hoffnung, gerettet zu werden?
Callahan: Ja, ich versuche halt, mich aufzumuntern. Ich habe ein Telefon, das funktioniert. Ich kann nur angerufen werden, aber nicht selbst jemanden anrufen. Leute aus dem ganzen Land rufen mich an. Sie sind meine Rettungsleine. Ich hoffe, dass ich hier vielleicht herauskomme - aber das ist für mich ein Kampf gegen die Uhr. Unsere Gouverneurin hier in Louisiana, Blanco, hat 40.000 Mann hierher beordert. Ich muss einfach aushalten, bis die mich hier rausholen. Dann gehe ich zu meinem Cousin nach Texas. Ich will hier lebend raus. Es gibt so viele Leute, die vertrieben wurden. Andere Leute wie ich harren aus und tun alles mögliche, um zu überleben. Ich muss sogar ins Appartement meines Nachbarn einbrechen, um nachzuschauen, ob ich da vielleicht Wasser kriegen kann.
Birke: Herr Callahan, was ist denn Ihrer Meinung nach schief gelaufen? Waren die Behörden nicht richtig vorbereitet?
Callahan: Ich bin kein Anhänger von Präsident Bush, aber er hat immerhin Vorkehrungen getroffen, bevor der Sturm kam. Der springende Punkt ist: dies ist ein solch logistischer Alptraum, all diese Menschen, all ihre Ausrüstungen, die vielen Soldaten. Ich habe ein Transistorradio und höre all die Berichte über die Anstrengungen, über viel Geld, das hier reinkommen soll, denn wir müssen New Orleans praktisch von Grund auf wieder aufbauen. Es ist verheerend. Es ist praktisch der Irak ohne Bomben. Und es wird ein Problem sein, dies innerhalb kurzer Zeit zu bewältigen. Ich bete zu Gott, dass wir es schaffen, Menschenleben zu retten, die Revolten zu stoppen, dass genug Soldaten reinkommen und auch das Rote Kreuz. Die Leute brauchen dringend Lebensmittel und Wasser. Ich habe noch etwa acht Liter, das ist es dann.
Birke: Burt Callahan, einer von vielen hundert, vielen Tausenden, die immer noch in New Orleans ausharren, auf Rettung warten. Burt Callahan wohnt 4706 Saint Charles Avenue, Uptown New Orleans.
