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"Iran is not Iraque"

Wo, zum Teufel, war Seelmann-Eckenknecht, oder wie dieser Monarchisten-Zeremonienmeister des deutschen Fernsehens heißt? Ja, wenn die zweite Lisbeth von England oder irgendein monegassisches Blaublütler-Mädel oder eine dänische Königs-Kuh durchs Bild wankt, dann ist er dabei. Und Bush in Mainz? Soviel Trara wie beim Weltenlenker George Dabbeljuh war selten, das schlägt jede Royalisten-Kirmes. Da hätte ein bisschen high brow und Adelsgetue in der Berichterstattung ganz gut gepasst.

Von Peter Zudeick |
    Aber gut, die Jungs und Mädels vom Ersten und Zweiten und von Phoenix und allen angeschlossenen Rundfunkanstalten haben’s ja ganz fein gemacht. Live-Übertragung des Militärbrimboriums vor dem Mainzer Schloss, gedämpfte Erläuterung, wer da warum und wohin auf dem roten Teppich wandelt, warum George und Görhard einander immerzu auf dem Rücken rumpatschen - bei Familientreffen geht’s eben herzlich zu. George und Görhard und Laura und Doris.

    Meine Frau Doris und ich freuen uns sehr.

    Sag ich doch. Also atmosphärisch, das muss man schon sagen, alles erste Sahne.

    Ich würde den Besuch durchaus als rundum gelungen bezeichnen. Im Atmosphärischen auch, aber eben Gottseidank nicht nur im Atmosphärischen.

    Da hat er Recht. Auch die Stimmung stimmte.

    Ich find's gut, wenn gute Stimmung ist.

    Eben. Und das war ja das Schöne, dass man immer dabei war. Weil eben die Medien so nah dran waren. Ja, gut, Mainz war leergefegt, sogar Kanzler und Außenminister wurden auf dem Rollfeld rumgeschubst, weil sie näher an die Präsidentenmaschine ranwollten - vermutlich um einen Molotow-Cocktail zu schmeißen. Aber da ist der Secret Service eisern. Da gibt’s auch für einen deutschen Kanzler was aufs Maul, wenn er nicht spurt. Gottlob hat er gespurt. Und wir kriegen das alles mit, weil das Fernsehen überall hindarf. Also überall, wo der Secret Service das erlaubt. Bei den Tischreden zum Beispiel, die nicht am Tisch gehalten wurden.

    Lassen Sie mich mein Glas erheben. Wenn ich eins hätte.

    Er kann ja keins haben, weil er am Rednerpult steht. Und warum liest er den Blödsinn ab, den ihm ein Protokollbeamter reingeschrieben hat?

    Es steht hier nun mal so, da muss ich’s auch vortragen.

    Weil der Secret Service das so wollte. Und dann kam der Hammer, und den kriegen wir auch mit, weil doch alles so doll live ist: Der Schröder haut seinem Außenminister was zwischen die Lichter.
    Bezogen auf die Tatsache, dass das Glas nicht voll ist, will ich hinzufügen, und die deutschen Gäste wissen, warum ich das sage: Ich wollte immer Koch und nicht Kellner sein.

    Das war'n Ding für Feinschmecker: Bei den ersten rot-grünen Koalitionsverhandlungen 98 hatte es schwer geknirscht, und da hatte Schröder das Verhältnis zwischen SPD und Grünen und speziell zwischen ihm und Fischer als das von Koch und Kellner erklärt. Und das musste er ihm jetzt noch mal hinreiben. Der Bush muss sich ein Loch in den Bauch gefreut haben, dass er einem derart historischen Augenblick beiwohnen durfte. Und revanchierte sich mit einem Scherzlein über das imaginäre Glas, das er erheben wolle.

    Now Gerhard, before I raise my imaginary glass.
    Denn auch Bush hielt seine Tischrede nicht am Tisch. Wohl weil der Secret Service das so wollte. Und wir kriegen das alles mit, das wird Geschichte geschrieben, da gehen zwei Spitzenpolitiker miteinander um, als wären sie Menschen, ein Weltenlenker und ein Koch.
    Er ist wirklich ein Mann, mit dem man gut umgehen kann.
    Ja, eben, und sie scherzen so schön miteinander, es ist eine Lust.

    Deswegen kann ich Ihnen sagen (Bush lacht), und deswegen kann ich Ihnen sagen.

    Der da so gackert, ist George Walker Bush. Okay. Wir haben natürlich nicht alles mitbekommen, beim Gespräch der beiden Jungs durften Journalisten nicht dabei sein, nicht mal der Secret Service. Aber dafür haben wir ja unseren Gerhard.

    Wir hatten ein sehr, sehr intensives Gespräch.
    Oo, wunderbar. In dem George Bush offenbar Fortschritte in Geographie gemacht hat.

    Iran is not Iraque.

    Na bitte. Das hat sich doch gelohnt. Da haben wir doch was erlebt. Dem Fernsehen sei Dank. Nur der Seelmann-Eckenberg, der hat mir doch gefehlt.

    May God bless you all.

    Ja, danke ebenfalls.