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IS-Terror auf dem Sinai
Zahlreiche Menschen sterben bei Anschlagsserie

Der Terror in Ägypten reißt nicht ab: Die Terrormiliz Islamischer Staat hat auf dem Sinai zahlreiche Menschen getötet. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kamen bei den Anschlägen und anschließenden Gefechten mehr als 70 Soldaten und Zivilisten ums Leben. Die Luftwaffe bombardierte als Reaktion IS-Stellungen.

01.07.2015
    Der ägyptische Generalstaatsanwalt Hischam Barakat starb an den Folgen eines Bombenanschlags in Kairo.
    Der ägyptische Generalstaatsanwalt Hischam Barakat starb an den Folgen eines Bombenanschlags in Kairo. (AFP / Khaled Desouki)
    Rund 70 Attentäter haben gleichzeitig sechs Kontrollpunkte der Sicherheitskräfte angegriffen, wie ein Armee-Sprecher sagte. Zu der Tat bekannte sich die radikale Gruppe "Löwen des Kalifats in der Provinz Sinai", der ägyptische Ableger der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS). Nach eigenen Angaben haben Kämpfer sogar 15 Armeeposten überfallen und drei Selbstmordanschläge verübt. Im Anschluss lieferten sich Armee und Polizei im Norden der Sinai-Halbinsel Feuergefechte mit den Dschihadisten. Den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen erschütterten zwei Detonationen, in einem Kairoer Vorort erschossen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben neun Bewaffnete. Die Armee ließ F16-Kampfjets und Apache-Hubschrauber aufsteigen, die im Tiefflug über die Halbinsel flogen.
    Nach Angaben von Augenzeugen und aus Sicherheitskreisen war auch eine Polizeiwache Ziel der Angriffe. Extremisten hätten rund um die Wache in dem Ort Scheich Suweid an der Grenze zum Gazastreifen Sprengsätze deponiert und die Polizisten dazu gezwungen, im Gebäude zu bleiben. Als Reaktion auf die Anschlagsserie bombadierte die ägyptische Luftwaffe Stellungen der IS-Miliz. Ein Armeesprecher sagte, Ziel sei es gewesen, die IS-Kämpfer aus Scheich Suweid zu vertreiben. Nach Angaben der ägyptischen Sicherheits- und Gesundheitsbehörden starben bei den Anschlägen und den Gefechten mindestens 70 Soldaten und Zivilisten. Zudem kamen mindestens 38 Dschihadisten ums Leben.
    Gewalt hat seit Sturz von Mursi zugenommen
    Extremisten im Norden Sinais kämpfen seit Jahren gegen Sicherheitskräfte. Nach dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi 2013 haben islamistische Gruppen ihre Angriffe auf Regierungseinrichtungen auf der Halbinsel massiv verstärkt. Hunderte Polizisten und Soldaten wurden dabei getötet. Der IS hat zudem seine Anhänger aufgefordert, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan Anschläge zu verüben, um so Stärke zu zeigen.
    Der amtierende Präsident Abdel Fattah al-Sisi kündigte gestern an, stärker gegen Extremisten vorzugehen. Seine Worte waren eine Reaktion auf ein Attentat vom Montag auf Generalstaatsanwalt Hischam Barakat, der dabei ums Leben kam. Zudem nahm das ägyptische Kabinett ein neues Anti-Terror-Gesetz an, das unter anderem raschere Verfahren vorsieht.
    (hba/swe)