Die Theatermittel von René Pollesch sind bekannt: da ist das vom Berliner Volksbühnenbühnenbildner Bert Neumann entworfene Theaterzelt mit der runden Mittelbar, dem kleinen Bühnenraum und dem Nebenzimmer, in das man zwar hineinsehen kann, aus dem aber trotzdem auf eine Leinwand per Kamera übertragen wird, da ist die unvermeidbar herumlaufende Souffleuse, da sind vier Schauspieler, unter ihnen natürlich Volksbühnenphänomene wie Sophie Rois oder Volker Spengler, Schauspieler von denen man nie wissen soll: stellen sie in diesem Augenblick gerade dar oder sind sie sie selbst, repräsentieren sie noch oder leben sie schon?
"Der Schauspielerberuf kann doch nicht damit einhergehen, dass ich jede Fähigkeit des Benutzens verloren haben, dass kann doch nicht nur museumstauglich sein, zu spielen, dass muss doch auch benutzt werden können."
Von Beginn an lässt René Pollesch bei seinem Salzburger Projekt unter dem wohl eher irreführenden Titel "Cappuccetto Rosso" also Rotkäppchen, von Beginn an lässt er keinen Zweifel, dass es ihm diesmal vor allem um eins geht: um einen Frontalangriff auf das sogenannte Repräsentationstheater, in dem Menschen oder vielmehr Schauspieler noch immer behaupten sie seien etwas, was sie gar nicht sind. Und welcher Ort für diesen Frontalangriff wäre besser, als eben das Festival der Festivals, die Salzburger Festspiele, die sich noch immer als unbeirrbarer Hort eben dieses Repräsentationstheater gerieren.
"Was die puritanischen Hemmungen betrifft, ich bewundere sie jeden Tag mehr, es sind Versuche aus dem Leben ein Kunstwerk zu machen, ein Modell der Schönheit zu schaffen, was ...
- Du spielst das so ohne Zauber
- Was, ohne was?"
Nach diesem Zauber wird die wunderbar hysterisch sich gerierende Schauspielerin Sophie Rois an diesem kurzen und überaus kurzweiligen Abend immer mal wieder suchen, nach diesem Zauber der Darstellung, nach dem Bühnenzauber, der von dem Schauspieler auf den Zuschauer übergehen soll und den der sich immer selbst inszenierende Autor René Pollesch so beharrlich bekämpft. Kein Literaturtheater, nicht darstellen sondern von sich selbst erzählen will Pollesch und so mündet dieses Stück immer auch wieder in eine Theaterprobe. Wo sie sich sonst bei Pollesch in wahrhaften Theoriekaskaden die neoliberale Weltkälte vom Leib reden wollen und dabei im Viereck von Geldwert und Pornographie, von verkümmertem Liebesgefühl und allmächtigen Marktgesetzen die Köpfe blutig stoßen, tönen diese Themen diesmal nur wie Refrains vom Rande, während der eigentliche Diskurs sich selbstreflexiv mit dem Theater beschäftigt und mit dem Schauspieler und seinem Repräsentationsproblem.
"Aber dieses Problem, was sie da hatten, das wird immer als marginal betrachtet, dabei ist es gar nicht marginal, dass der Moretti als Hitler keinen Schäferhund an seiner Seite haben darf, weil das nämlich sofort in Kommissar Rex umschlägt, und da übersehen sie wiedermal wo beim Repräsentieren die Probleme liegen, dass sie nämlich alle getrennt werden von ihrem Leben. Und dass das ein Problem ist, dass das ständig übersehen wird, dass haben die einfach übersehen."
Mit kabarettistischer Schlagkraft schießt sich René Pollesch hier auf den Festspielort Salzburg ein, wo etwa der wohl für sein Schauspielerleben erst mit der Rolle von Kommissar Rex und nun mit der von Adolf Hitler auf ewig gezeichnete Tobias Moretti in diesem Jahr nicht nur als der Jedermannsche Teufel sondern auch noch als Darsteller der Titelfigur von Grillparzers König Ottokar in der Regie von Schauspielchef Martin Kusej zum Paradestar avancierte. Kusej selbst hat sich mit René Pollesch sicherlich ganz bewusst einen Antipoden als Kontrapunkt in das Programm seiner ersten Spielzeit geholt, war diese doch letztlich von eben diesem Repräsentationstheater durchaus dominiert.
Unter dem Motto "Wir die Barbaren - Nachrichten aus der Zivilisation" hatte sich Kusej mit Barbara Frey und Stefan Kimmig ausschließlich Regiekünstler seiner eigenen Generation über 40 eingeladen und diese nun selbstbewusst in Salzburg präsentiert. Und in ihren "Geschichten aus dem Wiener Wald und Penthesilea, sowie in Kusejs eigenem König Ottokar spiegelten sich nicht nur eigenwillige Regiehandschriften sondern auch der Wille, sich explizit mit einem vorgegebenen politischen Motto auseinander zu setzen, was sicherlich ein wichtiges Zeichen für Salzburg ist. René Polleschs Rotkäppchen setzt nun einen heiter-selbstironischen Abschluss, der unwichtig macht, dass das Stück selbst im ohnehin längst unübersichtlichen Gesamtwerk von René Pollesch wohl eher marginal bleiben wird.
"Der Kusej hat gesagt, ich will dich Pollesch, gut und schön, ist mir recht, aber ich will dich und ich bin da, ich bin vielleicht nicht gut aber ich bin da und das ist mehr als die meisten von sich behaupten können."
"Der Schauspielerberuf kann doch nicht damit einhergehen, dass ich jede Fähigkeit des Benutzens verloren haben, dass kann doch nicht nur museumstauglich sein, zu spielen, dass muss doch auch benutzt werden können."
Von Beginn an lässt René Pollesch bei seinem Salzburger Projekt unter dem wohl eher irreführenden Titel "Cappuccetto Rosso" also Rotkäppchen, von Beginn an lässt er keinen Zweifel, dass es ihm diesmal vor allem um eins geht: um einen Frontalangriff auf das sogenannte Repräsentationstheater, in dem Menschen oder vielmehr Schauspieler noch immer behaupten sie seien etwas, was sie gar nicht sind. Und welcher Ort für diesen Frontalangriff wäre besser, als eben das Festival der Festivals, die Salzburger Festspiele, die sich noch immer als unbeirrbarer Hort eben dieses Repräsentationstheater gerieren.
"Was die puritanischen Hemmungen betrifft, ich bewundere sie jeden Tag mehr, es sind Versuche aus dem Leben ein Kunstwerk zu machen, ein Modell der Schönheit zu schaffen, was ...
- Du spielst das so ohne Zauber
- Was, ohne was?"
Nach diesem Zauber wird die wunderbar hysterisch sich gerierende Schauspielerin Sophie Rois an diesem kurzen und überaus kurzweiligen Abend immer mal wieder suchen, nach diesem Zauber der Darstellung, nach dem Bühnenzauber, der von dem Schauspieler auf den Zuschauer übergehen soll und den der sich immer selbst inszenierende Autor René Pollesch so beharrlich bekämpft. Kein Literaturtheater, nicht darstellen sondern von sich selbst erzählen will Pollesch und so mündet dieses Stück immer auch wieder in eine Theaterprobe. Wo sie sich sonst bei Pollesch in wahrhaften Theoriekaskaden die neoliberale Weltkälte vom Leib reden wollen und dabei im Viereck von Geldwert und Pornographie, von verkümmertem Liebesgefühl und allmächtigen Marktgesetzen die Köpfe blutig stoßen, tönen diese Themen diesmal nur wie Refrains vom Rande, während der eigentliche Diskurs sich selbstreflexiv mit dem Theater beschäftigt und mit dem Schauspieler und seinem Repräsentationsproblem.
"Aber dieses Problem, was sie da hatten, das wird immer als marginal betrachtet, dabei ist es gar nicht marginal, dass der Moretti als Hitler keinen Schäferhund an seiner Seite haben darf, weil das nämlich sofort in Kommissar Rex umschlägt, und da übersehen sie wiedermal wo beim Repräsentieren die Probleme liegen, dass sie nämlich alle getrennt werden von ihrem Leben. Und dass das ein Problem ist, dass das ständig übersehen wird, dass haben die einfach übersehen."
Mit kabarettistischer Schlagkraft schießt sich René Pollesch hier auf den Festspielort Salzburg ein, wo etwa der wohl für sein Schauspielerleben erst mit der Rolle von Kommissar Rex und nun mit der von Adolf Hitler auf ewig gezeichnete Tobias Moretti in diesem Jahr nicht nur als der Jedermannsche Teufel sondern auch noch als Darsteller der Titelfigur von Grillparzers König Ottokar in der Regie von Schauspielchef Martin Kusej zum Paradestar avancierte. Kusej selbst hat sich mit René Pollesch sicherlich ganz bewusst einen Antipoden als Kontrapunkt in das Programm seiner ersten Spielzeit geholt, war diese doch letztlich von eben diesem Repräsentationstheater durchaus dominiert.
Unter dem Motto "Wir die Barbaren - Nachrichten aus der Zivilisation" hatte sich Kusej mit Barbara Frey und Stefan Kimmig ausschließlich Regiekünstler seiner eigenen Generation über 40 eingeladen und diese nun selbstbewusst in Salzburg präsentiert. Und in ihren "Geschichten aus dem Wiener Wald und Penthesilea, sowie in Kusejs eigenem König Ottokar spiegelten sich nicht nur eigenwillige Regiehandschriften sondern auch der Wille, sich explizit mit einem vorgegebenen politischen Motto auseinander zu setzen, was sicherlich ein wichtiges Zeichen für Salzburg ist. René Polleschs Rotkäppchen setzt nun einen heiter-selbstironischen Abschluss, der unwichtig macht, dass das Stück selbst im ohnehin längst unübersichtlichen Gesamtwerk von René Pollesch wohl eher marginal bleiben wird.
"Der Kusej hat gesagt, ich will dich Pollesch, gut und schön, ist mir recht, aber ich will dich und ich bin da, ich bin vielleicht nicht gut aber ich bin da und das ist mehr als die meisten von sich behaupten können."