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Is was!?

Immer mehr Diktatoren verschwinden. Andere Politiker hingegen nicht, die kommen immer wieder. So wie Silvio Berlusconi. Auch andere wollen nicht gehen. So wie der Winter. Der kommt nach kurzem Rückzug mit aller Härte zurück.

Von Klaus Nothnagel |
    Diese ängstlichen, oft etwas kleinwüchsigen Männer mit getönten Brillen, die Scheitel wie mit der Elektrofräse gesägt, in operettigen Fantasie-Uniformen, mit eilfertigen Schranzen, beflissenen Vorsagern und willfährigen Weibern: Doch, mir fehlen die Diktatoren.

    Ich mein's nicht politisch – und moralisch erst recht nicht, wozu auch, moralische Betrachtung ist ja aus der Mode, sodass man angstfrei sagen kann: Rein ästhetisch und vor allem vom Komödiantischen her vermisse ich die immer seltener werdenden Diktatoren! Ihre Sucht, geliebt oder doch gefürchtet zu werden, ihre affige Selbstinszenierung, ihre wagnerisch pompöse Wichtigtuerei: Doch doch, Diktatoren sind Komiker, ein blutig-unverstandener gespielter Witz über die Macht.

    Dem jemenitischen Ex-Diktator Salih ist jetzt ein Museum gewidmet. Dort findet man Devotionalien, die vor allem durch ihren schlechten Geschmack mitzureißen wissen; auch Waffen, einen Berliner Bären und ein paar Handschellen. Glanzstück des Museums: die zerrissene Hose, die Diktator Salih trug (anfangs natürlich noch unzerrissen), als er 2011 im Gebet von einer Bombe getroffen wurde. Jetzt stellen Sie sich das mal übertragen auf das letzte nicht-demokratische deutsche System vor: der hechtgraue Pappanzug, den Honecker anhatte, als er letztmalig mit brechender Stimme "Deutsche Kratsche Plik" röchelte! Da gibt's noch viel zu musealisieren!

    Übrigens: Nicht alle Politiker, die lächerlich sind, sind Diktatoren. Ich sage nur Berlusconi! Viele Italiener glauben ja, der Cavaliere habe die Politikerlaufbahn nur eingeschlagen, weil er keine andere Möglichkeit sah, sich aus dem Knast rauszuhalten. Nach dieser Logik müsste auch die nächste Regierung schnell wieder am Ende sein, und Neuwahlen müsste dann Berlusconi gewinnen, der dadurch – gerade in erster Instanz wegen eines Abhörskandals zu einem Jahr Knast verknackt – seine dämliche Birne ein weiteres Mal aus der Schlinge ziehen könnte. Angesichts sämtlicher Rechtsverdrehungen und Winkelzüge nach Diktatorenart kann man die Tatsache, dass Berlusconi immer noch Anhänger hat, nur mit dem Seufzer kommentieren: "Sehr schönes Land, sehr schlecht bewohnt".

    Wissen Sie, geehrte Hörerinnen und Hörer, welcher Satz in keiner deutschen Konversation fehlen darf: "Am Wochenende soll's ja wieder schöner werden." Geht nur heute nicht, der Satz, es soll schneien. Warum kann der Winter sich nicht einfach nach kurzem, hartem Kampf verpfeifen und Frühling ist? Wozu das Hin und Her? Hä? Fragen Sie mich nicht. Das dürfte eine der vielen Fragen sein, die von Meteorologen nicht beantwortet werden. Mein Rat an alle Interessierten: Keinen Wetterbericht gucken, auch wetter.de ignorieren - stattdessen aus dem Fenster sehen! Wetter findet nicht in elektronischen Apparaturen, sondern unter freiem Himmel statt, das ist ja gerade das Dumme!

    In diesem Sinne, zum Ausklang dieses Textes, eine der hirnverbranntesten und übrigens auch am holprigsten gedichteten Bauernregeln zum Wetter, ein Spruch, den ich überhaupt nicht verstehe: "Fürchte nicht den Schnee im März / darunter schlägt ein warmes Herz!"