Er war ein Findelkind und wurde, per Adoption, reicher Erbe eines Zeitungsimperiums. Er wollte Schriftsteller werden und sammelte zur Weiterbildung surrealistische Bilder. Er ging nach dem Krieg nach Paris und begann selber zu malen, als Autodidakt. Und doch hat man den Eindruck, dass William Copley das alles nicht übermäßig wichtig war; seine Bilder überfallen den Betrachter mit einer derart grellbunten und schaubudenhaft vereinfachten Weltsicht, dass man sich entweder mit Grausen wendet oder es gerade deshalb gut findet: Frauen, Autos, Geschlechterzwist, dies alles aber als pure Satire. Die Baden-Badener Ausstellung, kuratiert von Götz Adriani, will vor allem das - überall greifbare - Autobiografische in diesem Werk nachzeichnen - und kann dabei auch neues Material vorzeigen.
"Das ist für mich entscheidend gewesen, dieser Lebenslauf, diese biografischen Voraussetzungen, aber eben auch die Verlockung, aus dem Nachlass Dinge auszustellen, die noch nie gezeigt wurden, selbst in Amerika noch nicht. Und die hier ihre Premiere haben. Gut die Hälfte der Ausstellung ist Nachlass."
Manches ist allerdings auch aus der Sammlung Frieder Burda, der offenbar ein Herz für die Herzchentapeten in Copleys Bildern hat. Natürlich sind diese Kitsch-Dekorationen ironisch, so wie Copley überhaupt einer der wenigen Ironiker der Kunstgeschichte ist. Und er macht da vor sich selber nicht halt: es gibt, in den Ölbildern, immer wieder einen kleinen Mann in kariertem Anzug und Bowlerhut, der dem weiblichen Geschlecht nachsteigt, dabei aber selten eine gute Figur macht. Und trotzdem davon nicht lassen kann. Es ist die Frau, die hier dominiert, die Mutter, die Geliebte, die Hure. Aber auch die Sexualität wird bei Copley nicht ernst genommen, sie wird comichaft verzerrt, buntfarbig ausgemalt, ein Groschenheft-Kasperltheater, das in seiner Grellheit direkter Vorfahr der Pop-Art ist. Und dieses Genre dann sarkastisch begleitet: der "Electric Chair", von Andy Warhol nach einem Foto furchterregend vermehrfacht, ist bei Copley ein Korbstuhl mit sinnlosem Elektroanschluss.
Während in Amerika die einen abstrakt-gestisch wüteten und die anderen sich dann um Warhols Popfabrik scharten, hat Copley also einen dritten Weg gesucht. Erstaunlich auch, wie konsequent er sich schon in den 50iger Jahren von den Surrealisten abgrenzte, die er doch gesammelt hatte und mit denen er befreundet blieb. Als Copley seine großartige Sammlung 1979 auktionieren ließ, brachte das damals unfassbare sechs Millionen Dollar.
Da war er schon als Maler etabliert, ermutigt von Max Ernst, Duchamp, Man Ray. Seine auch von der Raumtiefe sehr flachen Bilder lassen dumme Frauen in bonbonfarbener Umgebung "Kiss me" rufen oder den Geschlechter-Fight mit Kinderpistolen austragen. Marilyn Monroe, deren Kleid sich in der Abluft des New Yorker U-Bahn-Schachts erotisch bauscht, wird bei Copley zu einem karikierten Engelchen, dessen weiße Röcke wie Flügel schlagen. Und auf den von ihm bemalten Paravents zeigen die Frauen genau das, was die Paravents doch eigentlich verdecken sollen.
Als chaplineske Hauptfigur bewegt sich der Maler selber durch diesen Kosmos, und Kurator Adriani hat ihm, wohlwollend, eine Art Erotik-Kabinett im Zwischenstock eingerichtet. Ansonsten gibt es Westernhelden und die Polizei, die ebenso wie die Kirche sexuelle Abweichler verfolgt. Der Papst beaufsichtigt ein Erschießungskommando. Das Grab- oder Denkmal für die heilige Hure, wie Copley es erträumt, lässt noch auf sich warten. Aber sein Gestus der avancierten Kinderzeichnung ist spätestens seit Keith Haring stilbildend geworden. Manchmal lässt er sich zu Picabia- oder Tintoretto-Paraphrasen hinreißen. Aber insgesamt ist das alles sehr, sehr leichte Kost, die vor allem dem Erzeuger Copley Spaß gemacht haben dürfte. Ein künstlerischer Selbstversorger, wirklich beneidenswert.
"Das ist für mich entscheidend gewesen, dieser Lebenslauf, diese biografischen Voraussetzungen, aber eben auch die Verlockung, aus dem Nachlass Dinge auszustellen, die noch nie gezeigt wurden, selbst in Amerika noch nicht. Und die hier ihre Premiere haben. Gut die Hälfte der Ausstellung ist Nachlass."
Manches ist allerdings auch aus der Sammlung Frieder Burda, der offenbar ein Herz für die Herzchentapeten in Copleys Bildern hat. Natürlich sind diese Kitsch-Dekorationen ironisch, so wie Copley überhaupt einer der wenigen Ironiker der Kunstgeschichte ist. Und er macht da vor sich selber nicht halt: es gibt, in den Ölbildern, immer wieder einen kleinen Mann in kariertem Anzug und Bowlerhut, der dem weiblichen Geschlecht nachsteigt, dabei aber selten eine gute Figur macht. Und trotzdem davon nicht lassen kann. Es ist die Frau, die hier dominiert, die Mutter, die Geliebte, die Hure. Aber auch die Sexualität wird bei Copley nicht ernst genommen, sie wird comichaft verzerrt, buntfarbig ausgemalt, ein Groschenheft-Kasperltheater, das in seiner Grellheit direkter Vorfahr der Pop-Art ist. Und dieses Genre dann sarkastisch begleitet: der "Electric Chair", von Andy Warhol nach einem Foto furchterregend vermehrfacht, ist bei Copley ein Korbstuhl mit sinnlosem Elektroanschluss.
Während in Amerika die einen abstrakt-gestisch wüteten und die anderen sich dann um Warhols Popfabrik scharten, hat Copley also einen dritten Weg gesucht. Erstaunlich auch, wie konsequent er sich schon in den 50iger Jahren von den Surrealisten abgrenzte, die er doch gesammelt hatte und mit denen er befreundet blieb. Als Copley seine großartige Sammlung 1979 auktionieren ließ, brachte das damals unfassbare sechs Millionen Dollar.
Da war er schon als Maler etabliert, ermutigt von Max Ernst, Duchamp, Man Ray. Seine auch von der Raumtiefe sehr flachen Bilder lassen dumme Frauen in bonbonfarbener Umgebung "Kiss me" rufen oder den Geschlechter-Fight mit Kinderpistolen austragen. Marilyn Monroe, deren Kleid sich in der Abluft des New Yorker U-Bahn-Schachts erotisch bauscht, wird bei Copley zu einem karikierten Engelchen, dessen weiße Röcke wie Flügel schlagen. Und auf den von ihm bemalten Paravents zeigen die Frauen genau das, was die Paravents doch eigentlich verdecken sollen.
Als chaplineske Hauptfigur bewegt sich der Maler selber durch diesen Kosmos, und Kurator Adriani hat ihm, wohlwollend, eine Art Erotik-Kabinett im Zwischenstock eingerichtet. Ansonsten gibt es Westernhelden und die Polizei, die ebenso wie die Kirche sexuelle Abweichler verfolgt. Der Papst beaufsichtigt ein Erschießungskommando. Das Grab- oder Denkmal für die heilige Hure, wie Copley es erträumt, lässt noch auf sich warten. Aber sein Gestus der avancierten Kinderzeichnung ist spätestens seit Keith Haring stilbildend geworden. Manchmal lässt er sich zu Picabia- oder Tintoretto-Paraphrasen hinreißen. Aber insgesamt ist das alles sehr, sehr leichte Kost, die vor allem dem Erzeuger Copley Spaß gemacht haben dürfte. Ein künstlerischer Selbstversorger, wirklich beneidenswert.