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Is was!?

Der Freiburger Fußballtrainer Christian Streich könnte mit seinen Weisheiten auch zur Quotendiskussion in der Politik beitragen. Außerdem im Wochenrückblick: Diskussionen um den Integrationsbambi für Bushido und Läuse bei Topmodellen.

Von Klaus Pokatzky |
    Die wahren Philosophen sind heutzutage die Leute vom Fußball. Vom Kicker Jürgen Wegmann stammt die tiefe Weisheit: "Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu." Jetzt ist Erhellendes dazu gekommen. "Wir wollen so viel wie möglich den Ball haben." Das hat der Trainer vom SC Freiburg, Christian Streich, gesagt. Das gefällt ihm und seinen Tretern nämlich besser, als wenn der Gegner den Ball hat. Und meistens gefällt das den Freiburger Zuschauern auch besser, sagt Christian Streich: Wenn nämlich Freiburg den Ball hat, kann der Gegner kein Tor schießen. Hätten Sie das gedacht? Endlich verstehen wir Fußball. Noch schöner hört sich das Ganze im Streich'schen badischen Original an.

    Wenn das alles nicht so geistvoll wäre, könnte Bushido direkt ein Lied auch für andere Sprachmigranten daraus machen. Wobei: Bushido ist jetzt wohl out. Nicht, weil er auf einmal schwulenfreundliche Lieder oder Frauenquotensongs singen würde - nein: "Rapper Bushido soll sein ganzes Vermögen dem mutmaßlichen Anführer eines Mafia-Clans anvertraut haben." Das berichtet das Magazin "Stern". Jetzt fordern erste Politiker, dass Bushido der "Integrationsbambi" des Burda-Verlags von 2011 entzogen werden soll.

    Bushido und ein "Integrationsbambi": Das ist fast so, als wenn das Dschungelcamp den Grimme-Preis kriegen würde. Wie? Die RTL-Primaten haben den Grimme zwar nicht gekriegt, aber waren dafür immerhin nominiert? Dann streichen wir die letzten Sätze lieber. Kriegen die im Dschungel eigentlich auch Läuse – so wie die richtigen Primaten?

    Auf jeden Fall hat jetzt die erste Kandidatin aus Heidi Klums Sendung "Germany's Next Topmodel" – auch ein guter Kandidat für den Grimme-Preis – Kopfläuse bekommen. Kleine Sünden straft der liebe Gott eben sofort.

    Obwohl – wir müssen sagen: Läuse oder Läusinnen. Wir kämpfen hier schließlich streng für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Wie bei der Frauenquote. Also, was da in der Koalition und dann im Bundestag so abgegangen ist, versteht man und frau vielleicht am Besten nach der Logik des Freiburger Trainers Christian Streich: "Ich will so viel wie möglich Frauenquote haben." Das hat sich CDU-Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen gedacht und gedroht, dass sie mit der rot-rot-grünen Opposition für die Frauenquote stimmt. Das gefällt ihr und den Grünen und den Roten nämlich besser, als wenn die FDP und die CDU-Konservativen keine Frauenquote haben. Und meistens gefällt das den Wählern auch besser. Also hat die CDU erst mit der FDP im Bundestag gegen die Frauenquote gestimmt und anschließend nimmt sie die Frauenquote in ihr Wahlprogramm auf. Hätten Sie das gedacht? Endlich verstehen wir Politik.

    Bei den Roten hat es einen Abweichler gegeben. Peer "Leistung-muss-sich-wieder-lohnen" Steinbrück hat in einem Zwischenruf im Bundestag kundgetan, dass er "niemals" seinen Posten im Aufsichtsrat von Borussia Dortmund für eine Frau räumen würde. Das wäre ja auch nahezu clownesk.

    Übrigens: Wenn Kanzlerin Angela Merkel nach der Bundestagswahl weitermacht, ist das Frauenquoten-Wahlprogramm der CDU damit schon übererfüllt?

    Da sollte man am besten den Freiburger Trainer fragen.